Penn möchte mehr Aufmerksamkeit für Haiti

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 20. Mai 2012

Im Januar 2010 hat die Erde unter Haiti gebebt. Offiziell war es mit 316.000 Toten das schwerste Erdbeben des 21. Jahrhunderts. Das Land war vorher auch nicht grade ein florierendes Paradies, aber danach war wirklich Schicht im Schacht. Sean Penn reiste damals nach Haiti um als Helfer vor Ort zu sein. Er gründete ein Flüchtlingslager und eine Hilfsorganisation. Das ist schön. Aber bei den Filmfestspielen in Cannes moserte der Oscar-Preisträger laut The Wrap jetzt, dass die Medien zu schnell aus Haiti verschwunden wären und überhaupt kein Mensch mehr nach dem Land kräht.

Sean Penn accused the media of abandoning Haiti on Friday during a news conference for a benefit for the impoverished country. "It's not only celebrities who went for a day", he said to a room full of journalists at the Cannes film festival, when asked about his long-term commitment to the country. "It's the whole fucking world. It's all of you." mehr...

Mag sein, dass in Haiti schlimme Dinge geschehen sind und noch immer geschehen. Das gilt allerdings auch für den Iran, Nordkorea, China, ganz Afrika und so weiter. In Halle an der Saale sieht die Sache auch nicht gut aus. Allerdings wurden Haiti sämtliche Schulden erlassen und 764 Millionen Euro locker gemacht, um dem Land, das kleiner ist als Brandenburg, wieder auf die Beine zu helfen. Schon im letzten Jahr hatte der Schauspieler versucht, auf die Lage in Haiti aufmerksam zu machen.

Cannes: Sean Penn wettert gegen die Medien - und die Welt im Ganzen

Dass in der Türkei Leute gesteinigt werden, China Menschenrechtler verschwinden lässt und in Somalia nicht nur die Wohnungslage bedenklich ist, ist auch nicht erfreulich. Aber nur weil Herr Penn die letzten zwei Jahre damit beschäftigt war, den Haitianern zu helfen, erwartet er jetzt, dass die whole fucking world diese Probleme als die wichtigsten einstufen. (Als hätten wir keine eigenen!) Schön, dass sich Sean Penn engagiert. Wenn jeder einen Dollar spendet, kann sich Haiti bestimmt wieder von der Liste der am wenigsten entwickelten Länder streichen lassen. (Merkwürdig daran: noch vor zweihundert Jahren war Haiti der reichste Staat Lateinamerikas.) Es spendet aber nicht jeder einen Euro - wenn man für ein armes Land spendet, muss man's für alle machen und dann käme man ja aus dem Spenden und Länderretten gar nicht mehr raus. Da bleibt einem als Antwort für den eingeschnappten Herrn Penn nur noch eines zu sagen: Heul doch, Sean!