"Beauty & The Nerd" ist unglaublich peinlich und inszeniert

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 8. Februar 2013

Die deutsche Version von "Beauty & The Geek" heißt "Beauty & The Nerd" und treibt derzeit auf ProSieben ihr Unwesen. In den USA traf Ashton Kutcher mit seiner Gameshow den Geschmack des Massenpublikums. Warum, ist einfach zu erklären. Schließlich können sich Beauties über Nerds lustig machen, nerdiges Publikum kann sich an den Kopf fassen, wenn die Schönheiten sich dumm anstellen und die Herren können bei dem ganzen Holz vor der Hütte ordentlich Bauklötze staunen. Alle anderen Zuschauer begaffen einfach beide Kandidaten-Seiten. Unterhaltsam ist die Show allemal. Und sonst?

Schon beim ersten Hinsehen, während der ersten 45 Sekunden, steht der Mund sperrangelweit auf - wie kann man so viel offensichtliche Inszenierung geballt in wenige TV-Sekunden packen? "Beauty & The Nerd" kann. Niemand, der nur ansatzweise vernunftbegabt ist, nimmt diese Spielchen ernst (alles andere wäre sehr traurig), eine derart schamlose Reihung von Klischees ist jedoch schon fast grenzwertig dumm. Um ein Vielfaches dümmer, als man es sich erträumen könnte - so die erste Reaktion. Beim zweiten Hinsehen hat man sich schon an die debilen Situationen gewöhnt. So schnell geht das. Es vergeht kaum ein Moment, in dem nicht die augenscheinliche Kostümierung der Kandidaten auffällt, so extrem schlecht verkleidet, wie die Anwärter durch das Bild laufen. Da sind die ganzen Doku-Soaps nichts gegen: So viel blanke Inszenierung wie hier sieht man nicht alle Tage.

Das Produktionsteam der Sendung schminkt die Beauties möglichst billig "beautiger", kleidet sie ihn Miss-Wahlen-Outfits oder knappe Höschen und packt die Nerds in derart klischeelastige Pullunder und Bügelfaltenhosen, das die Freakshow schon vom Mond aus stinkt. Die Damen spielen sich dumm und dümmer schreiben Jalousie beispielsweise mit "Sch"), die Herren sind grunzend und sexuell unerfahren. Anscheinend will der Zuschauer eben Klischees in reinster, platter Form sehen. Oder?

Was Menschen nicht alles für Geld machen - immerhin kann das Beauty & Nerd Siegerpaar hier 100.000 Euro gewinnen. Kein Wunder, das die Motivation der engagierten Kandidaten recht hoch ist, möglichst lange die Gameshow durchzuhalten. Dafür sind sie gewillt, so gut wie alles mit sich machen zu lassen. Heimlich freuen sich die Darsteller wohl, mit so viel Unsinn gutes Geld zu verdienen - dafür prostituieren sie sich scheinbar nur zu gerne für die deutsche Mattscheibe.

Probleme und Handlungsstränge sind vorhersehbar, wie das B nach dem A. Nerds, die Liebesbriefchen an Beauties schreiben, Beauties, die Nerds schöner machen wollen, gar ganze Makeovers, wie gestern beim Kandidaten Helge sind in den Spielplan eingebaut. Diese Sendung ist so unglaublich peinlich inszeniert, das der Zuschauer gleichsam lachen und weinen kann. Der Plan geht auf: Wie bei einem Slapstick-Marathon mit viel nackter Haut und weltfremden Sprüchen schaut das Publikum gebannt zu - und kann, wie bei einem Unfall, einfach nicht wegsehen. Wirklich urkomisch - und grotesk.