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WhatsApp- überall und immer erreichbar sein: Fluch oder Segen?

von Portrait von Mirjam Weskamp Mirjam Weskamp
Veröffentlicht am 4. Oktober 2016

Es ist Sonntagmorgen, halb 10. Ich bin auf dem Weg nach Köln mit der S-Bahn. Dort treffe ich mich mit einer Freundin zum Frühstück. Kurz vor Deutz bleibt die Bahn plötzlich ruckartig stehen und der Schaffner teilt mittels der Lautsprechanlage mit, dass sich die Weiterfahrt um 15 Minuten nach hinten verschieben wird. Genervt nehme ich mein Smartphone, öffne WhatsApp und schreibe meiner Freundin. Hinterher schicke ich ihr noch ein Foto aus dem Fenster der stehenden Bahn. Nach einer gefühlten Ewigkeit setzt sich die Bahn wieder in Bewegung und am Kölner Hauptbahnhof schließlich angekommen, gehe ich schnellen Schrittes zu unserem vereinbarten Treffpunkt. Gemeinsam im Café angekommen, bestellen wir ein großes Frühstück.

Bevor meine Freundin anfängt zu essen, macht sie jedoch noch ein Foto von diesem und verschickt es per WhatsApp an ihren Freund. Wir unterhalten uns über die letzten Wochen, doch irgendwie überkommt mich das Gefühl, dass Sie zwar physisch, aber geistig nicht wirklich anwesend ist. Jedes Mal, wenn ihr Handy vibriert, entsperrt sie fast wie in Trance den Bildschirm, öffnet die Nachricht und antwortet in aller Seelenruhe.

 

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Wie abhängig sind wir tatsächlich?!

Ich selber sage nichts, doch bringt mich dies schon zum Nachdenken: Sind wir, mich mit eingeschlossen, so abhängig davon, ständig erreichbar zu sein? Muss man immer sofort antworten? Würde man wirklich etwas Weltbewegendes verpassen, wenn man sein Handy einfach mal in der Tasche lässt? Ich denke die Frage kann jeder für sich selber schnell und eindeutig beantworten. Es scheint einem fast unmöglich, sich die Zeit vor dem Beginn der WhatsApp-Ära ins Gedächtnis zu rufen. Vor 2010, haben die meisten Menschen noch fleißig SMS geschrieben und, oder telefoniert. Man hat einen festen Zeitpunkt für ein Treffen ausgemacht und dann die Zeit gemeinsam, ohne Ablenkung genossen und dies im Hier und Jetzt, nicht virtuell. Man hatte nicht das Bedürfnis, ständig sein Handy zu überprüfen, ob man nicht vielleicht doch eine neue Nachricht erhalten hat. Und man kam auch nicht ‚in Versuchung‘ eben dieses vereinbarte Treffen doch bequem wieder abzusagen. Ein weiterer Punkt, der oft für Streitpotenzial sorgt, ist, dass die App eben doch keine wahren Emotionen zum Ausdruck bringen kann. Ich spreche hierbei durchaus aus Erfahrung: In einen ganz neutralen, einfach formulierten Satz ohne Smiley, wird direkt so viel hineininterpretiert, dass das Gespräch schließlich im Streit oder gar in einer Beziehungskrise endet. Wäre es da nicht um einiges leichter, die Person einfach anzurufen und das Problem auf diesem Wege zu lösen?! 

 

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Kommunikation war noch nie so leicht

Auf der anderen Seite muss man an dieser Stelle jedoch einwenden, dass WhatsApp natürlich auch einiges im Leben der Smartphone-Besitzer erleichtert hat und mit knapp einer Milliarden Nutzern nicht umsonst eine der meistgenutzten Smartphone-Apps ist. Man hat die Möglichkeit, überall und zu jeder Zeit, Personen Nachrichten, Voice-Notes, Bilder, Videos und vieles weiteres zu schicken. Sein Lieblingslied ist mit wenigen Klicken verschickt, genauso wie der Screenshot der passenden Bahnverbindung oder ein Foto von sich in einer Umkleidekabine, um sich Rat von der besten Freundin einzuholen, ob die Jeans die 80 Euro wirklich wert ist. Kommunikation war noch nie so bequem und einfach. 

 

Fazit

Ich selber nutze WhatsApp mehrmals täglich und würde auch von mir behaupten, dass einige der versendeten und empfangenen Nachrichten nicht notwendig sind und ich durchaus hin und wieder meine Zeit damit verschwende. Im Endeffekt ist es jedem natürlich selbst überlassen, wie oft und mit welcher Intensität er WhatsApp nutzt, jedoch schadet es auf keinen Fall, dass Handy während eines Treffens mit der Familie oder Freunden einfach mal in der Tasche oder gar zu Hause zu lassen. Die Welt wird sich trotzdem weiterdrehen und vielleicht wird man ja sogar positiv überrascht, wenn man einmal von seiner ‚Abhängigkeit‘ für eine gewisse Zeit ablässt und den Moment genießt.