Microsoft baute Filmstudio. Game-Verfilmung wie von Ubisofts "Watch Dogs" als neues Erfolgsrezept?

von Portrait von Marlon Kumar Marlon Kumar
Veröffentlicht am 26. August 2013

Auf der diesjährigen weltweit größten Messe für Unterhaltungselektronik, der gamescom, gab es die ein oder andere überraschende Ankündigung. Darunter eine, die nicht besser zum Messe-Slogan "next generation of gaming" hätte passen können: Ubisoft will das noch nicht erschienene Spiel "Watch Dogs" auf die große Kinoleinwand adaptieren, in ein neues Marktsegment einsteigen und somit expandieren. Computerspiele wie "Heavy Rain, "The Last Of Us" oder eben "Watch Dogs" sind mit ihrer narrativen Dichte und dramaturgischen Intensität nichts weiter als interaktive Filme. Das Filmgeschäft soll jetzt mit den Spieleherstellern zusammenarbeiten und von diesen profitieren. Mit großen Fanbases sicherlich keine schlechte Idee, doch haperte es bei bisherigen Computerspiel-Adaptionen gewaltig an der Umsetzung. Ubisoft-Chef Yves Guillemot erklärte die Strategie, die hinter all dem stecke.

"Das wird ein richtiger Blockbuster-Film, mit echten Hollywood-Stars", verkündete der Ubisoft Chef auf Nachfrage. Sony Pictures und New Regency werden den Film angeblich produzieren. Wann er kommt, ist bisher ungewiss, aber: "Es wird sehr schnell gehen." Die Strategie sei "sehr nah an dem, was Disney tut: Neue Marken, neues intellectual property erschaffen - und dann expandieren, so weit es geht". Daher will Ubisoft nun auch Filme, Bücher und ganze Serien schaffen:

"Wir glauben, dass diese Ideen, diese Figuren außerhalb der Videospielbranche echtes Potential haben. Und gleichzeitig auch innerhalb der Branche, auf allen Konsolen, allen Plattformen."

Die "Watch Dogs"-Adaption ist nicht der erste Versuch seitens Ubisoft ins Filmgeschäft einzusteigen. Für die erfolgreiche "Assassins Creed"-Reihe wurden als Überbrückung und Promotionmaßnahme für die kommenden Teile, kleinere Realfilme produziert. Auch "Prince of Persia" startete als Computerspiel. Jahre später dann die filmische Umsetzung mit Schauspieler Jake Gyllenhaal: Bei 150-200 Millionen Dollar Produktionskosten, spielte der Film weltweit 330 Millionen Dollar ein.

Auch Microsoft ließ sich sich ein eigenes Studio in Kalifornien einrichten, um selbst eigene TV-Inhalte kreieren können. "[...] unsere Vorstellung der Evolution des Fernsehens: Die Grenzen zwischen dem Zuschauer und dem Schöpfer werden niedergerissen", sagte Microsoft-Manager Phil Spencer. Auch Konkurrent Sony, der seit längerer Zeit im Film-Business tätig ist, will "Gran Turismo" verfilmen. Videospiele sind riesige Marken mit noch größerem Franchise. Ubisoft-Chef Guillemot erwähnte jedoch, dass es nicht nur darum ginge, sein Geschäftsfeld auszudehnen:

"Wir stellen sicher, dass unsere Marken im Massenmarkt bekannt werden. Nur so kann man alle Zielgruppen erreichen, die heute gerne Videospiele spielen."

Ob das alles reibungslos funktioniert und der Spieler ein ähnlich einvernehmendes Gefühl bei einem Film anstatt eines Videospiels spürt, bleibt fraglich. Denn in einem Videospiel verkörpert der Konsument selbst den Protagonisten und kann seine Handlungen meistens frei entscheiden. Beim Film ist man lediglich Zuschauer und hat keinen Einfluss auf die erzählte Geschichte. Es hat eben einen ganz anderen Reiz, selbst Entscheidungen treffen zu dürfen, die sich dann mehr oder minder fatal auf die Storyline auswirken.