Jens Hohmann und Lars Schmidtke

Errichteten Ihr eigenes Mini-Hotel

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 18. Juni 2012

Erzählt doch bitte etwas über Euch selbst.

Lars: Ich bin 1973 in der Nähe von Osnabrück geboren worden. Wir wohnen seit zehn Jahren zusammen in Düsseldorf. Ich bin damals – nach meiner Schauspielausbildung in Köln – zu Jens nach Düsseldorf gezogen. Er wohnte aufgrund seines Studiums hier. Wir wohnen seitdem in Friedrichstadt an der Grenze zu Unterbilk – perfekt: Man ist mitten in der Stadt, aber auch schnell am Rhein im Grünen. Die Pendelei nach Köln ist manchmal bissle anstrengend mit dem Auto, ich erinnere nur an die Sperrung der A57. Ich arbeite als Sprecher beim WDR Rundfunk und beim Fernsehen, zusätzlich beim Deutschlandfunk. Seitdem ich auch in Berlin in Sachen Synchron und Overvoices für Reportagen etc. unterwegs bin, haben wir seit einigen Jahren auch eine kleine Wohnung in Berlin-Prenzlauer Berg.

Jens: Ich bin 1976 am Niederrhein (Rheinberg) geboren. In Düsseldorf bin ich seit meinem Studium im Jahre 1996. Ich habe Geographie und Stadtenwicklung studiert – und abgeschlossen! Gleichzeitig habe ich schon während meines Studiums eine Veranstaltungsagentur gegründet. Diese hat mich dann in die Welt der Mode geführt - ich habe „Feuer gefangen“ und arbeite nun seit vielen Jahren im Vertrieb für unterschiedliche Firmen. Aktuell für das Premium-Label: 7 for all mankind.

Ihr habt sozusagen ein Mini-Hotel mit nur einem Zimmer eröffnet. Erzählt uns davon. Wie seid Ihr auf die Idee gekommen?

Jens: Begonnen hat alles mit Reisen. Vielen Reisen, die uns sowohl privat als auch beruflich (Außendienst) in Kontakt gebracht haben mit unterschiedlichsten Übernachtungsmöglichkeiten: Manche exquisit, andere weniger; manche sauber, andere weniger; einige ein wirkliches temporäres Zuhause, viele eher nicht. Als bei uns im Haus die kleine Hinterhauswohnung frei wurde, haben wir nicht lange überlegt: „Komm, wir versuchen es. Komm, wir können das besser!“ Die Arbeit, die folgte, unterschätzt man wohl immer. Aber im Endeffekt hat es sich gelohnt. Finden wir zumindest.

Habt Ihr das Thal selbst eingerichtet und saniert? Und wie habt Ihr entschieden, welcher Sessel in das Zimmer kommt?

Lars: Wir haben im Endeffekt alles selber gemacht. Bis auf den Fußboden - den haben wir von den Vorbesitzern übernommen. Manchmal wundere ich mich selber, wie handwerklich geschickt man dann doch ist. Können kommt manchmal dann doch von „wollen“.

Jens: Die Einrichtung war eher ein Prozess: Auf meinen Reisen habe ich viel Ausschau gehalten, was passen könnte und es dann schnell gekauft. Den Sessel haben wir zum Beispiel in Berlin gefunden, die Tapete im Internet und das Bett bei „Ikea“. Es ist wichtig, dass das Interieur unterschiedlichen Ursprung hat, sonst wirkt es zu „künstlich“. Ein moderner Schreibtisch mit einem Vintage-Klappstuhl vom Trödel. Das schafft Atmosphäre.

Können kommt manchmal dann doch von „wollen“.

Ist es schwierig, in dieser Branche Fuß zu fassen?

