Von einem einsamen Wolf und dem letzten Tiger

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 24. Juli 2012

Willem Dafoe hat im Laufe seiner Karriere unzählige verschiedene Rollen gespielt - von einem schwulen Cop in „Der blutige Pfad Gottes“ bis zum heldenhaften Kriegsveteran in „Platoon“; vom blutsaugenden Vampir in „Shadow Of The Vampire“ bis zu Jesus höchstpersönlich in Scorsese's „Die letzte Versuchung Christi“. Seine Karriere kam erst spät in Gang, schon 30 Jahre war er alt, als Oliver Stone ihn 1986 für seinen Vietnam-Film „Platoon“ besetzte und Dafoe aus der Nische holte. Seinen Einstand hatte er sechs Jahre zuvor als Statist in dem katastrophalen Flop „Heaven's Gate“ gefeiert. In „The Hunter“ überzeugt Dafoe als einsamer Jäger, der in den Wäldern von Tasmanien nach einer angeblich längst ausgestorbenen Kreatur sucht - dem tasmanischen Tiger.

Martin David (Willem Dafoe) ist ein hochbezahlter Industrie-Söldner für die heiklen Aufgaben. Er wird nach Tasmanien geschickt, um dort einem Mythos nachzujagen - dem angeblich 1936 ausgestorbenen tasmanischen Tiger. Immer wieder wollen EInheimische und Touristen den Tiger gesehen haben. Martin soll den Tiger finden, Fell- und Hautproben nehmen und den Rest "verschwinden lassen", damit keine anderen Istitutionen in Besitz des Materials kommen. Widerstand bekommt Martin von den einheimischen Forstarbeitern, die ihn für einen militanten Umweltschützer halten. Und dann ist da noch Familie Armstrong, in deren Haus Martin untergebracht wird, wenn er nicht auf der Lauer liegt. Mutter Lucy (Frances O'Connor) und ihre zwei kleinen Kinder beklagen das Verschwinden des Vaters. Auch er war auf der Jagd nach dem Tiger. Schon bald nähert sich der verschlossene Martin Lucy und ihren Kindern an. Aber auf seinen Streifzügen durch die Wildnis muss Martin erkennen, dass er nicht der einzige ist, der etwas jagt.

Auf den ersten Blick ist es ein altes Lied - Jäger und Beute sind zwei Seiten derselben Medaille. Martin ist „allein, einsam, jagend, tötend, auf den Tod wartend“ - eben so wie der letzte tasmanische Tiger. Aber Martin wartet noch auf etwas anderes: seine Chance zur Wiedergutmachung. Wenn er es schafft, den Tiger zu töten und seine DNA zu bekommen, könnte er dem Menschen die Schuld nehmen, den Tiger ausgerottet zu haben. Und in der Tat bekommt Martin seine Chance. Aber seine Art, Wiedergutmachung zu leisten, ist eine andere. Er leistet viel mehr Erlösung.

Willem Dafoe überzeugt: The Hunter

In „The Hunter“ passiert lange nicht viel - da sind die Holzfäller, die Martin ein bisschen im Wege stehen, aber sonst ist er allein mit sich und dem Mythos des Tigers, stellt Fallen, sucht Spuren, jagt. Erst als er Lucy, die nach dem Verschwinden ihres Mannes schwer depressiv ist, wieder in die Realität zurück holt und die Familie Armstrong wieder zusammenführt, muss Martin sich seiner selbst stellen. Das verlebte Gesicht Willem Dafoes eignet sich hervorragend für den vierschrötigen, mürrischen Naturburschen. Dafoe sieht aus, als hätte er viel erlebt, hätte Wind und Wetter getrotzt, auf der Suche nach seinem Tiger und was er sonst noch alles gejagt hat, bevor er nach Tasmanien geschickt wurde. Die markante Stimme tut ein übriges, um die Figur ganz und gar authentisch zu machen. In einer besseren Rolle hat man Willem Dafoe noch nie gesehen.

Nach den zwischendurch etwas fad werdenden Szenen in den tasmanischen Wäldern, so schön die Landschaftsaufnahmen auch sind, baut sich „The Hunter“ dann aber wieder auf, wird spannend und fesselnd. Und obwohl die Story und der ganze Film an sich nicht viel Innovatives hat, ist das Finale doch rührend.

Als Bonusmaterial gibt es den deutschen und den englischen Trailer, eine Trailershow und ein paar kurze Features über Tasmanien, den tasmanischen Tiger, die Romanvorlage und die Figuren. Das Wendecover ist leider überflüssig, weil die DVD in einem Pappschuber daherkommt, auf dem das FSK-Logo aufgedruckt ist.

„The Hunter“ ist ab dem 24.07.2012 im Handel erhältlich.

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Einsendeschluss ist der 15. August 2012. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahme ab 18 Jahren.