Google ist ratlos: Eingezeichnete Insel existiert gar nicht

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 23. November 2012

Bielefeld gibt es entgegen landläufiger Meinung. Das ist schön. Sandy Island dagegen gibt es in der Tat nicht - dabei hatte nie jemand an der Existenz der Insel östlich von Australien gezweifelt. Paradox, nicht wahr? Google Earth, Google Maps und auch verschieden andere Kartendienste zeichneten Sandy Island zwischen Australien und Neukaledonien ein. Allerdings fand ein Forscherteam weder eine Insel, noch Hinweise darauf, dass es sie jemals gegeben hätte. Spiegel Online berichtet:

Die australischen Wissenschaftler waren eigentlich mit ihrem Forschungsschiff durch den Pazifik gekreuzt, um den Meeresgrund zu kartieren. "Da erblickte unsere Kollegin Maria Seton diese seltsame Insel auf den Karten", erzählt Steven Micklethwaite von der Universität Sydney. Auch Google Maps und zahlreiche wissenschaftliche Studien verzeichnen Sandy Island.

Phantomsinseln sind kein neues Phänomen - frühere Kartografen vermuteten manchmal einfach Inseln, wo gar keine waren, etwa weil einige Vögel auf Festland hinwiesen oder im Nebel nicht genauer nachgeforscht werden konnte. Auch der Entdeckergeist mancher Seefahrer und Eroberer ging gelegentlich so weit, dass, um weitere Mittel vom Königshaus zu sichern, Expeditionen mit erfundenen Inseln als erfolgreich verkauft wurden, obwohl außer Spesen nix gewesen war. Erst 2009 wollten mexikanische Wissenschaftler die Insel Bermeja vor der mexikanischen Küste auf Rohstoffe untersuchen und fanden nicht nur keine Bodenschätze, sondern auch keinen Boden - die Insel existierte nicht. Schon im 12. Jahrhundert, also lange, bevor die großen Entdecker die Segel setzten, entlarvte ein arabischer Geograf 27.000 Inseln als erfunden. Manche dieser Scheininseln wurden aber erst viel später aufgedeckt:

Noch in den achtziger Jahren schmückten die Scheineilande Byres und Morrell die Karten von Luftfahrtgesellschaften - glücklicherweise waren keine Flughäfen darauf vermerkt. Die Inseln waren der Eingebung des US-amerikanischen Kapitäns Benjamin Morrell entsprungen; ein Gemälde von 1832 zeigt ihn als berühmten Entdecker. In Wirklichkeit jedoch war er ein Aufschneider, der den Sponsoren seiner Reisen schöne "Entdeckungen" schenkte.

Manche Verlage drucken auch absichtlich kleine Fehler in ihre Atlanten, um Urheberrechtsverletzungen leichter nachweisen zu können. Allerdings ist dieses Vorgehen bei Meereskarten eigentlich nicht üblich. Und da bisher niemand an Hand von Sandy Island eine Urheberrechtsklage anstrengte, bleibt ein Geheimnis, wer Sandy Island erfunden hat. Was bleibt, ist die Frage, wie viele Inseln noch in unseren digitalen und analogen Karten verzeichnet sind, die nie existiert haben. Kennen Sie jemanden, der aus erster Hand bezeugen kann, dass es Madagaskar gibt? Oder Sri Lanka? Selbst in unserer aufgeklärten Welt muss man bei allem skeptisch bleiben! Wie war das gleich mit diesem „Bielefeld“? Können wir uns da sicher sein?