Wie war Helge Schneider als Talkmaster?

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 22. Oktober 2012

Es war Helge Schneiders erste Late Night Show: Am 20. Oktober startete "Helge hat Zeit" im WDR - und wie machte sich der Chaos-König als Talkmaster? Erst einmal gab es Musik zur Einstimmung. Eine Helge-Show ohne wäre schließlich sinnfrei. Schon kam der erste Gast zum Talk: Die scheue Autorin Sibylle Berg wollte aber gar nicht soviel reden. Für Helge war das in Ordnung, er ließ sich Tee von seinem Teekoch Bodo Oesterling bringen und entlockte ihr dennoch einige Antworten. Sie habe ja auch Bedienstete, drei Stück, allesamt mit langen "Dödels", witzelte Berg. Ein tiefsinnigeres Gespräch darüber, warum in jedem Menschen ein Arschloch stecke, folgte.

Mit Sinn und Unsinn gefüllt ging der Abend weiter. Sängerin Butterscotch jammte mit Beatboxing und Helges Klavierbegleiting jazzig hiphoppig und brachte wieder Schwung in die Bude, nachdem Sibylle sich müde verabschiedete. So wirklich zum Gespräch kam es zwischen Butterscotch und Helge aber nicht, sein englisch bröckelte und er rechtfertigte sich noch in die Kamera: "Ich kann englisch!" Bei Sandra Hüller, die dieses Jahr wieder für den Deutschen Filmpreis nominiert war, gab es eine kleine Verlegenheitspause im Gespräch, die Helge souverän mit einem Grinsen und einem Tee zu überbrücken verstand. Nachdem Hüller noch einen Song sang, dachte Helge, jetzt wär die Show vorbei. Doch mitnichten, einmal auf den zerknitterten Regiezettel gespickt, wurde dem Komiker klar, dass nebenan ja noch eine selbstgebaute Orgel stand, die samt Erfinder vorgestellt werden sollte. So wirklich begeistert schien Schneider aber nicht, denn es ging sofort weiter zu Kurt Krömer, der sich an den Kopf fasste, wie alt er doch schon werde, so kurz vor dem 40. Nachdem Schneider zwischendurch im Raum rumlief, zündete Krömer sich eine Zigarette an - und machte sie auch nicht aus, nachdem Helge ihn dazu ermahnte. Sie setzten sich wieder, aber der Rauch bleib im Bild und die Zigarette an. Damit war das Gespräch lustigerweise beendet. Eine Gott-Bauchrednerpuppe gab dann auch noch ihren Song zum Besten - zum totschießen! Solche Kunst-Einlagen mussten bei Helge kommen und er hat uns nicht enttäuscht. Ratz Fatz - und schon war die Show vorbei.

Helge hetzte ein wenig hin und her, extrem auf jeden Talk vorbereitet war er nicht, doch seine Gäste schienen ihm gegenüber auch nicht ganz souverän. Kaum einer wusste so ganz - und was jetzt? Doch Helge wäre nicht Helge, wenn er nicht jede Situation spontan in seiner Fitzefatze-esken Rolle retten würde. Grins, Witz, fertig. Bei ihm ist das keine peinliche Pause, sondern System. Sinniger Unsinn - das war zu erwarten und so könnte man "Helge hast Zeit" auch zusammenfassen. Auch wenn er so viel Zeit gar nicht hatte. Es waren doch so viele Leute da - und Zeit für Wortwitz und Musik musste es schließlich auch noch geben. Am Ende bleibt der Zuschauer befriedigt zurück - Absurdität schiebt schließlich die Mundwinkel nach oben. Und nährt doch den Geist! Schneider beweist es uns immer wieder.