Regisseur von Saw 2-4 hat sein Handwerk verlernt

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 17. April 2012

„Das Tor zur Hölle“ lautet der Untertitel von „11-11-11“ - und der Name ist Programm. Dieser Film ist wirklich eine Art Hölle. Das liegt vor allem daran, dass „11-11-11“ eine Synchronisation bekommen hat, die jedem Samstagnacht-Erotikfilmchen Konkurrenz macht. In irgendeinem Hinterhof-Studio wurden da die Dialoge des Films schmerzhaft schlecht nachvertont; Ironie des Schicksals: nach 11 Minuten hat man das erste Mal den intensiven Wunsch, „11-11-11" abzuschalten. Aber so schnell gibt der geneigte Horror-Fan dann doch nicht auf. Tapfer erträgt man das desaströse Voice Over, das klingt, als wäre es von einem Viertklässler mit verdammt tiefer Stimme vorgelesen worden. Hauptdarsteller Timothy Gibbs, den man wahrscheinlich am ehesten aus dem sinnverwandten Fernsehfilm „Witchboard 2 - Die Tür zur Hölle" kennt, verfolgt man eher desinteressiert, weil seine Figur dermaßen klischeehaft entworfen wurde, dass einem die Hass-Ader auf der Stirn pocht:

Joseph Crone (Timothy Gibbs) ist ein erfolgreicher Autor, der den Tod seiner Frau und seines Sohnes David nicht überwinden kann. Er futtert gern angsthemmende Pillen aus orangenen Döschen und fragt sich, warum ihm die Zahl elf immer wieder begegnet: Mutter, Frau und Sohn starben an einem 11.11., er selbst überlebt einen sinnfreien Autounfall um 11:11 Uhr und außerdem mag er gar keinen Fasching [letzteres Detail wird im Film nicht erwähnt - ich habe es grade erfunden; Anm. d. Red.]. Als sein Vater langsam aber sicher stirbt, macht er sich auf den Weg nach Barcelona. Dort trifft er seinen Bruder Samuel (Michael Landes; noch in Erinnerung als männliche Hauptrolle in „Final Destination 2“), der als Priester versucht, die auseinanderbröckelnde Gemeinde seines Vaters zusammenzuhalten. Immer öfter wird Joseph von Geistererscheinungen und Visionen gequält. Wollen ihm die Erscheinungen etwas sagen? Und was hat das alles mit dem nahenden 11. November 2011 zu tun?

Buh!, sagt der Dämon

Regisseur Darren Lynn Bousman hatte schon „Saw 2“ und die beiden folgenden Saw-Filme gedreht. Für „11-11-11“ verzichtet er vollständig auf blutiges Gekröse und setzt lieber auf das, was er für psychologischen Horror hielt. Das hätte er mal lieber lassen sollen. Nur weil man seinem Film etwa 60 % der Farbe entzieht, wird er noch lange nicht unheimlicher. Wenn Steven Spielberg sowas in „Der Soldat James Ryan“ macht, schafft das Atmosphäre; wenn Bousman das macht, ist es Effekthascherei. Aber von Farbe hielt der Regisseur ohnehin nicht viel - weite Teile des Films sind so dunkel, dass man schlichtweg gar nichts erkennt. Alles für die Atmosphäre? Wohl kaum - schlechtes Handwerk trifft's eher. „Sieben“ hatte auch sehr stark mit Schatten und dunklen Sets gespielt, aber wenn David Fincher das macht, erzeugt es Atmosphäre. Wenn Bousman das macht, naja, Sie können es sich denken.

93 Minuten lang dümpelt der unfreiwillige Anti-Held Joseph durch Barcelona, sieht hier und da Unheimliches und liefert sich in einem Labyrinth sogar ein Wettrennen mit einem angeblichen Geist. Wenn aber Stanley Kubrick in „Shining“ seine Hauptfigur durch ein Heckenlabyrinth scheucht, erzeugt das Atmosphäre... Immerhin bietet das Ende eine halbwegs intelligente Auflösung, die man in letzter Zeit aber auch schon oft gesehen hat.

Die DVD kommt im Pappschuber daher und bietet auch ein Wendecover (was das lästige FSK-Logo auf dem Schuber aber auch nicht verschwinden lässt). Als Bonusmaterial gibt es verschiedene Trailer, geschnittene Szenen, ein nicht untertiteltes Audiokommentar und ein 24-minütiges Behind The Scenes-Feature, das die unheimliche Geschichte des Original-Drehortes beleuchtet (und sogar eine vielleicht echte Geistererscheinung zeigt).

Wer sich selbst ein Bild von dem zweifelhaften Machwerk „11-11-11“ machen möchte ohne dafür Geld zu verschwenden, hat Glück: Stadtmagazin.com verlost zweimal die DVD. Einfach folgende Frage per Mail (gewinnspiel@stadtmagazin.com) beantworten: „11-11-11“ befasst sich mit der Ankunft einer bösen Macht auf der Erde - und zwar am 11. November 2011. Welches Ereignis geschah wirklich am 11. November 2011?

A) An der französisch-russischen Grenze stürzt ein Flugzeug mit 111 Menschen an Bord ab.

B) Etwa 11.000 Studenten protestieren in Kolumbien.

C) Die 11. Staffel von „Big Brother“ wird abgesetzt, als bekannt wird, dass der vermeintlich große Bruder nur 1,54 Meter groß ist.

Einsendeschluss ist am 30. April 2012. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.