Das Sandmännchen spricht in seinem ersten Spielfilm

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 9. November 2012

Seit über 50 Jahren schon begleitet das Sandmännchen deutsche Kinder in den Schlaf - es überlebte die Mauer, Castingshows und die Supernanny. Gegen den kleinen Mann mit weißem Bart kommt niemand an. Dass es einen abendfüllenden Spielfilm mit dem Sandmännchen gibt, weiß dagegen kaum jemand. Der Film floppte vor zwei Jahren in den Kinos, kommt aber kurz vor Weihnachten ins Fernsehen. Die Rechte sicherte sich - wer wohl? - der KiKa. Am 23. Dezember um 16.25 Uhr können kleine und große Zuschauer zusehen, wie der Sandmann zusammen mit dem kleinen, ängstlichen Miko versucht, seinen Schlafsand wiederzufinden, der ihm von dem Wirbelsturm Habumar gestohlen wurde. Der Film trägt den Titel „Das Sandmännchen - Abenteuer im Traumland“ und hat eine Besonderheit: der Sandmann spricht! Womöglich ist das der Grund, weshalb der Film beim älteren Publikum nicht ankam. Die Berliner Morgenpost resümierte damals:

Kein Pittiplatsch! Kein Schnatterinchen! Und der Sandmann hat nicht nur – eine Schönheits-OP der jüngsten Zeit – Augenbrauen und bewegliche Pupillen; nein, er kann auch sprechen. [...] Die älteren Sandmännchen-Liebhaber werden sich nicht angesprochen fühlen. Die erhofften Wiederbegegnungen mit guten alten Bekannten, sie bleiben leider aus. Und der Zickenbartträger klingt didaktischer als ein Ulbricht bei der Verkündung eines Fünfjahresplans.

Zu erwarten, dass Zuschauer oberhalb der 10-Jahres-Grenze mit Wonne in diesen Film gehen, ist vielleicht auch vermessen gewesen. Trotzdem: Der Versuch war trotz des finanziellen Misserfolgs liebevoll gemacht. Statt Computereffekten gab es die traditionelle Stop-Motion-Technik und fantasievolle Traumlandschaften - sie überzeugen jeden jungen Zuschauer spielend. Dass früher pauschal alles besser war und sich die Deutschen mit Veränderungen bei Altbewährtem ohnehin schwer tun, kann die Generation 10- ja nicht wissen. Und vielleicht lassen sich ja doch noch ein paar erwachsene Fans vor dem Fernseher nieder, ohne von Vornherein schlecht über „Das Sandmännchen - Abenteuer im Traumland“ zu denken. Denn Fans waren wir doch alle mal. Und es war schön, ein Fan zu sein - oder nicht?

Das Sandmännchen spricht in seinem ersten Spielfilm