Das neue Album von The Smashing Pumpkins abgehört

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 22. Juni 2012

The Smashing Pumpkins Frontsänger Billy Corgan will keine Platte mehr machen, die allzu kommerziell ist, da seiner Meinung nach die Single Charts in den USA sowieso nicht mehr das Wahre sind. Deswegen malt er sich große Erfolge mit dem neuen Album Oceania gar nicht erst aus.

Die CD habe ich mehrmals durchgehört - Mainstream ist es sicher nicht. Wie auch. Aber ob potenziell kommerziell erfolgreich oder nicht, die Songs zeigen ganz andere Smashing Pumpkins. Düster? American Goth? Billy Corgan beschrieb seine Musik selbst mal mit diesem eigens erfundenen Genre. Auf Oceania trifft diese Sparte definitiv nicht zu. So fröhliche und optimistische Sounds gibt die Platte wieder - die einen werden sich düstere Klänge wünschen - die anderen werden sich über die Experementierfreudigkeit freuen. Zu letzteren gehöre ich auch, denn die Songs sind teilweise richtig cool.

Da wäre der atmosphärische Einstieg mit dem Song Quasar - ein treibendes Intro. Dann kommen die optimistischen Klänge, die Oceania dominieren. Billy will uns anscheinend glücklich machen, anstatt uns traurig zu stimmen. Panopticon, The Celestial, One Diamond One Heart, Pinwheels und The Chimera sind so lebensbejahend, fröhlich. Panopticon klingt liebeserfüllt, flehend, treibend. Und The Celestial ist so voller Liebe, schreit geradezu nach mehr Leben. One Diamond, One Heart zeigt definttiv, dass wir Billy Corgan hier so optimistisch wie schon lange nciht mehr hören. Aber die flötenden Töne à la Locus Amoenus sind mir schon ein bisschen zu viel des Guten. Zu kitschig! Pinwheels ist ein lieblicher Song, auch durch die Backgroundsängerin, die sich hauchend einschaltet. Es gibt einen spannenden, elektronischen Einstieg - und dann denke ich mir beim Hören - sitzt Billy hier etwa bei einem Sonnenuntergang am Strand? The Chimera ist wieder mehr von der E-Gitarre bestimmt, rockiger, und der alles dominierende Oceania Optimismus kommt hier voll zum Tragen. Vergleichsweise weniger sangende, blasse Songs gibt es allerdings auch (My Love is Winter, Glissandra, Inkless). Fröhlich, aber auch eher langweilig und mainstreaminger.

Dann wären da noch die mehr melancholischen Sounds und Texte. Violet Rays gehört dazu. Sehr melodiös, klingt wie eine Hymne an einen geliebten Menschen und ist schön anzuhören. Oceania ist so komplex - und nicht umsonst zum Titel des Albums geworden. Der Song ist spannend, ich kann ihn immer wieder hören und einmal reicht auch nicht, um ihn vollständig zu erfassen. Aber auch hier stören mich wieder diese flötenden Töne. Etwas mehr Hppie-Sounds in diesem Album, klar, warum nicht, aber das? Nicht mein Geschmack. Aber der Song ist so treibend, es gibt verstörende Töne zwischendurch, nach einigen Minuten wechselt das ganze Arrangement. So wie früher, bei den Smashing Pumpkins. Auch Pale Horse kommt mit einer Spur mehr Melancholie daher. Billy phrasiert die Worte hier so wunderbar, der Song ist schon irgendwie cool. Corgan hat es eben noch drauf. Alten Fans der Band wird der Titel auch gefallen. Mit Wildflower schließt Oceania dann doch angeschlagen, sentimental, zwar sphärisch, aber irgendwie nachtrauernd und sehnsüchtig, appellierend und gleichzeitig resignierend ab.

Was für ein Gefühlstaumel! Und doch gibt Oceania insgesamt so lebensbejahende Klänge von sich - einen Trauerklos habe ich sicher nicht im Hals, wenn ich die 13 Songs durchgehört habe. Oceania klingt nach den alten und den neuen Smashing Pumpkins - und vor allem nach Sonnenaufgang. Billy hat eine spannende, exotische und vergleichsweise fröhliche Platte gemacht - all die Jahre Schaffenszeit waren anscheinend nötig dafür. The Smashing Pumpkins haben noch Mut zu Experimenten, zu neuem Tatendrang. Auch wenn sie nicht an einen kommerziellen Erfolg glauben, so werden sie doch sicher kein Problem damit haben, wenn so manch einer Oceania eigentlich ganz cool findet.