Vea Kaiser

Autorin

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 7. September 2012

Erzähl doch bitte etwas über Dich selbst.

Ich wurde am 21.12.1988 in St. Pölten geboren - unter einem hell leuchtenden Glücksstern. Ich zog nach der Matura nach Wien, wo ich nach Auslandssemestern in Deutschland und in der Schweiz auch heute noch lebe und Altgriechisch studiere. So oft ich kann, pendle ich allerdings nach Zürich, wo mein Freund lebt.

Dein Debütroman „Blasmusikpop“ ist Ende Juli erschienen. Darin verändert ein Bandwurmforscher durch das Niederschreiben der Dorfchronik das Leben der Einwohner eines Alpendorfes. Die Idee dazu hattest Du mit 17 beim Joggen. Einfach so? Wie eine Eingebung?

Je mehr ich darüber nachdenke, je intensiver ich mich zurückerinnere, desto mehr scheint mir, dass es doch gewisse autobiographische Auslöser für diesen Roman gab. Als ich in der Oberstufe war, lebten meine Eltern in einem kleinen Dorf, in dem ich mich immer fehl am Platz gefühlt und das ich richtig schrecklich gefunden habe. Ich glaube, ich mußte mich damals an diesem Dorf abarbeiten – am Ende führte das Schreiben des Romanes jedoch dazu, dass ich Frieden schließen konnte, weil ich beim Schreiben, Recherchieren und durch die Beschäftigung mit dem Dorf irgendwann gemerkt habe, dass im Dorf meiner Eltern nicht alles so furchtbar ist, wie es mir in der Pubertät erschien. Insofern habe ich eine ähliche Erfahrungskurve durchlaufen wie meine Hauptfigur Johannes A. Irrwein. Lustigerweise scheint eine renommierte Rezensentin mir diese Nachsicht nun übel zu nehmen.

Wenn es für den Roman autobiographische Vorbilder gab, ist sicherlich noch mehr von Deiner erlebten Wirlichkeit darin verarbeitet, oder? Die Figuren in Deinem Roman sind zum Beispiel gleichermaßen schrullig wie auch authentisch. Wie autobiographisch ist die Handlung?

Als ich in der Oberstufe war, lebten meine Eltern in einem kleinen Dorf, in dem ich mich immer fehl am Platz gefühlt und das ich richtig schrecklich gefunden habe. Ich glaube, ich mußte mich damals an diesem Dorf abarbeiten.

„Blasmusikpop“ ist sicherlich autobiographisch geprägt, aber alles, was darin passiert, ist erfunden. Mein eigenes Leben ist nicht einmal halb so spannend wie die Dinge, die ich mir ausdenken kann. Außerdem bin ich Schriftstellerin und keine Journalistin – die Realität ist nicht mein Arbeitsbereich, sondern die Fiktion.

Du hast in einem Interview gesagt, dass Dich drei Dinge „richtig glücklich“ machen: Fußball, Stöckelschuhe und Altgriechisch. Wieso gehört das Schreiben nicht dazu?

Weil Schreiben harte Arbeit ist. Glücklich macht mich das Ausdenken von Geschichten, aber diese dann niederzuschreiben, zu überarbeiten, nochmal zu überarbeiten, zu verwerfen und wieder neu zu schreiben ist nicht nur anstrengend, sondern kann mich manchmal in die Verzweiflung treiben.

Vea Kaiser

Wie oft wolltest Du „Blasmusikpop“ aufgeben und das Script zum Fenster rauswerfen?

Öfter als ich zählen kann. Hätte ich nicht meinen Agenten gehabt, der mich jede Woche in einem Telefonat ermutigt, aufgebaut und getröstet hat, hätte ich vielleicht auch irgendwann alles verworfen und Lehramt studiert.

Du bist Jahrgang 1988 – wie sieht Deine Zukunft aus? Willst Du hauptberuflich Schriftstellerin sein, oder greifst Du auf Dein Philologie-Studium zurück, um Deinen Lebensunterhalt zu verdienen?

