Buschfunk: Fiona hat Eliminierungsmission

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 22. Januar 2013

RTL überraschte den geneigten Zuschauer gestern Abend mit einem Hauch von Bildungsanspruch und Ahornsirup. Überraschend ist aber eigentlich nur die Tatsache, dass die Dschungelprüfung dieses Mal nicht darin bestand Insekten zu vertilgen. Patrick Nuo und Iris Klein mussten sich beim Wallaby-Riding stattdessen auf einem wildgewordenen Plastik-Känguruh festhalten, wurden mit Mehlwürmern und Ahornsirup beschossen und mussten Schätzfragen zu Australien beantworten. Von anfänglichem Schulniveau („Wie lang ist der längste Fluss Australiens?, Wie viele Einwohner hat das Land?“) senkte sich der Anspruch zwischendurch immer mal wieder auf blödestes Trivialwissen („Mit wie vielen Keramikfliesen ist das Dach des Sydney Opera House beklebt?“). Patrick und Iris holten sieben Sterne und eilten dann, Iris mit verrenkter Rippe, Patrick mit Schleudertrauma in der Hose, zurück zu den anderen Camp-Bewohnern. Wie inzwischen üblich, war die Dschungelprüfung eher ein belangloses Zwischenspiel, bevor es zurück zu den wirklich banal-spannenden Dingen ging, dem Kleinkrieg im Lager.

Kleiner Höhepunkt des Dschungelcamp-Montags war das Verlesen der Briefe an die Bewohner. Jeder erhielt von einem wertgeschätzten Bekannten oder Familienmitglied einen persönlichen Brief, der vor versammelter Mannschaft verlesen wurde und das ein oder andere anerkennende „Oh“ und „Ah“ hervorrief - je nach Talent des Schreibenden, seine Gefühlswallungen in Worte zu kleiden. Einen ganz anderen Laut („Nochmal, den Satz!“) rief dagegen die wenig clevere Agentenbotschaft von Fiona Erdmanns unehelichem Mitwisser Jerome hervor, der die vorangegangene Nachricht von Fionas Mutter bekennend verhunzen musste: „Mein roter Engel! [...] Deine Mission ist es immer noch, das Sams mit Haarverlängerung zu eliminieren.“ Georgina, die in puncto Sommersprossen und Rotschopf mit dem Erscheinungsbild der Kinderbuchfigur übereinstimmt, fühlte sich natürlich umgehend angegriffen, weil sie ihre Meinung über Camp-Zicke Fiona grade erst geändert hatte.

Was Fionas Gatte Mohammed dazu sagt, dass ein Vertrauter sie mit „Mein roter Engel“ anspricht, gibt Anlass für Spekulationen.

Weniger Spekulationen gab es über Allegra, die nach der zweizeiligen Nachricht ihres neunjährigen Sohnes erneut Opfer ihrer hochkochenden Gefühlswallungen wurde und anschließend freudestrahlend das Camp verließ, dankbar, dass die Zuschauer gnädig waren (das ist zumindest eine Interpretationsmöglichkeit) und sie rausvoteten.

Im Hintergrund der Show ging DWDL inzwischen auf die Jagd nach Antworten: Warum hat die Show entgegen dem Trend so gute Quoten? Markus Küttner, Bereichsleiter der Sparte Comedy & Real Life bei RTL, meint, die Antwort läge zum Einen im professionellen Team und zum Anderen in der langen Pause zwischen den Staffeln:

Die Zuschauer sind daher richtig ausgehungert, wenn es im Januar endlich losgeht.

Obwohl es viele im Land der Dichter und Denker gern anders hätten - Küttner hat Recht. Die fragwürdige Show kommt trotz recht später Sendezeit regelmäßig auf sieben bis acht Millionen Zuschauer.