Rainer Löffler

Thriller-Autor

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 21. August 2012

Erzähl doch bitte etwas über Dich selbst.

Ich bin Jahrgang 1961 und in Mühlacker, einer Kleinstadt zwischen Stuttgart und Karlsruhe geboren. Jetzt lebe ich mit meiner Frau und den drei Kindern im Kreis Ludwigsburg, wo wir uns super wohl fühlen. Gelernt habe ich Industriekaufmann und Fachkaufmann für Einkauf, gemacht aber noch viele andere Dinge, wie z.B. Industriemechaniker und Tankwart. Tja, nichts ist so abwechslungsreich wie das Leben.

Wie bist Du zum Krimi-Genre gekommen?

Genau genommen ist das mein erster Krimi bzw. Thriller, davor habe ich einige Zeit für das deutsche MAD-Magazin unter Herbert Feuerstein und Science Fiction-Romane geschrieben. Bei beidem wird man doch sehr eng in ein bereits bestehendes Korsett gezwängt, so dass ich beschloss, etwas komplett Eigenes zu machen. Da ich selbst Thriller liebe und bei dem speziellen Thema eine Lücke im deutschen Buchmarkt sah, habe ich mich dafür entschieden. Na ja, wie man sieht, war das kein Fehler.

Wann hast Du gemerkt, dass Schriftstellerei etwas für Dich sein könnte. Gab es da so etwas wie ein Schlüsselerlebnis?

Eigentlich lag es ganz einfach daran, dass ich schon seit meiner Kindheit extrem viel gelesen habe. Da kommt man irgendwann vermutlich ganz automatisch auf den Gedanken, selbst ein Buch schreiben zu können. Ich gebe zu, dass der Weg dorthin aber sehr lang und steinig war.

Anfang Juni ist Dein Debütroman „Blutsommer“ erschienen und steht seitdem auf der Bestseller-Liste des Spiegels. Was glaubst Du, macht einen guten Krimi aus?

Spannung und überzeugende Charaktere. Ich denke, dass vor allem letzteres entscheidend für einen guten Roman ist. Wer oberflächliche Typen verwendet, hat schon halb verloren. Ich hab mir deshalb sehr viel Mühe gegeben, jeder meiner Figuren eine große Tiefe zu verleihen.

Wer oberflächliche Typen verwendet, hat schon halb verloren.

„Blutsommer“ wird zum Teil aus der Sicht eines Serienmörders erzählt. Wie ist das für einen Autor, aus der Sicht des Bösen zu schreiben? Ist es reizvoller, als sich in den Helden reinzuversetzen?

Es kostete anfangs schon eine gewisse Überwindung, über dieses Thema überhaupt zu recherchieren. Wenn man liest, wozu Menschen tatsächlich fähig sind, kann es einem wirklich anders werden. Aber als ich diese Hemmschwelle erst einmal überwunden hatte, hatte es etwas ausgesprochen Faszinierendes an sich, in die dunkle Seite der menschlichen Psyche einzutauchen. Ich vermute, das liegt daran, dass jeder Mensch Geheimnisse hat und bei den Leuten in seiner Umgebung noch viel schlimmere Geheimnisse vermutet. In „Blutsommer“ haben aber auch die sogenannten „Guten“ dunkle Seiten, ein reines Schwarz und Weiß gibt es hier nicht. Daher habe ich mich in alle Figuren in meinem Roman gern und leicht hineinversetzen können.

Wie fühlt es sich an, mit dem ersten Roman gleich einen Volltreffer zu landen?

Das ist natürlich sau-cool! Damit wurden ja Träume wahr, die ich seit vielen Jahren gehegt hatte. Ich gebe aber zu, dass ich eine ganze Weile gegrübelt habe, bevor ich den Vertrag unterschrieb, denn mir war klar, dass auch einige unkontrollierbare Veränderungen auf mich zukommen würden. Wie würden z.B. die Kollegen und Freunde reagieren? Was kommt an Medienterminen auf mich zu? Und nicht vergessen darf man natürlich auch, dass Erfolg manchmal auch Neid erzeugt. Das konnte ich am allerwenigsten einschätzen. Bis jetzt ist zum Glück aber alles super und ich habe nichts bereut.

Wenn man liest, wozu Menschen tatsächlich fähig sind, kann es einem wirklich anders werden. Aber als ich diese Hemmschwelle erst einmal überwunden hatte, hatte es etwas ausgesprochen Faszinierendes an sich, in die dunkle Seite der menschlichen Psyche einzutauchen.

Du wohnst in der Nähe von Stuttgart. „Blutsommer“ spielt aber in Köln. Warum?

Das hatte rein praktische Gründe. Ich wollte ganz einfach eine Stadt nehmen, die möglichst viele Leute kennen. Stuttgart ist zwar auch super schön, aber nicht bei jedem so präsent wie z.B. der Kölner Dom. Da ich außerdem in Köln ein paar Leute kenne, die mir bei der Recherche helfen konnten, war die Sache schnell entschieden. Aber wer weiß? Mein Kommissar muss ja nicht immer in Köln arbeiten...

Hast Du die Kritiken zu Deinem Roman gelesen, oder waren Dir die Kritikerstimmen egal?

Nein, überhaupt nicht! Ich lese fast jede Kritik, die irgendwo platziert wird sehr genau durch. Ich schreibe ja nicht für mich, sondern für die Leser, daher muss ich ja wissen, was sie über meine Romane denken. Aber ich nehme mir auch nicht jede Kritik zu sehr zu Herzen. Wenn also jemand schreibt, dass er das Lesen nach dem ersten Abschnitt abgebrochen hat, weil er den Roman Scheiße fand, dann war's wohl das falschen Buch für ihn. Die allermeisten Kritiken sind aber zum Glück  fast schon überschwänglich positiv.

Rainer Löffler

Wer sind Deine literarischen Vorbilder?

So etwas habe ich eigentlich nicht, ich mache mein eigenes Ding. Aber es gibt natürlich Schriftsteller, vor denen ich Hochachtung habe, wenn sie bei ihrem zehnten Buch immer noch sehr gute Qualität abliefern. Jo Nesbo zum Beispiel.

Was ist Dein nächstes Projekt?

Ich arbeite schon am Nachfolgeband von Blutsommer und ich würde mal sagen, dass es darin auch wieder hoch hergehen wird.

Wenn Du einen anderen Beruf hättest wählen müssen, welcher wäre das?

Mein Favorit wäre Lebenskünstler - irgendwo auf einer Südseeinsel.

Die Inselfrage: Welche fünf Bücher würdest Du mitnehmen?

„Südseetrauminsel“ von Tom Neale, „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ von

Peter Høeg, „Messias“ von Boris Starling, „Roter Drache“ von Thomas Harris und „Blutsommer“ von mir.

Was liest Du grade privat?

Nur Dinge, die mit der Recherche für Band 2 zu tun haben, also mehr Sachbücher als Romane.

Gibt es noch etwas, das Du unbedingt mitteilen möchtest?

Klar – dass ich hoffe, dass ich die Leser von „Blutsommer“ möglichst gut unterhalten konnte. Mehr sollte man sich als Autor nicht wünschen.