Lars: Das wissen wir noch nicht. Das „Thal55“ ist ja noch nicht so lange fertig. Die ersten Rückmeldungen sind aber sehr positiv. Aktuell sind wir noch nicht über Online-Plattformen zu erreichen. Wir würden lieber erstmal ein „Geheimtipp“ sein und über Mund-zu-Mund-Propaganda bekannt werden. Immerhin ist es nicht unser „Beruf“ sondern eher ein Hobby - was vielleicht auch dazu dient, neue und interessante Leute kennenzulernen. Mal abwarten...

Angenommen, ich möchte demnächst im „Thal55“ übernachten. Wie lange vorher muss ich derzeit buchen?

Lars: Das hängt von dem Datum ab, wann du kommen möchtest: Morgen wäre noch was frei...aber am Wochenende wird’s dann schwierig!

Eure Idee ist dem Prinzip nach nicht neu – wie unterscheidet sich das Thal von bspw. www.statthotel.de?

Jens: statthotel.de ist ja eine Vermietungsplattform wie ihome.de oder homecompany.de. Wir sind mit „Thal55“ ja die Kunden dieser Plattformen. Aber wie Lars schon sagte, aktuell wollen wir es erst einmal individuell versuchen... nicht das wir überrannt werden. Was der Unterschied zwischen dem „Thal55“ und anderen „Rent-Flats“ ist? - Naja, wir wollten schon einen deutlich höheren Anspruch bieten, sowohl in Ausstattung als auch in Optik und Design. Hätten wir ein Hotel wären wir gerne bei „Leading Hotel Of The World“ - das gibt’s ja für Wohnungen nicht, aber so ein bißchen in die Luxus-Schiene soll's schon gehen.

Wir würden lieber erstmal ein „Geheimtipp“ sein und über Mund-zu-Mund-Propaganda bekannt werden.

Ihr ward schon oft in Hotels. Welches Zimmer war das schlimmste, das Ihr jemals gesehen habt?

Jens: Die mit Abstand schlimmste Unterkunft, in der ich je übernachtet habe, war während eines Studiumaufenthaltes in den peruanischen Anden: Ein Dorf hatte die „wissenschaftliche“ Delegation aus Düsseldorf eingeladen und sich „Tipps“ für die wirtschaftliche Entwicklung der Region erhofft. Nach einem Eintrag ins „goldene Buch der Stadt“ folgte die Unterbringung im dörflichen „Gefängnis“. Albtraum!

Lars: Das kann ich nicht toppen.

Was ist Euer nächstes Projekt?

Beide: Willi Wolkenwiese! Ein Kinderbuch über einen kleinen Gärtner mit grünem Daumen, der in direktem Kontakt mit unterschiedlichen Tieren und Pflanzen steht und dabei Abenteuer auf dem Landsitz seiner Eltern erlebt. Wir arbeiten seit längerem daran. Ein Freund von uns, Matthias Holländer, hat gerade das gesamte Layout und die Graphik fertig...es ist so süß!

Mit was kommt Ihr gar nicht zurecht – sei es beruflich oder privat?

Lars: Intoleranz und Oberflächlichkeit.

Jens: Kann ich nur zustimmen.

Was gefällt Euch an Düsseldorf?

Jens: Düsseldorf ist eine unglaublich schöne Stadt. Wenn wir Freunde zu Besuch bekommen, versuche ich immer, sie auf ihrem Hinweg über die Rheinkniebrücke zu lotsen (auch wenn's ein Umweg ist). Der erste Eindruck zählt. Und der Blick auf die Stadt ist einfach super. Zudem ist es alles sehr überschaubar - alles ist innerhalb kurzer Wege zu erreichen. Und das Freizeitangebot ist mit dem Rhein und den Rheinwiesen unglaublich.

Lars: Immerhin bin ich als Ex-Kölner hierher gezogen...und hab's noch nicht bereut!

Gibt es noch etwas, das Ihr unbedingt mitteilen möchtet?

Lars: Kölner – fahrt öfter nach Düsseldorf! Es lohnt sich.