Von wegen Lisbeth präsentieren »GRANDE« - das ist nice das ist nice
Veröffentlicht am 15. Juli 2016
“Was ist heute so passiert?“, frage ich mich selber kurz, als mir die Stimme von Matze, dem Sänger der Band die Antwort schneller liefert als meine Gedanken. Heute? Da wird doch das Album von »Von wegen Lisbeth« released. Wie cool, dass ich es schon auf den Ohren habe.
Ich habe mich in die Gedankensuppe verliebt!
»GRANDE« versucht nicht die Sicht auf die Dinge zu ändern, regt aber zum Nachenken an. Klar, in unserem Alltag ist so viel los, dass kann man problemlos im deutschsprachigen Indie-Pop verarbeiten. »Als dein Iphone so grazil in den Landwehrkanal fiel, wusste ich, schöner wird es nie«, heißt es in dem Song »Chérie«, während in »Der Untergang des Abendlandes« die berechtigte Frage gestellt wird: »Oh nein, was ist, wenn diese Linda von Tinder mich anlügt und eigentlich Kinder will?«. Inspirationen dafür gibt es ja genügend auf der Straße. Ich folge der Gedankensuppe aufmerksam und bin sofort verliebt!
Von wegen Lisbeth - von wegen Retro-Filter
»Von Wegen Lisbeth« bezeichnen ihre Musik als Indie-Pop. »Größtenteils wohl, weil sich dahinter alles verbergen kann«, erklären sie. Das trifft den Nagel auf den Kopf. Denn wie zur Hölle kommt man auf solch ausgefallene Phrasen? Das Album scheint wie ein Endlos-Poetry-Slam – ausgefallen und zusammenhangslos, aber trotzdem irgendwie mit Systhem. Ein Chaos in dem Ordnung herrscht: als würde man vor einem Haufen verschieden großer Legoteilchen stehen, die bei genauer Betrachtung doch alle zusammenpassen. Bunt, aber ohne Retro-Filter, weil die Berliner den lieber durch echten Schick Schnack gekonnt in Szene setzen. Man verzeiht den Jungs das Chaos, da es eine Packung gute Laune mitbringt.
»Feinsinnige Texte von Sänger Matze, stets irgendwas zwischen bitterer Ironie, Großstadtmelancholie und brutaler Punchline. Dazu immer gesellschaftskritisch, immer entlarvend pointiert und natürlich immer über Mädchen«, so haben es die fünf Jungs in ihre Facebook-Bio getippt. Abgenickt. Schön, dass es noch Bands gibt, die sich selber treu bleiben.
»Bitch ich bin für dich den ganzen Tag gerannt«
Drei Tage zuvor haben die Jungs das Musikvideo zu dem Song »Bitch« - auch auf dem Album zu finden - veröffentlicht. Ein endlos Panorama-Blick wie auf dem Handy, aber in Slow Motion. In dem Video wird gerannt, den ganzen Tag alleine und natürlich für die Bitch. Ob er am Ende ankommt?
»Von wegen Lisbeth« tragen zwar jetzt einen “Label-Stempel“, produzieren aber am liebsten immer noch selbst. Handgemachte Musik: das hört man.
Der letzte Song des Albums dröhnt durch meine Kopfhörer. »Doch wir sind nur wegen der Freigetränke hier«. Ich hoffe doch nicht. Ich will noch mehr hören!
#das ist nice das ist nice
Auf ihrer Homepage geben die Jungs übrigens ihre nächsten Konzerte bekannt.