Die neue Xbox One von Microsoft: Eine Konsole Sie zu knechten

von Portrait von Michael Miskulin Michael Miskulin
Veröffentlicht am 22. Mai 2013

Microsoft hat am gestrigen Abend seine neue Spielekonsole, die Xbox One, den Nachfolger der Xbox 360, vorgestellt. Die Xbox One soll als Tausendsassa die erste und einzige Anlaufstelle für das gesamte Entertainment im Wohnzimmer werden. Dabei will sie Live-TV, das Internet und Games in einer Hardware-Box zusammenführen, die dauerhaft online sein soll. Nur scheint der Software-Gigant das Auge für das richtige Maß verloren zu haben, denn mit drakonischen Eingriffen in die Benutzerrechte wird Microsoft es schwer haben, die Gamer auf seine Seite zu bekommen.

Zunächst aber mal zu den neuen Features der Hardware: Die Xbox One wird serienmäßig mit einer verbesserten Version der bereits bekannten Kinect-3D-Kamera ausgeliefert und ermöglicht somit eine nahtlose Einbindung von Gesten- und Befehlssteuerung. So soll verzögerungslos zwischen Live-TV, einem laufenden Spiel und Internetdiensten gewechselt werden können. Da die Xbox One multitaskingfähig ist, können mehrere Dienste parallel laufen. So kann der Nutzer dann auch per Videokonferenz über Microsofts Skype-Dienst von der Couch aus mit anderen Nutzern während dem regulären TV-Programm sprechen. Einziger Haken: Für den Betrieb der Konsole ist ein Anschluss der 3D-Kamera obligatorisch. Microsofts Augen und Ohren werden also immer dabei sein - eine beunruhigende Vorstellung, was die Persönlichkeitsrechte und den Datenschutz betrifft.

Gekoppelt an die Tatsache, dass die Xbox One für den Betrieb einmal täglich eine Internetverbindung benötigt, im Idealfall aber ständig an das Netz angeschlossen bleiben soll, besteht die Gefahr, dass der Nutzer sich ein Trojanisches Pferd von Microsoft ins Wohnzimmer holt, dass das persönliche Nutzungsverhalten und die eigenen Vorlieben so genau und präzise wie noch nie zuvor in Echtzeit sammelt, analysiert und weitergibt. Und nicht nur das Spieleverhalten kann verarbeitet werden, sondern - dank Kinect-Kamera - auch das Fernsehverhalten. Denn Kinect wird nicht nur die Gesten der Nutzer und die Mimik (und somit auch mögliche Zustimmung oder Abneigung) erkennen - die Konsole weiß aufgrund integrierter Gesichtssteuerung auch, wer im Raum sitzt und was er gerade macht.

Dass erstmals gekaufte Spiele nur nach einmaliger Anmeldung und gleichzeitiger Kontenbindung an das notwendige Xbox-Live-Konto des Nutzers spielbar sind, scheint der letzte Tropfen zu sein, der das Fass für bereits verärgerte Spieler zum Überlaufen bringen wird. Durch die Kontenbindung können gebrauchte Spiele nicht mehr einfach aus zweiter Hand gekauft werden. Nur gegen eine erneute Gebühr darf das Second-Hand Spiel dann auf der eigenen Konsole genutzt werden. Gängige Benutzerrechte werden damit mit den Füßen getreten - vom neuen großen Bruder Microsoft, der darauf angewiesen sein wird, dass sich die Konsumenten freiwillig eine ständig ans Netz angeschlossene Kamera samt Konsole ins Wohnzimmer stellen. Schöne Neue Welt.

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