Ab heute im Kino: „Mama“ legt seine Karten zu schnell auf den Tisch
Veröffentlicht am 18. April 2013
Klassische Horrorfilme haben eines gemeinsam: Sie zeigen den Schrecken den Schrecken selten bis gar nicht. In „Der weiße Hai“ ist der titelgebende Antagonist insgesamt nur wenige Minuten zu sehen. Und „Blair Witch Project“ kommt gänzlich ohne explizite Visualisierungen aus. Das hätte „Mama“ mal auch lieber machen sollen, denn weil man noch vor dem Intro sieht, wovor man sich als Zuschauer zu fürchten hat, verliert der Film viel an Reiz. Spiegel Online schreibt:
Leider enttäuscht "Mama" mit erschreckender Konsequenz. Missratene Horrorfilme gibt es genug, aber ein derartig hilflos aus Versatzstücken zusammengeschustertes Frankenstein-Monster von einem Film sieht man nicht alle Tage.
Es ist eine Sache, wenn ein Horrorfilm gewisse Parallelen zu früheren Werken hat - einen düsteren weiblichen Geist, der Unschuldige erschreckt, kann eben nach 100 Umsetzungen auch nicht mehr neu verkauft werden. Da kriecht dann die Gestalt eben doch wieder so merkwürdig über den Boden. Das ist nicht weiter schlimm, so lange man als Zuschauer irgendetwas Innovatives am Film erkennen kann. Ein ungewöhnlicher Twist im zweiten Akt kann dafür genauso herhalten wie eine gut ausgearbeitete Hintergrundgeschichte oder überzeugende Charaktere. So wurde etwa „Orphan - Das Waisenkind“ zu einem Erfolg - dabei sind boshafte Kinder ja nun wirklich kein neues Thema. Aber an „Mama“ scheint nichts neu zu sein. Stattdessen muss sich der auf dem gleichnamigen Kurzfilm basierende Horrorthriller einige Kritikpunkte gefallen lassen:
Muschiettis willenlose Copy-und-Paste-Inszenierung verschont auch den japanischen J-Horror nicht, und einige Szenenbilder sind schlichtweg dreiste Raubkopien aus Filmen wie "Ringu" oder "Dark Water".
Das Schöne am Horrorgenre ist aber: Die nächste Generation dürstet schon danach. Es wird immer einige Pubertierende geben, die „Mama“ als ersten Horrorfilm überhaupt sehen, davon zutiefst schockiert sind und ihn dann als grandioses Machwerk feiern. Und bisher gab es auch beim älteren Publikum kaum einen einfallslosen Streifen, dem nicht doch irgendwo etwas Positives abgewonnen werden konnte. Das angeprangerte Copy-And-Paste kann man auch als Hommage verkaufen und überhaupt: So lange einen der Film hin und wieder erschreckt, ist der durchschnittliche Horrorfilm-Rezipient zufrieden. Der Anspruchsvollere Grusel-Liebhaber sollte sich „Mama“ aber vielleicht doch sparen.
Ab heute im Kino: „Mama“ legt seine Karten zu schnell auf den Tisch