BVB-Doku: "Wir die Wand" gibt Einblicke in die Fan-Szene

von Portrait von Marlon Kumar Marlon Kumar
Veröffentlicht am 5. September 2013

Das Dortmunder Westfalenstadion beherbergt die größte Stehplatztribüne im europäischen Fußball: Satte 25.000 energiegeladene Fans feuern auf der "Süd"(-tribüne) bei nahezu jedem Heimspiel ihren BVB mit unverhohlenem Pathos an. Die unterschiedlichsten Menschen aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten treffen hier aufeinander, um ihre Hintergründe und Berufe zu vergessen. Es wird nicht geschaut, woher, sondern nur für wen man kommt. Leidenschaft, Einigkeit und Zusammenhalt sind ein paar der Attribute, welche die tobende gelbe "Wand" auszeichnen. Aber was treibt diese fanatische Euphorie überhaupt an? Warum schreit sich ein Bänker die Kehle heiser und warum schunkelt der Spitzenmanager mit dem Supermarkt-Kassierer? WDR-Autor Klaus Martens nimmt diese Besonderheiten in seiner Kino-Dokumentation "Wir die Wand" genauer unter die Lupe und begleitet elf Fans, die verschiedener nicht sein können, aber die vor allem eins verbindet: die Liebe zum Fußball und ihrem Verein.

Seine Dokumentation, die heute in den deutschen Kinos startet, ist ein vertikaler Schnitt durch die Ruhrpott-Klassenhierarchie: Von dem stereotypischen Bergarbeiter, dem Mathematik-Professor einer Dortmunder Hochschule bishin zu einer westfälischen Prostituierten ist die breite Gesellschaftspalette abgedeckt. Und das ist der Punkt: Die Dokumentation ist vielmehr eine Art leichte Gesellschaftskarikatur als Fußballfilm. Fußballszenen werden nämlich nicht gezeigt, nur "die gelbe Wand" in ihrem Element: Es wird geklatscht, in Eintracht geträllert, selbstverständlich geschimpft und ein Gemisch aus Wasser, Malz und Hopfen in Massen konsumiert.

"Ich wollte einen Fußballfilm machen, ohne Bilder des Fußballspiels zu zeigen. Das Spiel sollte sich in den Gesichtern der Fans widerspiegeln. Die Rituale in ihrer Entstehung mal zu beobachten, indem man die Menschen auf der Tribüne die ganze Zeit mit Kameras begleitet, das hat es noch nicht gegeben."

BVB-Doku: "Wir die Wand" gibt Einblicke in die Fan-Szene

sagt Regisseur Martens in einem WDR-Interview. Bisher wurde es einem Fernseh-Team tatsächlich nicht gestattet, die Emotionalität auf der "Süd" einzufangen. Klaus Martens jedoch, durfte elf interessante Charaktere näher kennenlernen und sie für sein Projekt gewinnen. Elf Fans und Stadionsprecher Norbert Dickel sind in einzelnen Interviews und in Aktion auf der Tribüne zu sehen:

"Wir wollten ein breites soziales Spektrum zeigen. Was allen gemein ist, sind die Sehnsucht und der Wunsch nach einem gemeinsamen Erlebnis. Dort auf der Südtribüne wird vierzehntägig eine gesellschaftliche Einheit gebildet, in der alle Freunde sind. Was sich da abspielt, ist unfassbar. Fremde Menschen liegen sich in den Armen oder schimpfen gemeinsam. Das Ganze bricht dann aber schnell auch wieder auseinander, wenn das Spiel zu Ende ist."

"Wir die Wand" ist ein Muss für jeden BVB-Fan. Die Dialoge der einzelnen Gesprächspartner sind zwar teils banal, aber geben schöne Einblicke in die Dortmunder Fan-Szene.