Andy Houscheid

Musiker

von Portrait von Lina Wemhöner Lina Wemhöner
Veröffentlicht am 14. März 2014

Erzähl‘ uns doch bitte zunächst etwas über dich! Wo kommst du her, wie bist du aufgewachsen und welche Musik hat dich geprägt?

Ich bin in einem kleinen Dorf in der belgischen Eifel groß geworden und in der nächstgelegenen Stadt zur Schule gegangen. Bei uns zu Hause lief immer das Radio und so habe ich die Musik der 80er und 90er aufgesogen. Ab dem Alter von 7 Jahren besuchte ich dann die Musikschule, welche mir die klassische Musik nahebrachte. Meine erste Jazzplatte "Portrait in Jazz" von Bill Evans habe ich mir erst spät, mit 17, gekauft.

Du bist ausgebildeter Pianist. Wie bist du zum Gesang gekommen?

"Ich wusste, dass ich eigene Musik schreiben würde."

Ich habe schon als Dreizehnjähriger gesungen, war damals Alleinunterhalter und spielte auf allen möglichen Festen in unserer Gegend. Ich habe nie darüber nachgedacht, ich habe es einfach gemacht. Ähnlich war es nach dem Studium. Ich wusste, dass ich eigene Musik schreiben würde. Da ich selber Musik mit deutschen Texten sehr mag, habe ich auch hier nicht lange überlegt.

„Von hier aus weiter“ ist dein Debütalbum. Wie beschreibst du selbst den Stil des Albums?

Es ist live eingespieltes Album ohne großartiges Produzieren und Programmieren. Es klingt sehr warm. Ich höre es am liebsten laut im Auto.

„Noch immer Träume“, „Auf ihren Reisen“… Die Titel des Albums versprühen einen Hauch von Melancholie. Was hat dich beim Songwriting inspiriert?

Mein Blick auf die Welt ...und auf die Frauen (lacht). Ich finde die Titel gar nicht melancholisch... "Ja zum Leben", so beschrieb sie ein Journalist nach unserem Release Konzert; das hat mir schon eher gefallen.

Andy Houscheid

Deine Band entstand schon während der Studienzeit. Wie ist eure Geschichte?

Mit unserem Gitarristen habe ich in Brüssel zusammen gewohnt, als wir beide am Konservatorium studierten. Seinen Zwillingsbruder (Schlagzeuger) habe ich zu der Zeit bei einer Feier kennengelernt. Mit unserem ersten damaligen Bassisten - ebenfalls Student am Konservatorium - haben wir uns dann öfter getroffen und gejazzt. Zu dieser Zeit habe ich nur Klavier gespielt. Unseren neuen heutigen Bassisten habe ich durch den Tipp eines Freundes spontan angerufen, und er hat genau so spontan zugesagt. Unsere Sängerin, die ich bis dahin noch nicht kannte, rief mich eines Tages an, um Klavierunterricht bei mir zu nehmen. Als sie mir dann auch etwas vorsang, habe ich mir schnell ihre Nummer gespeichert. So ist dieser bunte Haufen entstanden.

Könntest du dir einen anderen Beruf als Musiker vorstellen?

Nö. Wenn es sein müsste, dann würde ich wahrscheinlich in die Politik gehen.

Was ist dein nächstes großes Projekt?

Ich arbeite gerade an neuen Ideen für Solopiano und Gesang und an zwei weiteren Songs, die ich wahrscheinlich etwas stärker produzieren werde, mit Loops, anderen Sounds... Ich werde diesmal auch mit einem Produzenten zusammen arbeiten.

Hast du ein musikalisches Vorbild? Mit welchem Musiker – ob tot oder lebendig – würdest du theoretisch gerne mal auftreten?

Es gibt mehrere Leute, die ich gut finde…  Keith Jarrett ,Brad Mehldau, Herbie Hancock am Klavier... Jaques Brel, Konstantin Wecker als Texter.

Wie sieht für dich ein perfekter Tag aus?

Draußen scheint die Sonne, ich bin tagsüber kreativ in der Musik und abends wird mit Freunden gegrillt.

Wie würdest du dich selbst beschreiben?

Eine Freundin beschrieb mich einmal als einen Menschen, auf der Suche nach der leichten Tiefe.

Gibt es irgendwelche entscheidenden Erlebnisse, die deine Persönlichkeit stark geprägt haben?

Es gibt viele Erlebnisse...auf Anhieb denke ich da an die Musiker auf lokalen Veranstaltungen, die mich als Kind wohl sehr beeindruckt haben. Auch das Treffen meines ersten musikalischen Mentors am Konservatorium von Esch-sur-Alzette(L) Carlo Hommel hat mich geprägt.

Wo wohnst du momentan und welcher ist dein Lieblings-Ort in deiner Stadt?

Ich wohne in St. Vith, einer kleinen Stadt in Belgien, und der schönste Ort dort ist bei mir Zuhause vor einem großen Fenster neben dem Flügel.

Welches Buch liegt gerade auf deinem Nachtisch?

"Gemeinwohl-Ökonomie" von Christian Felber und  "Der Vergessene Mann" - Geschichten von Franklin Roosevelt.

Wie lautet dein Lebensmotto?

Kein Motto. Jeder Tag ist anders und wir dadurch auch. Frei nach Konrad Adenauer: „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“

Andy, vielen Dank für das Interview! Gibt es final noch etwas, dass du gerne mitteilen möchtest?

Filmtipp „The broken circle“ ... Habe den Film letzte Woche im Kino gesehen... die Belgier kriegen manchmal auch richtig gute Sachen hin (lacht).