„Catch.44“ versucht viel, schafft aber nur wenig

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 13. Juli 2012

Aaron Harvey hat bisher nur einen schlechten Horrorfilm mit dem Titel „The Evil Woods“ gedreht. Den hatte er aber nicht selbst geschrieben. Er dachte sich: „Das kann ich doch viel besser!“. Dann zog er sich alle Guy Ritchie- und Quentin Tarantino-Filme rein, schrieb das Drehbuch zu „Catch.44“ und freute sich blöde, als Bruce Willis und Forest Whitaker zusagten. Und „Catch.44“ wäre in der Tat gar nicht so übel, wenn der Film nicht mit aller Kraft versuchen würde, ein Ritchie oder Tarantino zu sein.

Tes (Malin Akerman), Dawn (Deborah Ann Woll) und Kara (Nikki Reed) haben von dem zwielichtigen Gangsterboss Mel (Bruce Willis) einen einfachen Job bekommen: sie sollen eine Drogenlieferung durch sein Gebiet abfangen. Dabei haben sie aber nicht mit Ronny (Forest Whitaker) gerechnet. Der ist Mel's rechte Hand und hat spontan beschlossen, sich abzusetzen. Und außerdem ist er ein bisschen durchgeknallt. Der Coup geht schief, Schüsse fallen, Blut spritzt gegen Wände und dann taucht auch noch Mel höchstpersönlich auf...

Unausgereift wäre das falsche Wort, um „Catch.44“ zu beschreiben. Ja, der Film kann sich nicht recht entscheiden, ob er ein Film für coole Jungs oder toughe Girls sein möchte. Ja, der Soundtrack umfasst ein inkonsequent breites Spektrum von Girlie-Rock über Glam-Rock bis hin zu Country. Und dann ist da noch die Tatsache, dass „Catch.44“ sehr ambitioniert ist, sich aber letztlich doch viel zu ernst nimmt. Fest steht: toll sieht der Film schon aus. Dass bei allen Anspielungen an Quentin Tarantino und Guy Ritchie aber eher von einem Plagiat als einer Hommage gesprochen werden kann, ist kaum zu verschmerzen, geschweige denn zu übersehen. Selbst die Wandfarbe in dem Diner, in dem der Film zum großen Teil spielt, erinnert in ihrem dunklen Grün-Ton verdächtig an eine gewisse Wand, vor der ein Profikiller namens Jules Winfield einst ein „Wunder“ erlebte. Sogar Einführungs- und Schlussszene finden in einem Diner statt, so wie es 1994 in ...na, Sie wissen schon wo, der Fall war. Die Dialoge der drei Damen wären auch furchtbar gern so kernig gewesen wie in „Death Proof“, aber da traute sich Aaron Harvey zu wenig (oder weiß einfach nicht, worüber Frauen sprechen - und wie) und konnte nur seichtes Geseiere zu Papier bringen, inklusive einem grauenhaft gestelztem Gespräch der Damen über Kompromisse. Die mangelnden schauspielerischen Fähigkeiten seiner Heldin Tes (Malin Akerman) verpassen „Catch.44“ fast den Todesstoß.

Wäre gern ein Tarantino: „Catch.44“

Und trotz allem - „Catch.44“ ist sehenswert! Forest Whitaker ist zwar nicht ganz so toll wie sonst und Bruce Willis hat wegen der schlechten Dialoge im Drehbuch auch zu leiden, aber dennoch - wenn man es schafft, auszublenden, dass Aaron Harvey nicht Tarantino oder Ritchie ist, dann ist „Catch.44“ ein ziemlich cooles Beinahe-Debüt mit tollen Songs, Chicks with guns und Bruce Willis.

DVD und Blu-ray sind seit heute im Handel erhältlich. Als Bonusmaterial gibt es ein paar Trailer und ein nicht untertiteltes Audiokommentar von Regisseur Aaron Harvey und Cutter Richard Byard. Wie immer lohnend: das Wendecover.

Stadtmagazin.com verlost einmal die DVD und einmal die Blu-ray. Einfach bis zum 6. August 2012 folgende Frage per Mail an gewinnspiel@stadtmagazin.com schicken (Betreff: Catch.44) und gewinnen: In „Catch.44“ hat Horrorfilm-Legende Brad Dourif einen Kurzauftritt. Dourif war einmal für den Oscar nominiert. Für welchen Film?

Einsendeschluss ist der 6. August 2012. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahme ab 18 Jahren.