"The Last of Us": Erzählerische Dichte und Endzeitstimmung der Extraklasse

von Portrait von Michael Miskulin Michael Miskulin
Veröffentlicht am 12. Juni 2013

Auf der E3 in Los Angelos hat Sony noch die PlayStation 4 näher vorgestellt (wir berichteten), und damit einen Großteil der videospielbegeisterten Fans von ihrer neuen Konsole überzeugen können. Wer jetzt aber glaubt, dass sich Sony auf seinen Lorbeeren ausruhen wird und die PlayStation 3 schnell hinter sich lassen will, hat sich getäuscht. Ganz im Gegenteil: Der Elektronik-Riese veröffentlicht dieses Jahr noch eine ganze Reihe an Top-Titeln, darunter "Gran Turismo 6", "Beyond: Two Souls" und eben auch "The Last of Us". Und bei diesem Titel deutet sich an, dass es der eigentliche Schwanengesang der PlayStation 3 werden wird.

Von Pilzen, Ameisen und Zombies

Das neue Game von den "Uncharted"-Machern Naughty Dog spielt in einer düsteren Endzeitwelt, in der eine Pilzinfektion den Großteil der Menschheit in willenlose Zombies mutiert hat. Das wirklich gruselige an dieser Prämisse ist, dass es diesen Pilz tatsächlich gibt - auch wenn er in der Realität bloß Ameisen befällt und damit ihr Verhalten mit bioaktiven Substanzen kontrolliert. Die menschlichen Überlebenden der Seuche rotten sich entweder in abgeschotteten Quarantänebereichen zusammen, oder durchstreifen als verzweifelte und grausame Plünderer die Ruinen der verlassenen Großstädte ("I am Legend" und "The Walking Dead" lassen grüßen).

Hollywood-reife Erzählung

Der Spieler übernimmt die Rolle des 40-jährigen Schnugglers Joel, der sich Tag für Tag außerhalb der gesicherten Zonen wagt, um nutzbare Ressourcen und Werkeuge für den Schwarzmarkt der Überlebenden zu finden. Ihm wird die 14 Jahre junge Ellie anvertraut, die er in die nächste Sicherheitszone eskortieren soll. Der Auftrag hat aber einen Haken: Ellie scheint immun zu sein gegen die Pilzseuche und ist somit die letzte Hoffnung für das Überleben der Menschheit. Auf ihrer Reise entwickelt sich zwischen den Beiden eine hollywood-reife Geschichte, die fantastisch erzählt wird, mit menschlicher Tiefe und erzählerischer Dichte, wie sie nur selten zuvor von dem Medium Videospiel erreicht wurde. Die exzellenten Sprecher tun ihr Übriges.

Überlebenskampf im Großstadtdschungel

Der Spieler hat es aber nicht mit einem handelsüblichen Third-Person-Shooter zu tun, vielmehr muss er sich auf beinharte Survival-Action einstellen. Die Munition ist rar gesät, die Schusshand ist ständig zittrig, und übereifriges Voranpreschen wird gnadenlos bestraft. Stattdessen muss man geduldig Katz und Maus mit seinen Häschern spielen. Im besten Fall sorgt man für Ablenkung, um dann schnell den nächsten heruntergekommenen Raum nach geeignetem Material für einen provisorisch gebastelten Molotov-Cocktail oder eine Nadelbombe zu durchsuchen. Wenn sich dann eine günstige Nahkampfsituation ergibt, in der der Gegner schnell übermannt werden kann, wird der Kampf meist mit explosiver Wucht und Drastik dargestellt. Nichts für zartbesaitete Geister und definitv nur etwas für reifere Spieler (ab 18 Jahren), die splattrigen Horror-Effekten etwas abgewinnen können.

Ein Meilenstein dieser Generation?

Nicht nur die Geschichte ist filmreif, sondern auch ihre Inszenierung. Die grafischen Qualitäten von "The Last of Us" sind überwältigend und setzen die erdrückende Endzeit-Atmosphäre eindrucksvoll und filmnah um. Der zweimalige Oscargewinner Gustavo Santaolalla (Brokeback Mountain und Babel) steuerte den gefühlvollen Soundtrack bei. Es herrscht also Hollywood-Stimmung pur.

Wie schon bei "Bioshock: Infinite" zuvor, überschlägt sich die Presse geradezu mit positiven Reviews und Bewertungen zum Spiel. Viele sprechen von einem Meilenstein dieser Generation, wenn nicht sogar von dem "Citizen Kane" der Videospielbranche. Ob "The Last of Us" mit seiner Narration wirklich die Bedeutung für Videospiele haben wird, wie der Klassiker von Orson Welles für den Film, bleibt abzuwarten. Doch eines ist klar: "The Last of Us" zeigt auf ein Neues wieviel erzählerisches und emotionales Potential noch in dem jungen Medium Videospiel steckt. Und das auch noch auf der 'alten' Konsolengeneration.

Das Survival-Action-Abenteuer ist ab dem 14. Juni exklusiv für PlayStation 3 verfügbar.

"The Last of Us": Erzählerische Dichte und Endzeitstimmung der Extraklasse