"Wild Girls" RTL-Camp Start mit Conchita Wurst, Kader Loth und Senna Guemmour

von Portrait von Marlon Kumar Marlon Kumar
Veröffentlicht am 11. Juli 2013

RTL macht seinem Ruf mit dem neuen Z-Promi Reality-Format "Wild Girls - Auf High Heels durch Afrika" alle Ehre und schickt zwölf verwöhnte, vollbusige, grenzdebile und dekadente Schickimicki Damen, die aus nicht nennenswerten Shows bekannt sind, in Stöckelschuhen und Minirock zum indigenen Stamm der Himbas in der namibischen Wüste. Die Ausmaße dieses intellektuellen Fiaskos sind galaktisch: Die Aufzeichnung hat das Potenzial, als niedrigste Niveau-Messlatte deutscher Fernseh-Shows einzugehen und ist ein kulturelles Disaster zum Fremdschämen. Mir ist schleierhaft, wie Verantwortliche mit dieser Produktion guten Gewissens einschlafen können. Achja - die Kasse klingelt, denn RTL kennt sein Klientel: Intellekt nicht vorhanden! Und gestern Abend beim Start der Serie waren es immerhin stattliche 2,62 Millionen deutsche Zuschauer, deren Gehirn auf Leerlauf schaltete.

Um das Sommerloch zu stopfen hat sich RTL wieder einmal nicht lumpen lassen, das deutsche Fernsehen überaus anspruchsvoll zu gestalten und das Pendant des "Dschungelcamps" geschaffen: Das "Silikoncamp". Da die Kandidatinnen zum Teil nicht wissen, in welchem Land sie sich überhaupt befinden, ist der Kulturschock selbstverständlich immens. Aber nicht unbedingt für die Damen, sondern für die Einheimischen: Denn manche 'Frauen' und Skalpellopfer wie Travestiekünstler Conchita Wurst, der an eine Mischung aus Modezar Glööckler und Tokio Hotel Sänger Bill Kaulitz erinnert, könnten durchaus als Alien aus einem Paralleluniversum durchgehen. Hinzu kommen stupide und weltbewegende Dialoge der Protagonistinnen, sowie ballongroße sekundäre Geschlechtsmerkmale, die nur so über den Bildschirm hopsen. Allein die Silikonspender von "Big Brother"- und "Frauentausch"-Koryphae Kader Loth nehmen Dimensionen von ganzen Planetenbahnen mit eigenen Gravitationsfeldern an, zu denen die kleinen afrikanischen Jungs wie Monde angezogen werden. Melonengroße Brüste qualifizieren anscheinend schon für die Sendung. RTL musste die Auswahlkriterien im wahrsten Sinne des Wortes übersichtlich halten. Wer außer schamlosen Glamour-Girls, denen Ruhm vor Ruf geht, möchte im Fernsehen denn schon zum Kasper der Nation werden?

Das Prinzip der Show ist der gleiche Humbug wie immer: Es gilt, heikle Prüfungen zu bestehen. Natürlich heizen die RTL-Autoren den Kandidatinnen mit aberwitzigem Zickenterror ein, der nicht selten in satirischen Konfrontationen mündet. Nur, dass es keine Satire ist. Und was ist der Preis für den gewollten Rufmord? Ein goldener High Heel. Yippie! Auf den wäre ich besonders stolz, da er einerseits Inbegriff grenzenloser Primitivität und andererseits Symbol der First-World-Problems ist, welche die Damen in Afrika überwinden müssen. Ich würde diesen Obolus in einer gläsernen Vitrine auf rotem Samtkissen zur Schau stellen, denn er würde mich außerdem daran erinnern, dass ich einem indigen Stamm das richtige Weltbild vermittelt habe. Denn von den Miseren und Problemen, die wir durchleiden, können die Einheimischen doch nur träumen. Nein, aber mal ehrlich: Es ist eine Frechheit und Zumutung von RTL, diesen indigenen Völkern und Kulturen ausgerechnet die Missstände, Mutationen und Fehlentwicklungen der ersten Welt aufzuzwingen.

Aus Mangel an wirklicher Prominenz, die ihren Ruf in der Wüste aufgeben würde, wurden fast ausschließlich Pseudo-Sternchen und Ex-Frauen von berühmteren Männern verpflichtet: Jordan Carver, Sarah Knappik, Kader Loth, Sophia Wollersheim, Fiona Erdmann, Barbara Engel, Ingrid Pavic, Jinjin Harder, Miriam Balcerek, Senna Guemmour, Conchita Wurst und Sara Kulka heißen die Wüstenmäuse. Moderator ist Andreas Jancke, den der Sender in Indianer Jones Manier mit Hut und Erste-Hilfe-Paket darstellt.