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Neues Glücksspielgesetz in Deutschland: Das Wichtigste im Überblick

von Portrait von Christine Pittermann Christine Pittermann
Veröffentlicht am 6. August 2021

Seit dem 1. Juli 2021 gilt der neue Glücksspielstaatsvertrag. Damit einher gehen diverse neue Vorgaben, die das Glücksspiel im Internet einheitlich regulieren sollen. Wie sieht es also nun konkret mit Glücksspielen aus, was gilt außerdem für Sportwetten? Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengefasst.

Legales Glücksspiel in Deutschland

Das digitale Glücksspiel hat in den letzten Jahren immer weiter an Bedeutung gewonnen. Geduldet wurden in Deutschland Seiten, die keine deutsche Zulassung aus Schleswig-Holstein hatten. Eigentlich bewegten sich die Plattformen aber in einer Grauzone, denn legal war das Online-Glücksspiel eigentlich nicht. Mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag ändert sich das: Nicht nur staatliche Lotterien oder Sportwetten gibt es nun, sondern auch Glücksspielseiten, die von unabhängigen Anbietern stammen und sich auf deutsche Lizenzen bewerben können oder diese bereits besitzen.

Warum Casinos und Buchmacher aus dem Ausland überhaupt geduldet wurden? Sie beriefen sich auf das EU-Recht, denn in der Europäischen Union herrscht die Dienstleistungsfreiheit. Damit argumentieren auch jetzt noch Seiten, die ihr Spieleangebot nicht an die deutschen Gesetze anpassen möchten. Viele Glücksspielseiten haben ihr Spieleangebot bereits umgestellt oder sich um deutsche Lizenzen bemüht – auch weiterhin gibt es aber Plattformen, die Spiele im Angebot haben, die in Deutschland fortan eigentlich nicht mehr erlaubt sind. Sie stehen im starken Kontrast zu den in Deutschland regulierten Seiten, die den Spielerschutz verbessern sollen.

Diese Regeln gelten jetzt für Glücksspielseiten in Deutschland 

Wer mit deutscher Lizenz agieren möchte oder seine Dienste mit ausländischer Lizenz (etwa aus Malta oder Curacao) legal in Deutschland anbieten möchte, muss diverse Einschränkungen vornehmen. Bevor das neue Glücksspielgesetz in Kraft trat, gab es kaum Vorgaben für die Casino-Betreiber. Spieler konnten mit riesigen Bonuspaketen gelockt werden, viele tausend Euro pro Monat verzocken und mit entsprechend hohen Einsätzen spielen. Bei Live-Casino-Spielen wandern nicht selten bis zu 3.000 Euro pro Runde über den virtuellen Tisch. Auch bei den Spielautomaten, die als die beliebtesten Glücksspiele im Internet gelten, gab es kaum Einschränkungen.

Diese Entwicklungen beobachtete die deutsche Regierung lange Zeit mit Sorge. Es dauerte, bis man sich auf neue Regeln einigen konnte. Noch immer halten einige Bundesländer die jetzt in Kraft getretenen Gesetze für unzureichend. Im Vergleich zu den Angeboten, die vor dem neuen Glücksspielgesetz überall zu finden waren, gibt es jetzt aber immerhin deutliche Einschränkungen:

Monatliches Einzahlungslimit: In Casinos mit Lizenz aus Ländern wie Malta konnten Spieler in der Vergangenheit problemlos hohe Summen einzahlen. Je nach Anbieter waren bis zu 10.000 Euro pro Einzahlung möglich. In deutschen Casinos ist das keine Option mehr. Hier hat man sich auf ein monatliches Einzahlungslimit von 1.000 Euro geeinigt. An dieses haben sich auch Plattformen zu halten, die ihre Dienste in Deutschland anbieten möchten, sich aber nicht auf eine deutsche Lizenz bewerben.

Zwangspausen zwischen den Spielen: Wer ein Tischspiel spielt oder am Spielautomaten dreht, muss jetzt Pausen einlegen. Fünf Sekunden wird gewartet, bis eine erneute Runde möglich ist. Das soll eine kurze Verschnaufpause ermöglichen, in der Spieler überlegen können, ob sie wirklich weiterspielen möchten.

Sperrdatei greift auf allen Glücksspielseiten: Wird man von einer Seite gesperrt, ist man von allen gesperrt – jedenfalls von allen, die eine deutsche Lizenz haben. Das soll es schwierig bis unmöglich machen, weiter an Internet-Glücksspielen teilzunehmen, wenn gegen Gesetze verstoßen wurde oder eine Spielsucht zu beobachten ist.

Eingeschränktes Angebot an Spielen: Spiele, die mit sehr hohem Einsatz gespielt werden oder besonders zum übermäßigen Zocken verführen, wurden von der deutschen Regierung gestrichen. Dazu gehören zum Beispiel Live-Dealer-Spiele und Jackpot-Automaten. Man findet aktuell vereinzelt aber noch immer Webseiten mit ausländischen EU-Lizenzen, die ihr Angebot nicht angepasst haben. Was damit in Zukunft passieren wird, ist noch umstritten.

