Istanbul - Polizei stürmt Taksim Platz mit Gewalt

von Portrait von Marlon Kumar Marlon Kumar
Veröffentlicht am 11. Juni 2013

Die andauernden Proteste gegen Regierungschef Recep Tayyip Erdogan haben auf dem Taksim Platz in Istanbul neue Maßstäbe erreicht. Polizisten stürmten am Dienstagmorgen auf den Platz, der seit Tagen Zentrum der regierungskritischen Demonstration ist. Dabei benutzten sie jede Menge Tränengas und Wasserwerfer, um die wütenden Erdogan-Gegner in Schach zu halten. Diese verteidigten sich mit aufgestellten Barrikaden, warfen Steine und kleinere Brandsätze in Richtung der Beamten. Drei Menschen starben bei den Unruhen. Der türkische Arztverband schätzt die Zahl der Verwundeten auf 5.000, darunter Beamte und Demonstranten.  

Die revoltierenden Erdogan-Gegner kampieren schon seit Tagen auf dem benachbarten Gezi-Park, der zum Teil auch vom eingesetzten Tränengas betroffen ist. Verwunderlich ist: Letzten Montag noch hatte Erdogan angekündigt, mit den Demonstranten Gespräche führen zu wollen. Die Oppositionellen wissen, dass dieser Präventivschlag zur Einschüchterung dienen soll. Spiegel berichtet:

"Es gibt immer wieder Durchsagen der Polizei, dass man nur den Platz und vor allem das Atatürk-Kulturzentrum von Spruchbändern und Schmierereien reinigen wolle."

Dagegen spricht jedoch der Einsatz von gepanzerten Fahrzeugen. Die Lage ist äußerst chaotisch und spitzt sich weiter zu. Überall auf dem Platz brechen immer wieder kleinere Gefechte aus. Zuletzt war die Staatsmacht in Überzahl, dennoch preschen stetig neue Demonstranten aus Gassen und Seitenstraßen hervor. Eigentlich war das Hauptziel der Protestgruppe, gegen den Abriss eines Parks im Zentrum Istanbuls zu demonstrieren. Schnell wurde daraus ein Marsch gegen die als autoritär charakterisierte Erdogan-Regierung.