Ich bin noch jung, ich hab' noch etwas Zeit, mir das zu überlegen. Im Frühjahr beginne ich erst einmal mein Masterstudium Germanistik, im Herbst möchte ich dann das Masterstudium Altgriechisch anschließen. Ich werde sicher länger brauchen, bis ich fertig bin, da ich ja nebenbei meine 4-6 Stunden am Tag dem zweiten Roman widme. Dann möchte ich noch eine Doktorarbeit schreiben, ein drittes Buch veröffentlichen, und wenn ich damit fertig bin, entscheide ich mich, was ich machen will. Wer weiß, ob mir die Literatur bis dahin noch Spaß macht, vielleicht eröffne ich auch ein Restaurant, Kochen ist nämlich auch eine Passion von mir.

Ganz ehrlich, ich hab genug von den Alpen, ich muss mich jetzt mit etwas anderem beschäftigen. Mein nächster Roman wird auf einer kleinen griechischen Insel spielen.

Wer sind Deine literarischen Vorbilder?

Meine drei großen Vorbilder sind Heimito von Doderer, Gabriel Garcia Marquez und natürlich John Irving.

Was ist Dein nächstes Projekt? Gibt es vielleicht sogar eine Fortsetzung von „Blasmusikpop“?

Lustigerweise fragen mich viele Leute, ob ich eine Fortsetzung von „Blasmusikpop“ schreiben will, aber für mich ist das Thema abgeschlossen. Ganz ehrlich, ich hab genug von den Alpen, ich muss mich jetzt mit etwas anderem beschäftigen. Mein nächster Roman wird auf einer kleinen griechischen Insel spielen, es werden wieder sehr schräge und skurrile Figuren auftreten, es wird Szenen zum Lachen und zum Weinen geben – mehr möchte ich aber jetzt noch nicht verraten.

Die Inselfrage: Welche fünf Bücher würdest Du mitnehmen?

Ich glaube, ich würde meinen eReader mitnehmen. Ich mag das Ding zwar nicht besonders, aber zum Reisen ist es wahnsinnig praktisch. Ich habe neuerdings Rückenprobleme, und musste daher einen Reader kaufen, weil ich nicht mehr als zwei Kilo in der Handtasche tragen darf – und er hat seine Vorzüge. Gerade auf einer Insel! Er ist ja sehr robust, Sonnencreme und Sand tun ihm nicht weh, während man Bücher dadurch ganz schnell ruinieren kann. Ich kaufe aber alle Bücher, die mir auf dem Reader gefallen haben, auch als Hardcover für das Regal.

Im beruflichen Bereich musste ich in den letzten Wochen oft staunen, wie boshaft manche Menschen sein können.

Mit was kommst Du gar nicht zurecht – sei es beruflich oder privat?

In beiden Bereichen: pure Boshaftigkeit. Privat bin ich Gott sei Dank meist von wunderbaren Menschen umgeben; ich habe eine große, liebe Familie und tolle, treue Freunde, aber im beruflichen Bereich musste ich in den letzten Wochen oft staunen, wie boshaft manche Menschen sein können. Dass jemand über dich schimpft, ohne dich zu kennen, dich beleidigt, nur weil er mit deinem Erfolg nicht zurecht kommt, das verwundert und irritiert mich – einfach, weil ich das überhaupt nicht verstehen kann.

Gibt es noch etwas, das Du unbedingt mitteilen möchtet?

Ich glaube, ich habe mich noch nie öffentlich bedankt! Das würde ich gerne machen, mich bei all den lieben Leuten bedanken, die mich in der letzten Zeit unterstützt haben, die an mich geglaubt haben, die mich begleiten – und vor allem bei all den Lesern, die mein Ziegelsteinchen mit sehr viel Liebe aufgenommen haben.