Beschränkte Einsatzmöglichkeiten: Nicht nur ein Einzahlungslimit gibt es, auch die Einsätze wurden limitiert. So gilt am Spielautomaten zum Beispiel ein 1-Euro-Limit. Viele Spieler frustriert das, doch auch diese Maßnahme soll dem Spielerschutz dienen und wurde von der deutschen Regierung durchgesetzt.

Vor- und Nachteile der neuen Glücksspielverordnung

Buchmacher und Online-Casinos können ihre Dienste nun ganz legal anbieten, wenn sie sich auf eine deutsche Lizenz bewerben. Buchmacher wie bwin oder Tipico haben dies bereits frühzeitig gemacht und gehören zu den legalen Anbietern auf dem Markt. Auch viele klassische Casinos haben sich der neuen Verordnung gebeugt und ihr Spieleangebot zumindest angepasst. Vermehrt sieht man zum Beispiel Seiten, die nur noch Spielautomaten im Portfolio haben, sobald man auf die deutsche Version der Seite wechselt. Das sorgt für ein einheitliches Bild, klare Vorgaben und einen besseren Spielerschutz. Auch wird man sich in Deutschland sicher über die Steuereinnahmen freuen, die fortan durch die deutsche Zulassung möglich sind.

Dem gegenüber stehen frustrierte Spieler, die mit den Beschränkungen nichts anfangen können. Wer viel Geld zur Verfügung hat und eine große Auswahl an Spielen schätzt, hat mit den deutschen Casinos und Buchmachern so seine Schwierigkeiten. Vermehrt wird nun auf Seiten wie casinoohneeurolimit.com nach Plattformen gesucht, die Spielautomaten ohne Setzlimits im Angebot haben. Gezielt wird außerdem nach dem Begriff „Casino ohne Lizenz“ gesucht, also nach Casinos, die bewusst auf die deutsche Lizenz verzichten. So stößt man dann beispielsweise auf Plattformen wie casinoohnelizenzdeutschland.com, die nur internationale Glücksspielseiten vorstellen. Wichtig ist, dass hier eine andere EU-Lizenz vorhanden ist, um nicht an einen gänzlich unregulierten Anbieter zu geraten. Doch trotz ausländischer Lizenz sind diese Glücksspielseiten ein zweischneidiges Schwert: Sie können  viel Unterhaltung bringen und garantieren mit ihren EU-Lizenzen ein faires und sicheres Spiel, Spielerschutz wird auf diesen Seiten aber nicht großgeschrieben. Noch dazu sind diese Webseiten eigentlich gar nicht mehr in Deutschland erlaubt, werden aber weiterhin geduldet. Denn wie es scheint, gibt es nach aktuellem Stand keine Behörde, die sich um diese Anbieter kümmert. Die internationalen Betreiber, die ihr Angebot nicht an die deutschen Vorgaben anpassen möchten, beharren darauf, laut EU-Recht ihre Dienste so anbieten zu können, wie sie es für richtig halten.

Spielsucht bleibt in Deutschland ein Thema

Spielsucht beschäftigt die Menschheit seit jeher – und daran ändern auch die neuen Gesetze nichts. Sie sind ein guter Schritt in die richtige Richtung und bewahren zumindest vor exorbitanten Ausgaben. Dennoch bergen Internet-Sportwetten und Online-Casinos immer Gefahren, denn die nächste Wette ist nur wenige Klicks entfernt. Wie viele Menschen in Deutschland ein Problem mit Glücksspielen haben, ist unklar. Die Dunkelziffer wird höher liegen, mehr als 220.000 Menschen sind aber nach aktuellem Stand betroffen.

Kritiker sagen deshalb, dass der neue Glücksspielstaatsvertrag vielleicht doch kein richtiges Signal war – sondern einfach bedeutet, dass nun legal im Internet gezockt werden kann. In Anbetracht der Tatsache, dass es nun aber zumindest Möglichkeiten gibt, Spieler besser zu erfassen und Ausgaben zu beschränken, sind die deutschen Lizenzen insgesamt doch ein Zugewinn. Fraglich ist allerdings, was mit den Plattformen passiert, die auf deutsche Lizenzen verzichten und ihre Angebote auch nicht einschränken möchten. Auch können deutsche Spieler weiterhin per VPN auf Casinos jeder Art zugreifen, obgleich dabei Vorsicht geboten ist, da viele Glücksspielseiten hier strenge Regeln haben. Am Ende bleibt außerdem die Tatsache: Glücksspiele im Internet zu spielen, ist einfach und bequem. Wer möchte, spielt im Geheimen, nur das Handy muss zur Hand genommen werden, um nebenbei zu zocken. Deshalb sind Menschen immer selbst dazu angehalten, einen kritischen Blick auf ihr eigenes Verhalten zu haben. Wie gut das in der Praxis funktioniert, zeigen aber die Statistiken zur Spielsucht. Immerhin gibt es mittlerweile Hilfeseiten, über die Informationen eingeholt und Beratungen in Anspruch genommen werden können. Welche Auswirkungen die Legalisierung der Glücksspiele im Internet langfristig haben wird, bleibt abzuwarten.