Coen-Brüder mit Guy Ritchie-Einschlag: Was von Brad Pitt's neuem Film „Killing Them Softly“ zu halten ist

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 22. November 2012

Brad Pitt ist ein cooler Kerl, da kann man nichts sagen. Wenn man ihm die Haare zu einer Tolle gelt, ihm eine schwarze Lederjacke anzieht und ihm eine Schrotflinte gibt, dann ist das so ziemlich das Beste, was man erwarten kann. Effektiv sieht Pitt in dem Gangsterstreifen „Killing Them Softly“ aus, wie der böse Bruder von James Dean. So viel zum Hauptdarsteller. Aber wie ist der Film sonst?

Zwei nicht allzu hellen Gangstern gelingt es, ein illegales Pokerspiel zu überfallen, die Spieler um ihr Geld zu erleichtern und unerkannt zu entkommen. Das hat Folgen: Denn die Kartenspiele werden vom organisierten Verbrechen ausgerichtet, das eigentlich für die Sicherheit der Zocker geradestehen sollte. Solange die Diebe nicht geschnappt sind, müssen die Spiele ausgesetzt werden. Um schnell wieder Normalität einkehren zu lassen, wird Jackie Cogan (Brad Pitt) engagiert, die beiden auszuschalten. Die Bürokratie und Unentschlossenheit des Syndikats rauben ihm schon bald den letzten Nerv, ein einst todsicherer Kollege (James Gandolfini) entpuppt sich als unzuverlässiger Säufer, und Cogans Angewohnheit, seine Ziele nur „weich“ zu töten, also aus sicherer Entfernung, ohne ihnen in die Augen blicken zu müssen, ist ein zusätzliches Hindernis bei der Durchführung seines Jobs.

Coen-Brüder mit Guy Ritchie-Einschlag: Was von Brad Pitt's neuem Film „Killing Them Softly“ zu halten ist

Klingt nach einer Gangsterkomödie? Ist es nicht. Der Trailer dagegen erweckt den Eindruck, als würde es sich um ein Gangster-Drama handeln. Ist es auch nicht. „Killing Them Softly“ ist eine Gratwanderung, die zuweilen grade deswegen ein wenig anstrengend ist - Regisseur Andrew Dominik („Chopper“) konnte sich nicht recht entscheiden, ob er den Film primär witzig, oder ernst gestalten möchte. Da werden Geschichten von kackenden Hunden kontrastiert von den Ansprachen des Präsidenten zur Wirtschaftskrise und dem drohenden Kollaps, da steht zwei trotteligen Gangstern ein frustrierender Profikiller (James Gandolfini) gegenüber, der offenbart, was aus Tony Soprano geworden wäre, wenn er nicht so ein smarter Mistkerl wäre.

„Killing Them Softly“ ist ein großartiger Film. Das zu erkennen ist aber schwierig, weil der Trailer und auch die Pressetexte falsche Erwartungen schüren. Der ruhig erzählte Film ist eine Abfolge von Gesprächen in Autos und Bars - nicht von Überfällen oder Schießereien. Wer einen Möchtegern-Tarantino sehen möchte, ist fehl am Platz. Stattdessen wirkt „Killing Them Softly“ wie ein Werk der Coen-Brüder mit kräftigem Guy Ritchie-Einschlag - tiefsinnig, kritisch, aber auch sehr unterhaltsam. Und: noch nie hat man Ray Liotta epischer sterben sehen. Allerdings ist jene Szene so sehr stilisiert, dass sie schon fast an Perversion grenzt. Auch die anderen wenigen Gewaltausbrüche im Film sind sehr brutal und erinnern ein wenig an die Methode von „Drive“, ruhigen Momenten sehr blutige Szenen gegenüberzusetzen.

„Killing Them Softly“ startet am am 29. November 2012 in den deutschen Kinos.