Überraschend: Miley Cyrus überzeugt in „LOL - Laughing Out Loud“

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 30. Mai 2012

Miley Cyrus ist seit Hannah Montana zu einem Hassobjekt geworden - so wie Paris Hilton. Oder Justin Bieber. Dass diese Abneigung grundlos ist, beweist die imdb-Wertung zu ihrem neuen Film „LOL – Laughing Out Loud“. Von den weit über eine Millionen Filmen, die auf der Filmseite gelistet sind, hat es die Teenie-Komödie problemlos auf Platz 21 geschafft – von hinten gezählt. Damit hat „LOL“ von den Nutzern eine schlechtere Wertung bekommen als „DKAO – Türken im Weltall“, „Ed – Die affenstarke Sportskanone“ und „The Incredibly Strange Creatures Who Stopped Living And Became Mixed-Up Zombies!!?“. Das merkwürdige daran: Regisseurin Lisa Azuelos hatte erst 2008 das französische Original zu „LOL“ gedreht – und dieser Film, der den selben Titel trägt, hat die gleiche Story und eine relativ solide Wertung von 6,2.

Lola (Miley Cyrus), von allen nur Lol genannt, hat typische Teenager-Probleme: verliebt in ihren besten Freund (Douglas Booth), nervige Mutter (Demi Moore), die heimlich ihr Tagebuch liest und überhaupt ist die Schulzeit gar nicht so einfach. Während ihre geschiedene, aber frisch verliebte Mutter ihr eigenes Gefühlschaos ordnen muss, freut sich Lol auf die Klassenfahrt nach Paris, wo „es“ endlich passieren soll. Oder doch nicht?

Einige Parallelen zu „La Boum“ von 1980 sind in „LOL“ ohne Weiteres zu finden. Im französischen Original wurde die Mutter sogar von Sophie Marceau gespielt, die als Teenager mit „La Boum“ Weltruhm erlangte. Aber wo sich Marcaeu noch mit einem Walkman von der Welt abgrenzte, muss es heute natürlich der iPod sein. Auch Chatrooms und SMS bekommt man in „LOL“ sehr oft zu sehen. Wenn Lol zum Beispiel eine Umarmung von ihrer Mutter möchte, schreibt sie ihr eine SMS, obwohl beide in der gleichen Wohnung sitzen. Das ist merkwürdig für den Zuschauer – und überhaupt hat man leichte Zugangsschwierigkeiten, wenn man nicht grade alleinerziehende Mutter, oder in der Pubertät ist. Für Jungs ist der Film ohnehin nichts. Und doch ist „LOL“ um einiges mehr, als man erwarten könnte: statt eines bonbonbunten Klischeestreifens mit desaströsen Darstellern und Lady GaGa-Soundtrack, bekommt man ein recht authentisches Bild der Jugend von heute geliefert.

„LOL“: Wie sich (Nicht-)Zuschauer gegen Miley Cyrus verschwören

Da wird ganz unamerikanisch gekifft, gevögelt und auch fleißig geflucht; und wo man Justin Bieber und Kate Perry in den Soundtrack hätte nehmen können, hört Lol lieber die Stones und ist allgemein etwas alternativ angehaucht. Auch ihr Wunsch „einfach entspannt mit [ihrer] Familie abhängen“ zu wollen, hat etwas recht teenager-untypisches an sich. Aber dann bekommt sie wieder einen hysterischen Anfall, flucht wie ein Kesselflicker und alles ist wieder normal.

„LOL“ ist völlig unerwartet, ein sehr angenehmes kleines Filmchen über Mütter, Töchter und alles was so dazwischen passt. Dabei gibt der Film nicht vor, mehr zu sein, als er ist und leistet sich abgesehen von einem unnötigen Ausflug nach Europa auch keine Fehler. Solide Schauspieler, eine nette Story, ein guter Soundtrack und hier und da kleine wehmütige Reminiszenzen an die unbeschwerten Jugendtage – was kann man mehr erwarten von einer Teenagerkomödie mit Drama-Einschlag?

An den amerikanischen Kinokassen floppte der Film böse – nicht einmal 50.000 Dollar spielte er am Startwochenende ein. Völlig zu Unrecht, wie der Autor dieses Beitrags findet. „LOL – Laughing Out Loud“ startet morgen in den deutschen Kinos.