Nicht ganz ein Kult-Film

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 14. März 2012

Seit Joanne K. Rowling und Stephenie Meyer die klassischen Antagonisten der Hammer Studios wieder salonfähig gemacht haben, wird in der Fantasy-Sparte wieder jede Menge seichter Blödsinn verfilmt. Auf den ersten Blick trifft das auch auf „Dylan Dog – Dead Of Night“ zu. Das italienische Comic „Dylan Dog“ von 1986 ist außerhalb Italiens kaum bekannt. Aber Regisseur Kevin Munroe, der 2007 das Remake von „Teenage Mutant Ninja Turtles“ machte, hat versucht, das Beste aus dem düsteren Comic herauszuholen. Oder etwa nicht?

Dylan Dog (Brandon Routh) ist Privatdetektiv für Übernatürliches – und will seinen Job eigentlich grade an den Nagel hängen. Doch dann erweckt ein mysteriöser Raubmord sein Interesse. Die junge Elizabeth (Anita Briem) hat die Leiche ihres Vaters gefunden. Außerdem wurde ihr ein altes Artefakt entwendet, das einen bösen Dämon freisetzen könnte. Das Merkwürdige: am Tatort findet Dylan Dog einige Haare eines Werwolf-Clans, der in diesem Stadtteil von New Orleans eigentlich gar nicht aktiv ist. Und schon bald ist Dog mitten drin im Kampf gegen Dämonen, Zombies, Werwölfe und andere garstige Kreaturen.

„Dylan Dog“ hat viele gute Momente. Peter Stormare („Small Town Murder Songs“) als Werwolf-Anführer ist ein Juwel für jeden Trash-Fan und das grandios schlechte Voice Over raubt jedem den letzten Nerv, der nicht mitbekommt, dass „Dylan Dog“ sich nicht ganz so ernst nimmt, wie es den Anschein haben könnte. Nicht ganz so überdreht wie der brachial schlechte, aber doch kultige „The Convent“, kreierte Munroe einen schlichten, ironischen Film in einem ausgelutschten Genre.

 

Dass die Figur des Groucho Marx aus dem Komik durch den Zombie Marcus ersetzt wurde, mag für Fans ein Vergehen oberster Klasse sein, wer das Comic aber nicht kennt, wird den eigentlichen Assistenten von Dog auch nicht vermissen. Was dagegen merklich verloren geht, ist der Sarkasmus der Hauptfigur. Dog ist ein trockener Alkoholiker, der versuchte, den Frust ob des Todes seiner Freundin zu verdrängen. Immer wieder wird im Film gesagt, dass Dog ein sarkastischer, manchmal sogar zynischer Mensch ist – aber das kommt nie rüber. Stattdessen ist der angebliche Ex-Alki ein gegelter und gestylter Möchtegern-Constantine, der sich in jede Frau verliebt, die ihm über den Weg läuft. Mit den Vorbildern Mike Hammer und Sam Spade hat das kaum etwas zu tun. Auch das derbe Aussehen von Dog, der im Comic dem Schauspieler Rupert Everett nachempfunden ist, wurde mit dem neuen „Superman“ Brandon Routh völlig rausgebügelt. Etwas mehr derber Humor, abgewracktere Charaktere und Gewalttätigkeit hätte diesem ohnehin ab 18 Jahren freigegebenen Film nicht geschadet.

 

Die Dialoge sind etappenweise ganz lustig geworden, an die laienhafte Synchronisation gewöhnt man sich schnell und das klassische Whodunit wird auch schnell aufgebrochen – wenn „Dylan Dog“ nur ein bisschen besser geraten wäre, hätte er ein Kultfilm a la „The Crow“ werden können. Nur ein oder zwei coole Songs im Soundtrack, nur ein paar gewagtere Textstellen und ein paar mehr Schrammen am bleich geleckten Hollywood-Style...aber nein – die Produzenten wollten etwas Ungefährliches. Vom versoffenen Dylan Thomas-Style, nach dem die Figur auch benannt ist, blieb nur ein Milchbubi, dem man nicht abkauft, dass er ein harter Kerl mit viel Erfahrung ist.

 

„Dylan Dog“ ist jetzt im Handel erhältlich. Die DVD bietet ein Making Of, ein Wendecover, Trailer und eine Featurette zum Comic.

Dylan Dog hätte unterhaltsam werden können