Die Rampe in Berlin - (c) Alexander Kappen © Alexander Kappen

Kulturgut East Side Gallery: Teil-Abriss der ehemaligen Berliner Mauer?

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 4. März 2013

Proteste in Berlin: Die Bevölkerung der Hauptstadt stellt sich gegen ein Bauprojekt, das vorsieht ein 25 Meter langes Stück der East Side Gallery abzureißen, dem längsten noch erhaltenen Teil der ehemaligen Berliner Mauer. Die Proteste wendeten den Teil-Abriss voerst ab, doch die Baufirma droht weiter zu machen. Das Kulturgut steht zwischen den Interessen der Bewahrer des geschichtsträchtigen Guts und den privaten Bau-Investoren, für die die East Side Gallery im Wege steht.

Ist historischer Wert keiner mehr? Auf Resten der Berliner Mauer hatten eine Vielzahl von Künstlern nach dem Mauerfall 1989 die Betonwände in eine Mauer-Galerie verwandelt. Die daraus enstandene East Side Gallery ist historisch und kunsthistorisch relevant und nicht umsonst ein stetiger Touristenmagnet. Viele Bewohner Berlins können sich nicht vorstellen, einen Teil ihrer Vergangenheit - ein Stück Identität - einfach abzureißen und damit Geschichtsvergessen zuzulassen. So wird es nicht nur den Berliner gehen, das ist ein Punkt, der ganz Deutschland angeht. Wie art berichtet, klafft nun ein Loch in dem Mauerrest. Es ist ein Einschnitt, der nicht nur dem Material an die Substanz geht, sondern auch den Menschen, denen dieses vermeintlich bloße Stück Beton im Gedenken an die historischen Geschehnisse etwas bedeutet.

Was ist so wichtig, dass man ein Stück Geschichte dafür elimieren möchte? Die private Baufirma soll ein 14-stöckiges Hochhaus mit Luxuswohnungen an Stelle des besagten Abschnittes der Galerie setzen wollen. Dem Bericht nach "sollten für einen Durchgang mehrere Blöcke aus dem Betonwall herausgenommen werden". Die Pläne des Inverstors sollen teilweise noch aus den 90er Jahren stammen; überraschend riss ein Kran am vergangenen Freitag dann ein Stück aus der Mauer. Der Durchbruch des Störfaktors Mauer-Galerie zu Gunsten von Bauvorhaben wurde schon lange diskutiert; durch die kürzliche Aktion erhält die Debatte eine akkute Relevanz.

Der besagte Abschnitt der Berliner Mauer ist ein Geschichtszeugnis, das es zu bewahren gilt. Es ist undenkbar, dass ein so bedeutsamer Gedenkort zerstört werden soll; die wirtschaftlichen Interessensvertreter scheinen diesen Aspekt zu ignorieren, weswegen Konflikte zwischen Bevölkerung, Kulturbewahrern, der Polizei und eben den Bauherren dieser Tage fortschreiten werden. Gibt es einen sinnvollen Kompromiss? An dem Beispiel der East Side Gallery und dem dortigen Bauvorhaben wird sich zeigen, was ein Kulturgut Berlin noch wert ist.