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Die kompliziertesten Spielregeln aller Zeiten

von Portrait von Redaktion Stadtmagazin Redaktion Stadtmagazin
Veröffentlicht am 7. November 2023

Viele Gesellschaftsspiele haben Regeln, bei denen es ausreicht, wenn Sie anderen eine Weile zuschauen. Bei anderen Spielen – oder Variationen bekannter Klassiker – dürften die Regeln Außenstehenden jedoch wie ein Buch mit drölfzig Siegeln erscheinen. Erst nach langwierigem Studium der Spielanleitung ist nachvollziehbar, wie vorzugehen ist.

Scheinbar einfach: Poker

Auf den ersten Blick ist Poker ein leicht zugängliches Spiel. Wer die Reihenfolge der einzelnen Kartenkombinationen und den Spielablauf kennt, scheint gewappnet zu sein. Ausgerechnet der Bluff – eines der zentralen Spielelemente – wandelt Poker zu einem schwierigen Kartenspiel. Für Einsteiger ist es schwierig, den richtigen Zeitpunkt zum Bluffen abzupassen.

Manche Pokervarianten erfordern sehr viel Übung.

Während Profis den Bluff schon zu Beginn einer Hand planen, gehen Anfänger eher planlos vor – was den „Sharks“ bloß selten entgeht. Manche Varianten des Kartenspiels sind tatsächlich schwierig, doch die allgemeinen Poker Regeln einfach zu verstehen. Während Draw Poker und Texas Hold’em einfach erscheinen, ist schon bei Pot-Limit Omaha ein zweiter Blick ins Regelwerk notwendig. Zu wissen, dass zwei Startkarten verwendet werden müssen, ist essenziell – und doch wenig einleuchtend, wenn Sie die ersten Gehversuche unternehmen. Noch komplexer ist Badugi, das mit dreifachem Kartentausch (Triple Draw) auftrumpft. Zudem gelten schwache Hände (Lowball) als stark, und doppelte Farben werten Hände ab.

WSOP-Main-Event-Sieger Greg Raymer hat sich vermutlich eines der schwierigsten Poker Spiele ausgedacht: Chinese Poker gepaart mit Poker. Beim Chinese Poker bekommen Sie zu Beginn der Runde 13 Karten ausgeteilt. Ziel ist es, mit den Startkarten drei Hände zu bilden. Raymers Poker Variante sieht vor, dass zusätzlich eine Badugi Hand zusammengestellt wird. Die Schwierigkeit besteht darin, die Stärke der gegnerischen Hände richtig einzuschätzen und gewinnbringende Kombinationen zu bilden.

Schere, Stein, Papier: In Strategiespielen hochkomplex

Beliebte Strategiespiele wie Age of Empires und StarCraft 2 setzen vielfach aufs Prinzip Schere, Stein, Papier. Das bedeutet: Einheit A (Schere) ist stark gegen Einheit C (Papier), muss sich aber Einheit B (Stein) geschlagen geben. Was einfach klingt, ist allerdings schwieriger als es auf den ersten Blick scheint. So wirken sich individuelle Stärken der Völker und Rassen auf den Ablauf einer Partie aus. Je nach gewählter Strategie lässt sich der Spielverlauf auch als Kurve abbilden.

Das Spiel für Kinder ist komplexer als gedacht.

Was damit gemeint ist: Rush-Strategien sind ein valider Ansatz, um den Gegner früh zu überwältigen. Ist der Gegner jedoch imstande, standzuhalten, könnten später Ressourcen fehlen. Möglicherweise ist der Gegner mit fortlaufender Spielzeit überlegen; die Siegwahrscheinlichkeit des erstgenannten Spielers sinkt, je länger die Runde andauert.

Auch wenn die eingangs erwähnten Strategiespiele strategisch komplex sind, können Einsteiger zumindest sofort ins Spielgeschehen einsteigen. Bei sogenannten 4X-Strategiespielen haben Sie deutlich mehr Schwierigkeiten, den Anfang zu finden. 4X steht für die zentralen Spielelemente Explore, Expand, Exploit und Exterminate, die bereits vermuten lassen, dass es komplex zugeht. Paradox Interactive ist bekannt für 4X-Spiele wie die Civilization-Reihe. Verschachtelte Menüs bereiten Neulingen oftmals Kopfzerbrechen. Üblicherweise vergehen mehrere Stunden, bis ein Spieler die Weltherrschaft an sich gerissen hat.

Schach – eine komplizierte Angelegenheit

Schach ist ähnlich wie Poker zu betrachten. Auf den ersten Blick scheint alles ganz einfach: Wer verstanden hat, wie die Figuren gezogen werden, ist gerüstet. Im Gegensatz zu Poker behält der erfahrene Spieler beim Schach immer die Oberhand. Jede Entscheidung beeinflusst die Ausgangssituation auf dem Schachbrett. Großmeister durchschauen gegnerische Manöver in kürzester Zeit und starten zeitgleich mehrere Angriffe, ohne ihre Defensive aus dem Blick zu verlieren.

Schachmeister beherrschen strategische Überlegungen perfekt.

Noch komplizierter als Schach ist Shogi. Beim japanischen Schach können Sie fast jede Figur aufwerten, wenn diese ans Ende des Spielbretts gelangt. Darüber hinaus können Sie geschlagene Figuren erneut einzusetzen. Üblicherweise verwendet Shogi ein Brett mit 9x9 Feldern. Falls Sie sich besonders wagemutig fühlen, schauen Sie sich das Taikyoku shogi an: Mit 36x36 Feldern erfordert bereits das Aufstellen der Spielsteine besonderes Augenmerk.

Wenn sich die Simulation der Realität annähert

Simulationsspiele bilden zum Teil schwierige Prozesse spielerisch ab. Kerbal Space Program ist eine Weltraumsimulation, in der Sie Raketen bauen – nach allen Regeln der Physik. Wer bei der Planung das Aussehen über die Funktionalität stellt, stürzt unweigerlich ab. Bei Elite: Dangerous müssen Sie bloß ins Raumschiff einsteigen. Allerdings sorgt hier die Steuerung für Furore. Erst wenn Sie sich mit dem Handbuch vertraut machen, überstehen Sie den Raumflug. Der Microsoft Flight Simulator bleibt zwar auf der Erde, simuliert das Cockpit der Flugmaschinen aber derart detailgetreu, dass sogar ausgebildete Piloten mitunter ins Schwitzen kommen.

Die Simulation ähnelt der Realität perfekt.

The Campaign for North Africa: Spieldauer 1.500 Stunden

In der beliebten Sitcom The Big Bang Theory unternimmt Sheldon Cooper den Versuch, seine Freunde in der 11. Staffel für The Campaign for North Africa zu begeistern. Tatsächlich ist das Brettspiel für seinen enormen Hang zum Realismus berüchtigt. Obwohl das Brettspiel 1978 veröffentlicht wurde, ist anzunehmen, dass bis dato nur wenige Partien zum Abschluss gebracht worden sind. Denn: Schätzungsweise beträgt die Spieldauer einer einzigen Runde bis zu 1.500 Stunden. Allein die Karte hat eine Länge von 3 Metern; die Regeln werden auf über 100 Seiten erläutert.

Manche Spiele wurden für Enthusiasten erdacht

Während Poker und Schach bloß schwierig zu meistern sind, ist es bei Spielen wie Kerbal Space Program oder Taikyoku shogi erforderlich, Begeisterung für die Materie aufzubringen. Manche Spiele haben gar nicht die Absicht, die Masse anzusprechen, sondern richten sich vor allem an Liebhaber dieser Spiele.