Was hat Will Smiths neuer Film „After Earth“ mit Scientology zu tun?

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 4. Juni 2013

Will Smith, das weiß in den USA jeder, in Deutschland dagegen fast niemand, ist mit der umstrittenen Sekte Scientology eng verbunden: Er spendete mehrfach große Beträge, gründete eine Schule, die Scientology-Techniken lehrt und wurde von niemand anderem als Tom Cruise persönlich an die „Religion“ herangeführt. Möglicherweise hält sich Smith so bedeckt, weil er einen Imageschaden befürchtet, denn Scientology ist außerhalb der USA nicht unbedingt populär. In Deutschland wird die Sekte vom Verfassungsschutz beobachtet. Der kommt zu dem Schluss:

Aus einer Vielzahl von Informationsquellen ergibt sich, dass [Scientology] wesentliche Grund- und Menschenrechte wie die Menschenwürde, das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit und das Recht auf Gleichbehandlung außer Kraft setzen will. Sie strebt darüber hinaus eine Gesellschaft ohne allgemeine und gleiche Wahlen an.

Was hat das nun alles mit Smiths neuem Film „After Earth“ zu tun? Immerhin geht es im Film doch nur darum, dass ein Vater mit seinem Sohn in der Zukunft auf der postapokalyptischen Erde abstürzt und sich der Sohn dort mit Hilfe des Vaters durchschlägt. Oder? Für den „Hollywood Reporter“ hat ein ehemaliges Mitglied von Scientology, Marc Headley, den Film analysiert und einige Parallelen zu den Lehren von Scientology-Gründer L. Ron Hubbard gefunden:

1. Der Vulkan – Auf einem der Promotionbilder zum Film ist ein ausbrechender Vulkan zu sehen, der nahezu identisch ist mit dem Vulkan, der das Cover von L. Ron Hubbards Lebens-Leitfaden „Dianetics“ zierte – jenem Machwerk, das 1950 zum ersten Mal erschien und Grundlage des Glaubens von Scientology ist. Sogar einzelne Lava-Ströme, die den Hang hinabfließen, wurden übernommen. Der Vulkan findet sich auch in vielen Werbespots von Scientology und zur Pyramide stilisiert in den Lehrbüchern. Das Finale von „After Earth“ findet auf eben jenem Vulkan statt.

2. Das Überwinden der Angst – Sinn der so genannten Auditings, Zwei-Mann-Seminare, die von einem höherrangigen Mitglied der Sekte geführt werden, ist unter anderem, seine Angst zu beherrschen und die Emotionen unter Kontrolle zu bringen. Dieses Motto ziert sogar das Filmplakat – „Gefahr ist real, aber Angst ist eine Entscheidung“. Zu allem Überfluss mutet der Großteil des Films wie ein On-Screen-Auditing an: Smiths Figur, die keine Angst kennt, gibt seinem Sohn per Funk durch, wie er seine Angst überwindet und sich durch die feindselige Umgebung schlagen muss. Einzelne Phrasen wie etwa „Be in the present moment.“ sind Leitsätze von Scientology.

3. Starren – Eine Auditing-Technik besteht darin, dass der Anwärter, um seine Emotionen unter Kontrolle zu bekommen, stundenlang sein Gegenüber anstarren muss, ohne zu zwinkern, den Kopf zu drehen, oder zu lächeln. Will Smith bringt diese Technik im Film direkt vor die Kamera.

Was hat Will Smiths neuer Film „After Earth“ mit Scientology zu tun?

4. Die postapokalyptische Welt ist ein wichtiger Bestandteil der Lehre von Scientology, in der ein intergalaktischer Herrscher die Seelen der Menschen in Vulkanen gefangen hält. Auch schon der sinnverwandte „Battlefield Earth“ mit dem bekennenden Scientologen John Travolta in der Hauptrolle, spielte in jenem Szenario.

Nun ist nicht jeder Film, in dem ein Vulkan zu sehen ist, gleich eine Scientology-Anspielung und das Überwinden der eigenen Ängste ist Thema in gefühlten vier von fünf Filmen, die jede Woche in die Kinos kommen. Und doch ist das miteinander dieser Zufälle doch bemerkenswert, sodass ein Zusammenhang kaum noch von der Hand zu weisen ist. Das Gute daran: „After Earth“, sollte  er wirklich eine Art Image-Film für Scientology sein, schlägt fehl. Das Einspielergebnis des Films ist bisher deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Kinostart in Deutschland ist am 6. Juni 2013.