Bushido und die Mafia: Mehr als nur Image?

von Portrait von Michael Miskulin Michael Miskulin
Veröffentlicht am 18. April 2013

Bushido tritt gemeinhin als gefährlicher Gangster-Rapper auf, der es geschafft hatte, sich von der Gosse ganz nach oben zu arbeiten. Dieser Lebenslauf durfte daraufhin als Vorbild für gelungene Integration für die High Society herhalten und wurde mit dem Bambi geehrt. Womöglich war diese Ehrung zu verfrüht, denn wie der Stern berichtet, soll Bushido, der mit bürgerlichem Namen Anis Ferchichi heißt, noch engere Verbindungen zu einer in Berlin ansässigen Mafia-Familie geknüpft haben, als bisher angenommen.

Am 22. Dezember 2010 soll Bushido eine Generalvollmacht unterschrieben haben, die auf Arafat Abou-Chaker, einem Anführer des Familienclans ausgestellt sei. Mit dieser Vollmacht soll Abou-Chaker beliebig über die gesamten Besitztümer des Rappers verfügen können - Einnahmen, Konten, Firmen, Häuser und Autos. Dies gleiche einer Adoptionsurkunde für seine neue, aus dem Libanon stammende Familie, so der Stern. Neben gemeinsamen Immobilienprojekten und unzähligen Unternehmen wäre dies  ein weiterer Baustein für die enge Verzahnung und Verbrüderung des Rappers mit der libanesischen Mafia.

"Die männlichen Mitglieder dieser Großfamilie agieren im Milieu der organisierten Kriminalität", sagte der Berliner Oberstaatsanwalt Jörg Raupach m Gespräch mit dem Stern-Magazin. "Mafiöse Strukturen sind hier eindeutig vorhanden und gerichtlich festgestellt worden." Für das Berliner Landeskriminalamt ist Anis Ferchichi alias Bushido erwiesenermaßen Teil dieser Organisation. Der Abou-Chaker-Clan soll laut Stern in Drogenhandel, Menschenhandel, Erpressung, Zuhälterei, Schutzgelderpressung und Geldwäsche verstrickt sein.

Es bleibt der bittere Nachgeschmack, dass sich gewisse Teile der deutschen Medienlandschaft mit der Ehrung und Lobhudelei eines Gangsters nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben. Zyniker würden aber vielleicht auch anmerken, dass die Verstrickung zwischen Entertainment und kriminellem Milieu seit Frank Sinatra keine Neuheit mehr darstellt - ob nun im öffentlichen, oder im privaten Sektor.