Schluss mit gratis: Leser zahlen ab 2013 für bild.de

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 8. November 2012

Es war zu schön: Statt für Zeitschriften und Magazine sauer verdientes Geld zu bezahlen, konnte man einfach auf die entsprechende Internetseite gehen und sich dort die Informationen kostenlos holen. Bleibt die Frage: Wozu überhaupt noch Zeitungen wie „Bild“ kaufen? Selbst das nackte Mädchen gibt es auf bild.de. Das dachten sich viele Leser und trieben die Verkaufszahlen der einst auflagenstärksten Tageszeitung Europas immer weiter nach unten - heute sind es beinahe nur noch halb so viele Leser wie zu den Glanzzeiten, als „Bild“ 4,6 Millionen Zeitungen pro Tag verkaufte. Und jetzt, da es um die Wirtschaft eher mager steht, lassen sich auch immer weniger Unternehmen finden, die Werbung in der Zeitung schalten wollen. Dieses Problem betrifft nicht nur „Bild“, sondern auch alle anderen Zeitungen und Zeitschriften. Die Lösung: kostenlose Inhalte kostenpflichtig zu machen. Auch Journalisten leben schließlich nicht von Luft und Liebe. Und auch ein Multimillionen-Euro-Konzern wie der Axel Springer Verlag kann bei der Bank keine Kieselsteine einzahlen. Deswegen folgt man jetzt dem Beispiel der „New York Times“. Auf deren Seite erhält der Leser eine bestimmte Anzahl von Inhalten kostenlos, muss für weitere dann aber zahlen. Bei bild.de soll das Prinzip aber anders funktionieren.

Der Vorstandsvorsitzende des Axel Springer Verlages, Mathias Höpfner, erklärte bei einer Pressekonferenz, dass ein Großteil der Inhalte von bild.de ab 2013 schrittweise kostenpflichtig werden sollen. Allen voran - natürlich - die Fußballergebnisse. „Bild“ folgt damit dem Beispiel von „Welt“ - auch auf welt.de sollen Inhalte bald nicht mehr kostenlos einzusehen sein - allerdings noch dieses Jahr. Das Medienmagazin dwdl fasst zusammen:

Was wie schon länger angekündigt in jedem Fall kostenpflichtig sein wird, sind die Bundesliga-Zusammenfassungen, für die Springer ab der kommenden Saison die Online-Rechte erworben hat. Bild.de kann dann noch vor der "Sportschau" Spielzusammenfassungen anbieten. Erst nach Mitternacht soll es die Berichte dann auch kostenfrei geben. Doch das dürfte allenfalls der Anfang sein.

 Dass Bezahl-Inhalte viele Leser vergraulen, ist Höpfner natürlich klar, aber dieses Opfer ist man bereit zu bringen. Zahlende Leser entwickeln seiner Meinung nach ohnehin eine höhere Loyalität zur Zeitung, als nicht-zahlende. Der Sinn dahinter ist weniger, die Leser zurück zum Print-Produkt zu zwingen, sondern die Werbeeinnahmen aus der digitalen Version der Zeitung zu steigern - wer für Artikel erst zahlen muss, schenkt auch den Werbebannern mehr Beachtung, also kann Springer Werbeflächen auf der Internetseite zu höheren Preisen verkaufen. Inzwischen kommen mehr als die Hälfte der Einnahmen des Verlages aus digitalen Medien. Trotzdem soll es nach wie vor einige Inhalte geben, die der Nutzer kostenlos einsehen kann. Welche Inhalte im Einzelnen nun kostenpflichtig werden, hat Höpfner noch nicht preisgegeben.