#NotAMartyr: Wie junge Libanesen den Märtyrerkult stoppen wollen

von Portrait von
Veröffentlicht am 13. Mai 2014

#NotAMartyr geht durchs Netz. Junge Libanesen wollen damit den Kult um die Selbstmordattentäter stoppen. Menschen, die bei Anschlägen in den Tod gerissen werden sind Opfer aber keine Märtyrer. Anlass hat der Tod eines Jungen gegeben, der am 27.12.2013 bei einem Anschlag auf den Politiker Mohammed al-Chaar starb. Beide wurden als Märtyrer beigesetzt, obwohl sie es nicht sind.

Den Anstoß zum Hashtag #notamartyr gaben zwei Bilder, die innerhalb weniger Minuten gemacht wurden und zwischen denen die Auslöschung 7 Menschenleben liegt (spiegel.de). Das erste Bild ist ein Selfi. Aufgenommen an einem Nachmittag in Beirut. Es zeigt den 16 jährigen Mohammed al-Chaar mit seinen 3 Freunden. Das zweite Bild wurde von einem Journalisten aufgenommen. Man sieht Mohammed reglos am Boden liegen. Mit ihm sind sieben weitere Menschen an diesem Tag gestorben. Alle sind Opfer eines Attentats geworden. In einem Honda, der ganz in der Nähevon Mohammed und seinen Freunden stand, waren 50 Kilogramm Sprengstoff gebunkert, die per Fernzünder in die Luft gingen.

Vielleicht hätten die Bilder dieses Anschlags nicht für so großes Aufsehen geregt. Doch unter den sieben Todesopfern war der Politiker Mohammed Schatah – das eigentliche Ziel des Anschlags. Vielleicht wäre das Bild auch nicht so bekannt geworden, wenn es nicht vorher das Selife von Mohammed und seinen Freunden gegeben hätte. Diese wenigen Minuten zwischen 9:30 und 9:40 Uhr wurden durch diese zwei Bilder festgehalten und zeigen die Absurdität des alltäglichen Lebens im Libanon.

Am nächsten Tag wurde Schatah als Märtyrer beerdigt. Als Täter gilt die schiitische Hisbollah, die von Schatah stark kritisierte wurde. Auch Mohammed al- Chaar wurde als Märtyrer beerdigt. Doch seinen sinnlosen Tod wollten junge Libanesen nicht einfach als Märtyrertod darstellen lassen. Kurz nach dem Anschlag erschien bei Twitter der Account: @notamartyr. „Mohammed Chaar ist kein Märtyrer, er wollte nicht sterben. Er ist ein Opfer." Schreibt ein User.

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Auf Facebook folgte die Seite: I am NOT a martyr. Darauf posten Leute ihre Portraits und schreiben ihren Frust und Zorn über die Falschdarstellung der Opfer dazu. Auf den Bildern sieht man zahlreiche Junge Leute, die ihrem Ärger Raum geben. Ärger darüber, nicht in Freiheit leben zu können. Sich ständig fragen zu müssen, ob alle Freunde und Familienmitglieder noch leben. 7000 likes hat die Seite in sehr kurzer Zeit erhalten und die Aufnahme der BBD in die Rubrik trending.