Das Supertalent mit Gottschalk Auftakt

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 17. September 2012

"Das Supertalent" startete am 15. September auf RTL mit neuem Trio: Dieter Bohlen, wie gehabt, und dazu das ehemalige "Wetten, dass..." Gespann Thomas Gottschalk und Michelle Hunziger. Alle wollten wissen, wie Gottschalk sich bei der RTL Show schlägt. Kurz vor 20 Uhr merkte man deutlich, wie alle Sensoren auf "Das Supertalent" justiert waren. Hier kommt mein Erfahrungsbericht:

Samstag abend, kurz vor acht Uhr. Eine Bekannte ruft an. Ich frage sie zum Abschied, was sie gleich macht. "Das Supertalent gucken", sagt sie. "Schließlich wollen wir sehen, wie Gottschalk sich macht, nicht wahr?" Das kollektive "wir" ist hier genau richtig, denn auf Facebook erscheinen die ersten "Das Supertalent" Kommentare von Satiriker Kalkofe und Kollegen. Nun gut, ich schalte RTL ein und bin überrascht von dem großen Trara, mit dem der Sender seine drei neuen Star-Supertalent-Juroren in den Saal marschieren lässt. Es regnet Glitzer, wenn ich mich recht entsinne gibt es auch Pyroffekte. Gottschalk erscheint in karierter Weste, bleibt seinem Stil treu. Wie treu bleibt er sich selbst im Verlauf der Sendung? Wird er Bohlen-Sprüche reißen, um sich anzupassen?

Sofort erscheint der erste Kandidat. Es ist ein nackter Mann, bloß bekleidet mit einem Duschtuch. Das kann nichts Gutes geben, denke ich mir. Überraschenderweise finde ich seine Darbietung sogar ein wenig witzig - er stellt verschiedene Figuren mit Hilfe von Rasierschaum dar, den er sich auf Körper und Gesicht schmiert und stetig anders formt. Mal Teufel, mal Skelett, mal Ente. Wie ein Straßenkünstler. So weit noch ganz okay. Ein gut gewählter Einstieg. Dann fängt die RTL Freakshow so richtig an. Ein kleiner, pummliger Junge mit Herzfehler soll singen und tanzen. Eine Geschichte, die auf die Tränendrüse drücken soll. Typisch. Nichts anderes habe ich von "Das Supertalent" erwartet. In der Bauchbinde kündigen die RTL Redakteure an, der Junge wolle "dick" ins Geschäft einsteigen. Sensibel und gar nicht sensationsheischend, diese Kommentare. Der arme Junge. Danach kommen irgendwelche Vogel-Ladys - ich mag schon gar nicht mehr hinsehen. Das ist kein Supertalent Casting - das ist eine Freakshow, die nur darauf abzielt, sich möglichst über die Kandidaten lustig zu machen oder einen emotionsgeladenen Seufzer auszustoßen. Brot und Spiele auf RTL.

Und Gottschalk? Der Moderator hält sich relativ zurück - zwischendurch gibt es entsetzte Kommentare und einen Seitenhieb auf Bohlens Niveau. Immerhin. Das erleichtert doch etwas. Michelle Hunziger ist von Anfang an voll dabei und plappert eigentlich am Meisten. Sie geht auf die Kandidaten zu und macht alle Emotionen durch. Dieter wiederum ist für seine großmäuligen Sprüche da - ein ausgewogenes Trio, im Sinne von RTL. Ob Thomas Gottschalk das Ganze aber nötig hat, frage ich mich immer noch. Die Show wird durch ihn nämlich nicht erträglicher - Freakshow bleibt Freakshow. Ich will Gottschalk sehen, aber nicht bei "Das Supertalent." Da hilft nur eins: Fernseher ausschalten.