Neuer James Bond Roman "Solo": 007 fährt U-Bahn statt Aston
Veröffentlicht am 4. Oktober 2013
Schriftsteller William Boyd manövriert den beliebtesten britischen Geheimagenten und Vollzeitmacho in ein neues Abenteuer und verdreht etwaige Marotten des Protagonisten um 180 Grad: "Solo" heißt der neue James Bond Roman, in dem mit U-Bahn statt Aston gefahren, Bier statt Martini getrunken und Action hinten angestellt wird. Nur eins ist gleichgeblieben: Die lüsterne Begierde. Wo James auch hinschaut, er sieht wohlgeformte sekundäre Geschlechtsmerkmale. Obwohl er soeben aufgewacht ist und Schmerzen in den Gliedern verspürt, fällt ihm sofort eine Frau mit honigblonden Haaren auf, deren marineblauer Hosenanzug "ihre vollen Brüste zur Geltung bringt".
Wer jetzt allerdings denkt, dass die Rolle der Frau wie üblicherweise auf ein Objekt-Minimum reduziert wird, der hat sich etwas getäuscht. Natürlich ist Bond noch immer ein triebhafter Exzentriker, allerdings erhalten Boyds weibliche Figuren mehr Tiefe als die Bond-Girls der aktuellen Spielfilme. Des Weiteren setzt der Autor mehr auf psychologische Würze als auf aneinanderreihende Schießereien und Explosionen, welche üblicherweise mit einem lässigen Spruch quittiert werden. Aber worum geht es eigentlich in dem Roman? Wo muss die Ein-Mann-Armee dieses Mal aufräumen?
"Solo" spielt im Jahre 1969, der Held feiert also seinen 45. Geburtstag. Boss M schickt den Agenten in den westafrikanischen Staat Zanzarim, ein fiktives Land, dessen herrschendes Klima aber manche Parallelen zur Biafra-Krise der späten sechziger Jahre aufweist. Bond trifft auf eine afrikanische Kollegin, deren "kleine Brustwarze unter ihrer transparenten Gazebluse deutlich zu erkennen" ist und auf einen konventionellen Schurken - Typ Schläger. Kein größenwahnsinniger Antagonist, der das Ländergleichgewicht oder gar den Planeten zerstören will, sondern ein rüpelhafter Tölpel. Dabei strickt sich die Story um Schmuggelware und Bodenschätze: Der Geheimagent soll den Engländern und Amerikanern das Erdölvorkommen sichern.
Neuer James Bond Roman "Solo": 007 fährt U-Bahn statt Aston
Eine Bond-fremdartige Geschichte, die erst gen Ende an Fahrt aufnimmt. Wem der neue James Bond nicht gefällt, darf dem Autor nicht die alleinige Schuld zuweisen. Boyd wurde von den Nachkommen des Bond-Erfinders Fleming autorisiert, diese Fortsetzung mitsamt neuen Charakter-Typus zu konstruieren.