ZDF: Was bedeutet der Sieg des BVB gegen den FC Bayern im Supercup?

von Portrait von Marlon Kumar Marlon Kumar
Veröffentlicht am 29. Juli 2013

Borussia Dortmund gewinnt unter Trainer Jürgen Klopp im Finale des Supercups mit 4:2 Toren gegen Pep Guardiolas vermeintliche Übermacht FC Bayern München, holt damit Presse, Pseudo-Experten sowie Konkurrenz endlich auf den Boden der Tatsachen zurück und demonstriert, dass der Triple-Sieger bisher doch nicht unschlagbar ist: Der FC Bayern kocht auch nur mit Wasser und hat weiterhin viel Luft nach oben.

Pep Guardiola schien nach Ende der Partie völlig desorientiert und vor allem desillusioniert. Den ersten, wahrhaftigen Geschmack von Druck nach seiner Testspiel-Siegesserie verspürend, schlurfte Pep in Gedanken und leicht abwesend mit Händen in den Hosentaschen über den Platz. Die Miene perplex, als hätte er einen unerwarteten Hieb Richtung Magengegend erhalten. Leicht benommen begutachtete er feiernde Dortmunder, die im Konfettischauer den Supercup-Titel emporreckten. Wahrscheinlich irritierten ihn die durchbohrenden und argwöhnischen Blicke von Hoeneß und Rummenigge im Nacken - oder aber die Erkenntnis, dass seine stundenlangen Analysen über den Dortmunder Fußball zu keinem fruchtbaren Ergebnis geführt haben und, dass noch wesentlich mehr Arbeit auf ihn zukommt, als er womöglich geglaubt hatte. Daran, dass Leistungsträger Franck Ribery und Mario Götze fehlten, darf es doch sicherlich nicht gelegen haben. Wozu die ganzen Einkäufe, um nicht vor solchen Schicksalsschlägen gefeit zu sein.

In Dortmund wartet aber mit Jürgen Klopp ein weiterer Fuchs, jemand, der nicht so leicht zu durchschauen ist. Ein Trainer, der aus einer vor Jahren noch mittelmäßigen Mannschaft ein Team auf Weltniveau geschaffen hat und jetzt eine Legion gelber Soldaten anführt, deren Zusammenhalt einzigartig ist. Mit einer solch brisanten Leistung wollten Klopp und sein BVB erreichen, dass die Lobhymnen über den FC Bayern beizeiten (vor dem Bundesliga-Start) verstummen und, dass endlich eingesehen wird: Die Borussia aus Dortmund spielt ebenso prächtigen Fußball wie der Konkurrent aus München. Klopp sagte vor dem Spiel:

"Der Wettbewerb hat einen hohen Stellenwert für uns. Wir werden eine gute Mannschaft aufs Feld schicken."

Diese Worte nahmen sich seine elf Protagonisten zu Herzen. Der BVB spielte vor über 80.000 angereisten Zuschauern im Signal-Iduna Park mutig auf. Voller Selbstvertrauen zeigten sie mit enormen Pressing, einem schnellen Umschaltspiel und hoher Laufbereitschaft, dass sie die Champions-Leauge Niederlage verkraftet haben und sich nicht von Guardiola einschüchtern lassen. Die deutsch-türkische Kombination von Nuri Sahin und Ilkay Gündogan erwies sich als Meisterstreich. In Hälfte eins glänzten beide mit starken Pässen und enormen Laufpensum. Vor allem Gündogan hat eine fantastische Saison hinter sich - die Angebote aus England und Spanien häufen sich - und wird auch in dieser Saison der Dreh- und Angelpunkt des Kaders sein.

Der BVB hat das Bayern Gelübde satt. Er will zeigen, dass er oben mitspielt, dass er nahezu gleichwertig ist und nicht außen vor gelassen werden oder als der kleine Quengel, der manchmal in die Quere kommt, sondern als feste Instanz in der deutschen Liga -als Favorit- gesehen werden will. Es soll sich also nicht immer alles um den FC Bayern drehen. Jügen Klopp verkündete, dass die Bayern nicht ihr Rivale sind, es würden noch andere 16 Mannschaften warten.

Manche sagen, diese Pleite sei weitaus mehr als die erste Pflichtspielniederlage oder ein milder Prestigeverlust an einem lauen Sommerabend. Der Supercup habe nicht nur einen psychologischen Stellenwert, sondern sei gleichzeitig Indikator dafür, wo eine Mannschaft stünde. Meiner Meinung nach, haben die Dortmunder ein Ausrufezeichen gesetzt, auch wenn die Münchener diesen Sieg kleinreden wollen:

ZDF: Was bedeutet der Sieg des BVB gegen den FC Bayern im Supercup?

"Wir sind immer noch in der Vorbereitung. Wir hatten heute definitiv die Chancen zum Sieg gehabt, haben aber die Tore nicht gemacht",

sagte Bayern Kapitän Philipp Lahm nach dem Spiel. Dennoch sollte dieser Triumph nicht überbewertet werden. Das sieht auch BVB Kapitän Sebastian Kehl ähnlich:

"Wir freuen uns über den Pokal, aber der Sieg hat keine Auswirkungen auf die neue Saison. Wir wollten zeigen, dass wir noch immer da sind und eine gute Rolle spielen können",

Klar haben wir am Samstag ein Spitzenspiel gesehen, mit hoher Intensität, Weltklassekombinationen und vielversprechender Einsatzbereitschaft, die nur ein Vorgeschmack dessen ist, was uns in der nächsten Saison erwartet, aber wir stehen am Anfang der Saison und ein Konzept muss reifen und die Automatismen greifen. Die Gefahr besteht, dass Guardiola ein 'zweiter Klinsmann' wird und durch den Versuch ein neues System einzuführen, kläglich scheitert. Letztendlich stellt sich mir immer noch die Frage, warum man nicht einfach bei Heynckes erfolgreicher Philosophie bleibt, frei nach dem Motto: "Never change a running/winning system".

Abschließend konstatierte Klopp:

"Es war ein klasse Spiel, beide Mannschaften sind hoch und runter gegangen, als gäbe es kein Morgen."

Für den BVB trafen der wendige Techniker Marco Reus (6. Minute/86.) und Ilkay Gündogan (57.). Münchens Verteidiger Daniel van Buyten erzielte ein unglückliches Eigentor (56.). Für die Bayern traf ausgerechnet Arjen Robben im Doppelpack (54./64.), der schon im CL-Finale das Aus für Dortmund besiegelte.