Doping-Vorwürfe zwingen Armstrong in die Knie

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 24. August 2012

Sieben Mal hat Lance Armstrong die Tour de France gewonnen; damit ist er der erfolgreichste Radsportprofi aller Zeiten. Seit Jahren muss er erklären, dass er nie Doping-Mittel benutzt hat. Aber jetzt gibt er auf. Die Folgen: Armstrong wird wahrscheinlich nicht nur seine sieben Titel abgeben müssen, sondern auch lebenslang aus dem Profisport verbannt werden.

Auf seiner Internetseite hat Armstrong ein Statement veröffentlicht, laut dem er nicht an dem „einseitigen und unfairen Prozess“ teilnehmen wolle, den die US-Anti-Doping-Agentur Usada eingeleitet hat. Auf die Anhörung zu verzichten, kommt für die Usada einen Schuldeingeständnis gleich. In der Erklärung heißt es unter anderem: „Im Leben eines jeden Mannes kommt irgendwann der Punkt an dem er sagen muss: Genug ist genug. Dieser Zeitpunkt ist für mich jetzt gekommen. [...] Wenn ich eine Chance sehen würde, mich fair zu den Vorwürfen zu äußern, würde ich es tun.“ mehr...

Hat er nun, oder hat er nicht? Niemand weiß es mit Sicherheit. Armstrong meint, dass der ganze Radsport an absurdum geführt wird, wenn jeder eine Hexenjagd eröffnen kann. „Das ist gegen jede Regel und einfach nicht richtig.“ Jan Ullrich, der sich lange einen Kampf mit Armstrong geliefert hatte und, abgesehen von 1997, doch nie der Sieger war, war im Februar für zwei Jahre gesperrt worden - wegen Dopingverdachts. Obwohl ihm alle Siege nach 2006 abgesprochen worden waren, könnte Ullrich jetzt im Nachhinein doch noch Tour de France-Sieger werden, sogar vierfach. Die Titel von 2000, 2001 und 2003 könnten dann ihm gehören. Allerdings, so berichtet der „Spiegel“, beschäftigt ihn das nicht mehr groß. mehr...

Macht es Sinn, einem siebenfachen Sieger wegen Dopingvorwürfen den Titel zu entziehen und ihm dann jemanden zu geben, der sogar eingestanden hat, Doping-Mittel benutzt zu haben? Wohl kaum. Die ganzen Jahre, in denen jetzt schon mit leistungssteigernden Mittel gefahren oder nicht gefahren wird, hat der Radsport viel an seiner Popularität einbüßen müssen. Und auch wenn jetzt kaum noch nachvollziehbar ist, wer wann bei welchem Rennen gedoped war - 1997 hatten wir unseren Sieg. Jan Ullrich war der einzige Deutsche, der je die Tour de France gewonnen hat. So weit wir wissen, ganz ohne Doping. Zumindest darauf können wir sicher stolz sein.