Zeiten des Aufruhrs im "Hotel Adlon": Jürgen Vogel als Nazi

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 8. Januar 2013

"Das Adlon. Eine Familiensaga." fesselt auch mit dem zweiten Teil seine ZDF Zuschauer. Hauptfigur Sonja Schadt lebt in den Goldenen Zwanzigern ein Leben des Luxus im Hotel Adlon, während Jürgen Vogel als Nazi Siegried von Tennen, der ehemalige Verlobte ihrer Mutter Alma, sein Unwesen auf Berlins Straßen treibt. Emotional verwirrt wegen einer anfangs unglücklichen Liebe zum Pianisten Julian Zimmermann (Ken Duken) erlebt sie auch noch den Mord ihrer Vertrauten Galla, die auf offener Straße von SA-Truppen erschossen wird.

Das Hotel Adlon in Berlin in Zeiten des Aufruhrs. Die Dekadénce der Goldenen Zwanziger mit ihren schillernden Parties, glamourösen Auftritten der Legende Josephine Baker und Tanzabenden mit Gigolos für die Kriegswitwen im Adlon stellt einen Gegenpol zu den Geschehnissen dar, die sich außerhalb der geschützen Blase des Hotels abspielen. Endlich findet Sonjas Familie wieder zusammen - sie versöhnt sich im Wissen der unruhigen Zeiten vor der Abreise ihrer Mutter mit derselben und findet im Concierge Friedrich ihren wahren Vater und einen einen neuen Vertrauten. Patron Lorenz Adlon dagegen will noch nicht wahrhaben, dass der Kaiser, sein Freund und Gönner, nicht mehr aus dem Exil wiederkommt. Sein Sohn Louis Adlon macht ihm zudem Kummer und Schande, da er sich von Frau und fünf Kindern trennt - er entscheidet sich für Hedda Burger und muss, kurz nachdem er seinem Vater den Entschluss beichtet, mitansehen wie dieser an den Folgen eines Autounfalls stirbt. Große Momente in dem dramatischen Fernsehspiel.

Den Schluss des zweiten Teils bildet eine geschickt inszenierte Wendung. Sonja Schadt, die erfolgreich im neu aufgesetzten Rundfunk arbeitet, erfährt von Inhaftierungen Aufständiger. Eine böse Vorahnung sucht die Enkelin Lorenz Adlons heim - sie ruft den Pianisten Julian Zimmermann an, der sich für Sonja von seiner Frau scheiden ließ und nun mit ihr eine neue Zukunft plant. Tatsächlich flieht der Pianist und Journalist aus der Redaktion, in der er arbeitet - Nazis sind im Anmarsch. Sonja fragt nach Julian und nennt ihren eigenen Namen, als schließlich jemand den Hörer abnimmt. Es ist Siegfried von Tennen, der ehemalige Verlobte iher Mutter. Alma hatte ihn für ihre Geliebte, die deutsch-amerikanische Fotografin Undine, sitzen lassen. Der Groll sitzt dem SA-Mann noch tief im Nacken. Er zeigt sich überrascht, Sonja am Hörer zu haben und sofort ist diese starr vor Schreck. Sekunden später hört sie einen Schuss im Hintergrund: Ihr Julian wird getroffen. Josefine Preuß spielt Sonja Schadt als energische, lebenslustige Frau, die ihren eigenen Weg sucht - aber auch als ständig vom Schicksal gebeutelt wird. Man sieht dem Charakter an, dass ihr Lebenswille sie letztlich immer wieder vor der unaufhörlichen Verzweiflung durch die erlebten Rückschläge errettet.

Jürgen Vogel sieht der Zuschauer heute abend nicht nur als kaltblütiger Nazi, der unerbittlich seinen Hass auf Familie Schadt zeigt, sondern auch als alternder Mann - hier hat die Maske der Produktion ganze Arbeit geleistet. Die dramatische Rolle des Schauspielers wird uns noch lange im Gedächtnis bleiben.

Der Showdown der Familiensaga rund um das Adlon wird spannend. Wie läuft Glück und Unglück der fiktiven Story mit dokumentarischen Einblendungen aus der Kriegszeit zusammen? Wie wird es dem Adlon Erben Louis Adlon ergehen, der mit seiner Scheidung einen Skandal in der Berliner Gesellschaft auslöste? Was wird aus der ewig hin und her gerissenen Sonja? Ihre brisante Lebensgeschichte vor der Kulisse des Hotel Adlons wird heute abend im ZDF ihr Ende finden.

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