Facebook: Datenschutz leicht gemacht (Oder: Wie dämlich sind wir eigentlich?)

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 27. November 2012

Facebook gerät immer wieder in die Kritik - die Privatsphäre der Nutzer werde missachtet, Daten würden verraten und verkauft und überhaupt kann niemand sicher sein. Schon seit Monaten kursiert nun das Gerücht, eine Änderung der AGB's würde rechtfertigen, dass Facebook eingestellte Fotos an Außenstehende verkaufen darf. Das ist natürlich Schwachsinn. Trotzdem glauben es Millionen Nutzer. Hat noch immer niemand begriffen, dass das Phänomen Facebook keine Frage der AGB's ist, sondern eine Frage der eigenen (!) Kompetenz?!

„Aufgrund der neuen AGB in Facebook widerspreche ich ausdrücklich jeglicher kommerziellen Nutzung meiner persönlichen Daten...“ und so weiter. Dieser und sinnverwandte (wenn auch in jedem Fall rechtlich völlig irrelevante) Texte, geistern schon seit Monaten über Pinnwände auf der globalen Community. Jetzt hat Facebook selbst reagiert und veröffentlichte folgenden Kommentar:

Noch immer geht das Gerücht um, Facebook würde gepostetes Eigentum wie Bilder und andere Inhalte der Nutzer anders behandeln als früher. Das ist falsch. Jeder Facebook-Nutzer kann die geposteten Inhalte selbst verwalten und bleibt ausschließlicher Urheber, so wie es in unseren Datenverwendungsrichtlinien klar geregelt ist. Diese geben genau wieder, wie derlei Inhalte behandelt werden. Das sind und waren unsere Bestimmungen.

Klare Worte. Aber natürlich kann ihnen der kritische Nutzer nicht glauben. Denn wer kein Schaf ist, informiert sich selbst, wie Facebook die geposteten Inhalte verwendet. Das steht in den Datenschutzrichtlinien. Dort heißt es:

Obwohl du uns gestattest, die Informationen zu verwenden, die wir über dich erhalten, bleiben diese doch stets dein Eigentum. [...] Deshalb teilen wir Informationen, die wir über dich erhalten, nicht mit anderen, es sei denn: 1. wir haben deine Genehmigung dazu erhalten; 2. wir haben dich darüber informiert, beispielsweise in diesen Richtlinien; oder 3. wir haben deinen Namen sowie alle anderen personenbezogenen Informationen von diesen Daten entfernt.

Hintertürchen gibt es also für Facebook. Auch wer sich gut mit den komplizierten Privatsphäre-Einstellungen auf Facebook auskennt, kann manche Informationen nicht geheim halten. So erging es zum Beispiel der lesbischen Duncan, die von ihrem Chorleiter zur Gruppe des örtlichen Homosexuellen-Chors hinzugefügt wurde. Auf diese Weise erfuhr ihr erzkonservativer Vater davon. Facebook-Nutzer können nicht beeinflussen, ob sie von Freunden zu einer bestimmten Gruppe hinzugefügt werden, oder nicht. Welt brachte einen ausführlichen Artikel darüber.

Hier zeigt sich der Weisheit letzter Schluss: Der durchschnittliche Nutzer wird die vertrackten Einstellungsmöglichkeiten kaum durchschauen; selbst wer sich intensiv mit den Privatsphäre-Einstellungen befasst, kann ein Restrisiko nicht ausschließen! Hier offenbart sich dann die Essenz dessen, was ich gern „Facebook-Kompetenz“ nenne. Es handelt sich dabei um die Fähigkeit, sich vor dem posten von Inhalten die Frage zu stellen: „Muss das wirklich sein?“ Wer Dinge, die (wenn auch nur für manche) geheim bleiben sollten, auf einer kostenlos zu nutzenden Website mit einer Milliarde Mitgliedern und komplizierten Privatsphäre-Einstellungen veröffentlicht, darf sich nicht wundern, wenn Mutti auf einmal erfährt, dass man statt beim Wandertag auf einem Gothic-Festival war; dass die Verlobte eigentlich Rolf heißt und dass ich heimlich CDU wähle! Wer auf Facebook aktiv ist, muss damit rechnen, dass auch Informationen ans Licht kommen, die nie für die Öffentlichkeit bestimmt waren, ganz besonders wenn ich sie selbst poste. Wer sich nicht sicher ist, ob ein Foto-Archiv seiner Kontoauszüge gepostet werden sollte oder nicht, sollte nicht nur im Zweifel für die analoge Sicherheit plädieren, sondern sich auch fragen, ob er wirklich reif ist für Facebook.