Old Ideas ist Cohen pur

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 14. Februar 2012

Acht Jahre sind vergangen, seit Leonard Cohen sein letztes Album „Dear Heather“ veröffentlicht hat. Am 27. Januar erscheint sein neuestes Werk - „Old Ideas“. Zehn Titel und etwa 40 Minuten umfasst das zwölfte Studioalbum. Mal psychedelisch, mal kraftvoll, aber immer melancholisch und cohenesk kommen seine neuen Kompositionen daher. Seit Jahren hat er an dem Album gefeilt, Töne, Texte und Tremeloes so lange hin und her gewälzt, bis sie endlich nah an dem waren, was der Meister für perfekt erachtet. Das Ergebnis kann sich wie immer hören lassen.

„Darkness“ aus „Old Ideas“: http://soundcloud.com/leonardcohen/leonard-cohen-darkness

Nur ein paar Wochen nachdem seine letzte Biographie von Antony Reynolds erschien, macht der 77-Jährige Lyriker, Songwriter, Sänger, Mönch und Pazifist wieder auf sich aufmerksam. Erst vor wenigen Monaten hatte sein Sohn Adam Cohen nach verschiedenen musikalischen Versuchen auch eingesehen, wessen Sohn er ist – sein Album „Like A Man“ ist eine Hommage an seinen Vater. Dass Adam praktisch genau so klingt wie Leonard, stört viele Kritiker – sie hatten gehofft, Adam würde „seine eigene Stimme finden“. Aber hat er das nicht? Nach so vielen Versuchen in die übergroßen Fußstapfen von Leonard Cohen zu treten, erfordert Mut und Können. Bewiesen hat er inzwischen beides.

Cohen, der sich früher gern auf Hydra oder in einem Kloster verschanzte und sich ausklinkte von der unlyrischen, grauen Gesellschaft, war jahrelang von der Bühne verschwunden, bevor er 2008 auf eine Welttournee ging, die ihn 2010 auch nach Deutschland führte. Bei seinen manchmal über drei Stunden langen Konzerten bewies er vor allem eines: Niemand ist besser gealtert, als er. Schon seine Songs aus den 60ern schien er für sein gealtertes Ich geschrieben zu haben – die Weisheit, mit der er über die Liebe, Gott und Sehnsucht singt, hat ihm schon immer inne gewohnt. Jetzt, mit weit über 70 Jahren ist das Bild des vielleicht letzten Troubadours perfekt. Und Cohen dichtet weiter, spielt weiter und scheint keinen Gedanken daran zu verschwenden, in Rente zu gehen. Als er im September 2009 bei einem Konzert in Spanien zusammenbrach und fünf Stunden später aus dem Krankenhaus entlassen wurde, wollte er die Show zu Ende bringen.

„Show Me The Place“ aus „Old Ideas“: http://soundcloud.com/leonardcohen/show-me

Leonard Cohens Lieder sind gesungene Gedichte, die den Zuhörer in andere Welten entführen, voll Schmerz, voll Sehnsucht, voll Hoffnung und Leidenschaft. Das menschliche Bedürfnis nach großen Emotionen befriedigt Leonard Cohen schon seit fast 50 Jahren. Und er scheint mit jedem Jahr besser zu werden.

„Old Ideas“ ist ab 27. Januar 2012 im Handel erhältlich.