Online-Studie: Computerspieler sehr sozial

von Portrait von Andreas Broede Andreas Broede
Veröffentlicht am 2. Juli 2014

Vorurteile sind zäh. So auch das gängige Klischee über Gamer: Sie gelten gemeinhin als schräge Einzelgänger, als sozial inkompatible Freaks ohne Freundin, die ihre Tage und Nächte, genauer ihr Leben, mit Pizza und Cola zockend vor dem Bildschirm verbringen. Auch in den Medien werden solche Stereotypen immer wieder kolportiert. So hatte 2011 ein RTL-Bericht über die Spielemesse Gamescom die Online-Zocker verunglimpft und unter Spiele-Fans heftige Reaktionen in den sozialen Medien ausgelöst, die schließlich zu einer Entschuldigung des Senders führten.

 

Online-Studie: Computerspieler sehr sozial

 

Eine Studie zum Sozialverhalten von Gamern, die die amerikanische Spiele-Community Twitch in Auftrag gegeben hat, könnte nun zum Imagewechsel der Online-Spieler beitragen. Denn die Ergebnisse sind durchaus erstaunlich: So ist die familiäre Bindung an die Familie offenbar den Spielern wichtiger als den Joystick-Asketen: 79 Prozent der Spieler geben an, ein gutes Verhältnis zu ihren Familien zu haben, unter Nichtspielern sind es nur 63 Prozent. Einer deutlichen Mehrheit der Spieler liegt die Zeit mit der Familie (82 Prozent) und ihren Eltern (67 Prozent) sehr am Herzen, für die Nichtspieler gilt dies mit 68 beziehungsweise 44 Prozent nur in geringerem Maße. In der Beziehung zu Freunden wird der Unterschied noch deutlicher: Dem Satz "Meine Freunde sind das Wichtigste in meinem Leben" können 57 Prozent der befragten Gamer zustimmen, bei den Nicht-Gamern sind es 35 Prozent.

Auch bei der Bildung schneiden die Zocker unter den Befragten besser ab. 43 Prozent von ihnen haben mindestens einen College-Abschluss, von den Nichtspielern sind es 37 Prozent. Das Selbstvertrauen von Spielern ist offenbar ebenfalls stärker ausgeprägt: 35 Prozent der Nichtspieler, aber 61 Prozent der Spieler sehen sich als geborene Leader an. Und 65 Prozent der Spiele-Fans halten sich für kreativer als andere Menschen, während es unter den Spiele-Verweigerern nur 43 Prozent sind. Dass die Gamer auch in Sachen Medienkompetenz die Nase vorn haben, erstaunt hingegen nicht weiter.

Für die Online-Studie wurden im März 2014 1227 Teilnehmer aus den USA zwischen 13 und 64 Jahren befragt. Als Gamer definierte die Studie bei der Befragung jeden, der in den vergangenen 60 Tagen mindestens einmal ein Spiel digital gespielt hatte, unabhängig vom Medium Konsole, Smartphone/Tablet oder Computer. Dies waren insgesamt 63 Prozent der Studien-Teilnehmer.

Mit dieser Definition fasst die Studie den Begriff zwar weit, dennoch wird deutlich, dass althergebrachte Klischeevorstellungen vom tumben Ballerspiel-Fetischisten nun wirklich längst überholt sind. Übrigens, das gilt auch für das Geschlecht der Spieler: dass fast die Hälfte, nämlich 48 Prozent, der Gamer weiblich ist, ist ebenfalls belegt.