Stop the Waste - "Foodsharing" gegen Lebensmittelverschwendung

von Portrait von Lisa Siewert Lisa Siewert
Veröffentlicht am 12. August 2013

Wer kennt das nicht: Im Supermarkt gibt es jedes Lebensmittel in Hülle und Fülle. Essen im Überfluss. Schnell ist der eigene Einkaufswagen randvoll gepackt. Wir leben in einer Konsumgesellschaft. Die traurige Bilanz: Viele unserer Lebensmittel landen im Müll. Entweder essen wir zuhause unseren Kühlschrank nicht leer oder die Supermärkte schmeißen unverkaufte Ware einfach weg. Schluss damit haben sich die Gründer von „foodsharing.de“ gedacht: Mit modernen Wegen soll eine ganz neue Lebensmittel-Community entstehen.

Seit Dezember 2012 gibt es die Aktion rund ums Teilen von Nahrung. Im Vorstand der Organisation sitzen zwei Männer, deren Namen dem ein oder anderem Lebensmittel-Verehrer etwas sagen: Valentin Thurn und Stefan Kreutzberger. Thurn wurde vor allem durch den Film „Taste the Waste“ bekannt, der 2011 in den Kinos lief. Stefan Kreutzberger schrieb bekannte Bücher wie „Die Essensvernichter“.

Um Teil der Foodsharing-Bewegung zu werden, muss man sich einfach nur auf der Internetseite registrieren und kann direkt loslegen. Entweder ihr erstellt selber "Essenskörbe" oder schaut wer in eurer Nähe etwas teilen mag. Neben der Rettung von Lebensmitteln aus privaten Haushalten will Foodsharing aber noch einen Schritt weitergehen. Es wird versucht, möglichst viele Supermärkte, Bäckereien und Kantinen zum mitmachen zu bewegen. 

Das Team von Foodsharing hat ehrgeizige Ziele. Ulrike Beck ist Mitglied im Vorstand von Foodsharing. Ihre eigene Einstellung zu Lebensmitteln hat sich im Laufe der Jahre entwickelt und verändert. Als sie von der Stadt aufs Land zog, und sie dort direkt die Massen an Lebensmittel auf den Feldern sah, wurde ihr die Menge der Verschwendung erst richtig klar. Sie möchte mit ihrem Engagement erreichen, dass sich in der Gesellschaft ein neues Bewusstsein und Wertschätzung für Lebensmittel entwickelt. 35 Prozent der Lebensmittel werden in Deutschland weggeschmissen. Beck ist der Überzeugung, dass das nicht sein muss: Allein ein Einkaufszettel kann helfen, bewusst das einzukaufen was man wirklich verbrauchen kann. Oder aber, in dem wir übrig gebliebene Lebensmittel teilen oder verschenken.

Ulrike Beck ist sich dem Problem der Verführung des unendlichen Angebotes an Nahrung bewusst. Sie sieht dafür die Lebensmittel-Großkonzerne in der Verantwortung. Der von ihnen produzierte Lebensmittel-Überfluss sieht nur im Supermarktregal gut aus, die Folgen hingegen sind dramatisch. Man kann nicht zulassen, dass Menschen überall auf der Welt verhungern und wir hier unsere Lebensmittel wegschmeißen, sagt sie. Wenn wir lernen diszipliniert einzukaufen und wieder zu teilen, dann schmeißen wir nicht nur 35 Prozent weniger Nahrung weg, sondern sparen auch eine Menge Geld. Ulrike Beck glaubt an das Potential junger Menschen, sie haben es in der Hand die Zukunft zu verändern. Und welcher Student möchte zum Beispiel nicht gerne gut, gesund und günstig kochen?

Nicht nur in Deutschland soll Foodsharing das Ess-Verhalten verändern. In Österreich bereits vertreten, sollen bald England, Italien und die Schweiz folgen. Umso größer die "europäische Stimme" von Foodsharing, desto mehr Einfluss erhofft sich Ulrike Beck für die Bewegung.

Stop the Waste - "Foodsharing" gegen Lebensmittelverschwendung

Und Foodsharing hat für dieses Vorhaben auch einen großen Mitspieler gewinnen können. Der Nivea-Konzern Beiersdorf kann als Vorbild für weitere Unternehmen dienen. In der Kantine werden täglich 2.700 Menschen mit Essen versorgt. Hier setzt man auf Nachhaltigkeit: Übrig gebliebene Lebensmittel aus der Küche landen nicht im Müll, sondern bei dem "CaFee mit Herz" auf der Hamburger Reeperbahn. Dort werden bedürftige Menschen und Obdachlose versorgt. Der Kantinenchef von Beiersdorf, Frank Sager, arbeitet nun eng mit Foodsharing zusammen um deutschlandweit in Kantinen für eine nachhaltige Lebensmittelverwendung einzustehen.

Nicht nur auf der Internetseite kann man seine überflüssigen Lebensmittel verschenken oder teilen. Auch auf der offiziellen Facebook-Seite von Foodsharing.de posten Mitglieder ihre überflüssigen Vorräte oder verabreden sich zum Essen.

Meine Essenskörbe für Nürnberg sind nun endlich online Jetzt heißt es zuschlagen. Es warten leckere Sachen !

Zudem setzt  Foodsharing auch bei den neuen demografischen Phänomenen an: In Deutschland gibt es immer mehr Single-Haushalte. Und wer schon mal alleine gewohnt hat weiß: Nur für sich selbst kochen ist oftmals schwierig und vor allem langweilig. Foodsharing will auch dafür eine Lösung gefunden haben. Bei Foodsharing.de kann man sich auch zum gemeinsamen kochen verabreden. Jeder bringt etwas mit und zusammen wird dann gegessen. So muss niemand etwas wegschmeißen und kann es teilen. Positiver Nebeneffekt: Man lernt neue Leute kennen, tut etwas für die Umwelt und zusammen genießen macht eben mehr Spaß, als alleine mit der TK-Pizza vorm TV zu hängen.

In Deutschland gibt es schon seit einigen Jahren Proteste gegen Lebensmittel-Verschwendung. Das bekannteste Beispiel: Containern. Das ist aber besonders bei Supermärkten nicht gerne gesehen und oftmals nicht erlaubt. Bei „Foodsharing“  ist der Kampf gegen Lebensmittel-Verschwendung dagegen ganz legal. Regeln gibt es trotzdem. Bestimmte Lebensmittel dürfen nicht geteilt werden. Medikamente und verderbliche Waren, wie Fisch oder Fleisch sind, leider aus rechtlichen Gründen tabu. 

Foodsharing hilft also der Umwelt, macht satt und wirkt gegen Vereinsamung. Wo da der Haken is(st)? Es gibt keinen! Wem das gefällt, der sollte sich jetzt ganz schnell bei foodsharing.de registrieren.