Künstlerpostkarten im Brücke Museum
Veröffentlicht am 26. Juli 2012
Vor allem in der Urlaubszeit freuen wir uns über Postkarten aus aller Welt und verschicken sie nur allzu gerne an Freunde und Verwandte. Was einige vielleicht nicht wissen: Am Anfang war die Postkarte noch ohne Bild. Postkarten wurden anfangs als reine, postalische Mitteilungsplattform verwendet. Da es noch keine E-Mails gab wurde die Post noch dreimal am Tag ausgeliefert, damit kleine Nachrichten schnell zu ihren Adressaten fanden. Die erste Postkarte gab es offiziell 1869 in Österreich-Ungarn und hieß damals noch Correspondenzkarte. Erst später gab es Bilder auf der Seite der Postkarte, die nicht mit der Nachricht oder dem Gruß beschriftet werden sollte. Diese Neuerung nutzte die expressionistische Vereinigung Die Brücke sofort für ihre Kunst. Es entstanden künstlerische Werke auf kleinem Format. Die Künstlerpostkarten von Ernst Ludwig Kirchner, Karl-Schmidt-Rottluff, Erich Heckel, Fritz Bleyl und Max Pechstein sind nun im Brücke-Museum Berlin zu sehen.
Die Ausstellung Besten Gruß... Künstlerpostkarten der "Brücke" zeigt 67 Postkarten der Künstler, davon die meisten aus der Sammlung des Hauses mit Ergänzungen aus Privatbesitz. Drucke, Zeichnungen oder Aquarelle zieren die Postkarten und dokumentieren zugleich das künstlerische Schaffen der Brücke. U.a. der Ananas-Esser hat es mir bei meinem Besuch im Museum besonders angetan. Einfach zu witzig, dieses Motiv. Hintergrund: Damals gab es solch exotische Früchte, wie die Ananas, noch nicht an jeder Ecke. Erich Heckel hat diese Frucht von Frau Landgerichtsdirektor Schiefler zugeschickt bekommen und sich sehr darüber gefreut. Der Poststempel ist vom 24.12.1910. Der Text auf der Postkarte:
"Sehr geehrte Frau - Sie haben uns mit der Ananas und ihrem liebenswürdigen Brief grosse Freude gemacht und wie Sie sehen zu Taten angeregt. Es grüsst Sie und Ihre Angehörigen Ihr ergebener E Heckel; von Ernst Ludwig Kirchner: Dank und Gruss Ihr EL Kirchner." (Besten Gruß... Künstlerpostkarten der "Brücke", Ausstellungskatalog, Hrsg.: Prof. Dr. Magdalena M. Moeller, Brücke-Museum Berlin, 2012 Hirmer Verlag, München)
Kirchner selbst ist es, der hier die exotische Frucht verspeist. Die Brücke Künstler wandten sich generell häufig dem Neuen zu - sie waren neugierig und innovationsdurstig. Unter anderem exotische, fremde Länder und Kulturen waren Ihnen ein gern gesehener Beobachtungsgegenstand und ein beliebtes Motiv. Abgebildet hat die Brücke Vereinigung auf den Künstlerpostkarten, was sie sahen und mochten - Zirkusszenen, Badende, Konzertszenen, einen Hafen, Eingeborene, sich selbst, das Meer, Bergdörfer und mehr.
Das Brücke-Museum liegt wunderbar im Grünen am Rande des Grunewaldes und ist eine Besuch auf jeden Fall Wert. Die Gründung geht auf den Brücke Künstler Karl Schmidt-Rottluff zurück. Dank seiner Initialzündung kann heute im Brücke-Museum mit großem Archiv der Werke die Kunst der Vereinigung betrachtet werden.
Besten Gruß... Künstlerpostkarten der "Brücke"
25. Mai 2012 bis 23. September 2012
Brücke Museum
Bussardsteig 9
14195 Berlin-Dahlem
Tel: 030-831-2029
Fax: 030-831-5961
Direktorin: Prof. Dr. Magdalena M. Moeller
Öffnungszeiten: Täglich außer dienstags von 11.00 bis 17.00 Uhr
Eintrittspreise: 5 Euro