George Clooney im Esquire-Interview: Wieviel Authentizität kann er in diesem Gespräch wahren?

von Portrait von Lina Wemhöner Lina Wemhöner
Veröffentlicht am 14. November 2013

Es erscheint einem wie eine Lobpreisung einer großen Persönlichkeit. Mit enormen Enthusiasmus und einem Überfluss an Komplimenten beschreibt Esquire-Autor Tom Junod in seinem Artikel „George Clooneys Rules for Living“ seine Eindrücke von „The One and Only“: Mister Clooney! Und tatsächlich - was mit Worten wie: „He understands his place in the pantheon“ oder „He's the master“ beginnt, muss eine herausragende Persönlichkeit sein. Junod wurde in George Clooneys Haus eingeladen und hat ein ganz besonderes und sehr persönliches Gespräch mit ihm geführt. Wieso hat es ihm Clooney so angetan? Und wird er am Ende noch genauso über ihn denken?

Bereits die Beschreibungen seines Eigenheims gleichen denen eines architektonisch wertvoll-antiken Baus -  „massive, slablike, arched“. So kolossal und überwältigend glänzen schon die Eingangsfronten. Nicht auszumachen, wie der Autor beim Anblick von Clooney selbst in Schwärmereien verfallen wird. Wimpern bis zum Boden und Hände so weich und duftend? Nach den ersten überwältigenden Momenten reicht ein kleiner Smalltalk und einige lustige Erinnerungen um die Situation aufzulockern.

Auch wenn sein Leben aus Erinnerungen besteht, auf erfolgreichen Filmen basiert und er Part der öffentlichen Prominenz ist, sei ihm die Authentizität geblieben, so Junod. Er strahle ihm Sympathie entgegen und empfange seine Gäste mit durchdringender Freundlichkeit. Clooney dazu:

“The first thing that I learned - and I understood it at a really young age - was that I could get a laugh.“

Clooney weiß, dank seines Vaters, genau, was einen Hollywood-Star ausmacht. Neben der Rolle als Sympathieträger, wurde ihm auch gewissenhaft verdeutlicht, dass die Menschen nicht immer gut seien:

"Freedom of speech means that when you speak up, you have to be ready for people to say bad things about you."

Auch wenn die Presse viel über Prominenz berichte, versuche sich Clooney sein authentisches und gesundes Ich zu erhalten, so Junod.

Clooney lästert über Schauspielkollegen

Doch kann der erste Eindruck trügen? Ist George Clooney, der Präsident und Meister unter der gesamten Prominenz, wirklich so harmlos? Derjenige, der seine Echtheit versucht zu wahren, hat jedoch auch das Zeug zu böser Lästerei – und zwar gegen seine Schauspielkonkurrenz! So berichtet er im Interview mit Tom Junod von seinem Zerwürfnis mit Russel Crowe, der ihn als jemand bezeichne, der für Geld alles mache:

"He put out this thing saying, ‘George Clooney, Harrison Ford, and Robert De Niro are sellouts'."

Und genau diese Echtheit, die er sich bewahre, suche er bei anderen Menschen, so Clooney. Auch von einer Fehde mit Schauspieler Leonardo DiCaprio berichtet er. Ein Anekdote eines Basketballspieles, mit dem Fazit, dass es wichtig sei, ehrliche Menschen um sich zu haben und selbst ein ehrlicher Mensch zu sein:

"And the discrepancy between their game and how they talked about their game made me think of how important it is to have someone in your life to tell you what’s what. I’m not sure if Leo has someone like that.”

Ist es also Clooneys Authentizität, seine Echtheit und seine offene Art über Dinge zu erzählen, die den Autoren des Artikels so begeistern? Es bleibt jedoch zu spekulieren, ob der Autor am Ende seines Interviews noch genauso enthusiastisch über den Hollywood-Schauspieler denkt, wie er es zu Beginn getan hat. Es reicht vermutlich nicht aus, sich selbst als großen Star zu präsentieren und über andere mit Anekdoten und vergangenen Begebenheiten herzuziehen. Das Fazit des Interviews fällt jedenfalls auch weniger euphorisch aus:

It’s not even a smile that crosses his face. It’s a kind of awareness that doubles as a smile, or a wink."

Hat es der Schauspieler faustdick hinter den Ohren und vergräbt er seine Lästerein bloß hinter seinem authentischen Auftreten? Wir haben ihn durchschaut, die Fassade beginnt zu bröckeln, Mister Clooney!