Filmkritik: My Old Lady mit Maggie Smith

von Portrait von Sarah Brender Sarah Brender
Veröffentlicht am 19. November 2014

Ich liebe Maggie Smith. Seit ich die Schauspielerin in ihrer Rolle als scharfzüngige betagte Lady in der englischen BBC-Serie Downton Abbey gesehen habe, bin ich begeistert von der ausdrucksvoll und absolut überzeugend spielenden englischen Mimin. Es war also klar, dass ich mir die Preview ihres neuen Films "My Old Lady" nicht entgehen lassen konnte.

Die Story:

Der New Yorker Mathias Gold (Kevin Kline) reist mittellos nach Paris, um dort eine Erbschaft zu verkaufen: Sein verstorbener Vater, zu dem er jahrelang keinen Kontakt mehr hatte, hat ihm ein Apartment hinterlassen. Doch in der Stadt der Liebe läuft zunächst einmal nichts so, wie er sich das erhofft hatte: Das Apartment bewohnt die 92 Jahre alte Mathilde (Maggie Smith), die vor langer Zeit eine Immibilienleibrente vereinbart hat, was bedeutet, dass sie bis zu ihrem Tod in dem Apartment wohnen bleiben kann und darüber hinaus auch Anspruch auf eine monatliche Rente hat.

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Die rüstige alte Dame zeigt keinerlei Anzeichen, auf ihre Privilegien zu verzichten, und auch ihre Tochter Chloé (Kristin Scott Thomas) verteidigt vehement die Ansprüche ihrer Mutter gegen den Neuankömmling. Außerdem steht die Frage im Raum: Wieso hat Mathias' Vater mit Mathilde damals einen derartigen Vertrag geschlossen? Oder ob sich die drei doch noch annähern können? Von Anfang an ist jedenfalls deutlich, dass noch Enthüllungen bevorstehen werden.

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Hintergrund:

Im Oktober 2002 feierte "My Old Lady" zunächst seine Off-Broadway-Premiere im New Yorker Promenade Theater und wurde auch in europäischen Ländern aufgeführt. Sowohl Film als auch Theaterstück widmen sich der zunächst etwas befremdlich klingenden französischen Idee der Immobilienleibrente, bei der ein Käufer dem Verkäufer statt eines hohen Pauschalbetrags jeden Monat eine kleinere Summe zahlt und die Immobilie erst dann nutzen kann, wenn der Verkäufer verstorben ist.

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Regisseur und Drehbuch:

Israel Horovitz schrieb das Drehbuch und übernahm die Regie. Der 1939 in Wakefield, Massachusetts geborene Horovitz hat bereits über 70 Theaterstücke geschrieben, die in 30 Sprachen übersetzt und in vielen Ländern aufgeführt wurden.

Schauspieler:

Die Schauspieler sind super besetzt und schaffen es, ihren Rollen Leben einzuhauchen. Allen voran natürlich die herausragende Maggie Smith.

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Mein Fazit:

Trotz toller Schauspieler und schöner Kulisse - mich hat der Film leider enttäuscht. Die anfangs eingeschlagene leichtfüßigere Komödienrichtung wird nach einer Weile (für meinen Geschmack: leider) verlassen und der Film gleitet zu arg in Richtung Drama ab. Das funktionierte für mich überhaupt nicht, denn Kevin Kline spielt zwar den unsympathischen und ekelhaft selbstmitleidigen Egoisten Mathias sehr überzeugend - aber seine Rolle ging mir bald einfach nur unglaublich auf die Nerven. Außerdem lieferte die Story insgesamt nicht genug Tiefe, um als Drama wirklich zu überzeugen.

Da half auch die erwartungsgemäß überragend aufspielende Maggie Smith nicht mehr - für mich war das Film leider eine kleine Enttäuschung.

Wer jedoch seine Erwartungen an die Story etwas herunterschraubt und sich stattdessen auf die Kulisse der wunderschönen Stadt Paris sowie die großartigen Schauspieler konzentriert, dem kann ich "My Old Lady" trotz der geschilderten Abstriche empfehlen.

Filmkritik: My Old Lady mit Maggie Smith