Michael Douglas küsst Matt Damon: „Behind The Candelabra“ gilt als Geheimtipp in Cannes

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 22. Mai 2013

„Side Effects“ sollte Steven Soderberghs letzter Kinofilm sein. Ist er auch. In den USA zumindest. In Europa aber können wir noch einen weiteren Film von ihm sehen - „Behind The Candelabra“, ein Biopic über den in Deutschland weniger bekannten Star-Pianisten „Liberace“, der ein ausschweifendes Leben führte, mit seiner Show in Las Vegas zu einer Ikone wurde und sich trotzdem nie zu seiner Homosexualität bekannte. Am Dienstagabend feierte der Film bei den Filmfestspielen von Cannes seine Weltpremiere. Bei den Kritikern gilt „Behind The Candelabra“, der um die Goldene Palme konkurriert, seitdem als Geheimtipp. In der Hauptrolle des exzentrischen Liberace ist Michael Douglas zu sehen. Im Zentrum des Films steht Liberaces Verhältnis mit dem erheblich jüngeren Scott Thorson, den er einmal als die Liebe seines Lebens bezeichnete.

Liberaces Markenzeichen war neben seinen prunkvollen Outfits und seiner Flügel-Sammlung auch der Kandelaber mit echten Kerzen, das bei Auftritten auf seinem Flügel stand. Im Showgeschäft ist die Handlung von „Behind The Candelabra“ aber nicht angesiedelt. Auch Liberaces Exzesse stehen nicht im Mittelpunkt. Stattdessen wird der Fokus des Films auf die legendäre Beziehung zwischen Liberace und  seinem Toyboy Scott Thorson gelegt. Liberace stellte ihn als Chauffeur ein, tatsächlich aber war das Verhältnis wesentlich tiefgehender. Thorson, auf dessen Memoiren der Film basiert, erinnert sich: „Es war wie eine Vater-Sohn-Beziehung, aber wir hatten Sex.“

Michael Douglas küsst Matt Damon: „Behind The Candelabra“ gilt als Geheimtipp in Cannes

Liberace outete sich nie; nicht nur weil Homosexualität in den 50er und 60er Jahren ein Tabuthema war, sondern weil er auch befürchtete, seine Karriere durch ein Eingeständnis zu gefährden. Liberace führte viele Klagen gegen Journalisten, die behaupteten, er wäre schwul - und gewann jede einzelne. Er sagte sogar unter Eid aus, dass er nicht homosexuell ist. 1987 starb Liberace im Alter von 67 Jahren an den Folgen von AIDS. Wie nah die Maskenbildner an Liberace und Thorson herankamen, zeigt sich, wenn man sich diesen Auftritt Liberaces ansieht, bei der er von Thorson auf die Bühne gefahren wird.

Die schauspielerische Leistung von Michael Douglas wird von den Kritikern sehr gelobt. „Behind The Candelabra“ ist der Favorit bei den Filmfestspielen in Cannes. Eine Oscar-Nominierung ist jedoch ausgeschlossen - weil der amerikanische Fernsehsender HBO den Film in Auftrag gab, wird er sicherlich nicht im Kino laufen - und Filme, die nicht in einem amerikanischen Kino gezeigt wurden, sind von der Oscar-Verleihung ausgeschlossen.

Einen besonderen Touch erhält „Behind The Candelabra“ durch Michael Douglas, der nach seiner Krebserkrankung zwar noch etwas verhärmt aussieht, aber vor der Kamera wieder erblüht. Bei der Pressekonferenz am Dienstag dankte ein zu Tränen gerührter Michael Douglas Regisseur Steven Soderbergh, der ihm die Rolle direkt nach seiner Erkrankung angeboten hatte. In den deutschen Kinos startet „Behind The Candelabra“ wahrscheinlich Anfang Herbst.