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Open Source Festival - Prognose: Ausverkauft! Philipp Maiburg im Interview + Ticketverlosung

von Portrait von Kathrin Stegherr Kathrin Stegherr
Veröffentlicht am 7. April 2016

Nun schon zum 11. Mal findet das Open Source Festival auf der Galopprennbahn in Düsseldorf statt. Neben renommierten internationalen Headlinern wie Hot Chip und Bilderbuch steht auch die Düsseldorfer Formation Stabil Elite auf einer der drei Bühnen des diesjährigen Festivals. Besonders viel Wert legt der künstlerische Leiter Philipp Maiburg auf die Förderung regionaler Bands und Projekte. So konnten sich Musiker aus NRW für die Pretty Young Talent Stage bewerben und haben am 09.07. die Chance über 5000 Zuhörer zu erreichen. Es wäre nicht das erste Mal, dass hier eine Karriere ihren Anfang genommen hat.

Das Open Source Festival steht ganz im Zeichen des pophistorischen Erbes Düsseldorfs und so will man sich nicht auf eine konkrete Musikrichtung beschränken, sondern für Einflüsse aller Art offen bleiben, auch um dieses Vermächtnis angemessen fortzuführen und zu erweitern. Mit welchen Highlights die Veranstalter dieses Jahr aufwarten, welche Entwicklung das Festival inzwischen hinter sich hat und wer vielleicht demnächst die große Karriere startet, erklärt Philipp Maiburg bei uns im Interview!

 

Du bist der künstlerische Leiter des OSF, das jetzt schon zum 11. Mal stattfindet. Welche Vision, Motivation und welche Ansprüche hattest du bei der Planung des ersten Festivals 2006 und haben sich diese im Laufe der Jahre irgendwie verändert?

Ja es hat sich schon verändert, weil sich natürlich das Format entwickelt hat. Der Grund, warum wir das  Festival 2006 überhaupt ins Leben gerufen haben war, dass es damals kein Format in Düsseldorf gab, was dem pophistorischen Erbe der Stadt gerecht wurde. Es gab und gibt sehr viele bürgernahe Veranstaltungen wie Kirmes, Schützenfeste, den Japantag, das Frankreichfest und so weiter. Es gab auch die Jazz Rally. Aber für den Bereich der eher spezielleren popmusikalischen Formate, die zum Teil mit Einflüssen der bildenden Kunst und mit Performance arbeiten, gab es nichts. Unsere Intention war es ein Format zu gestalten, was auf Pop-Ebene nach Innovationen sucht und vor allem war dabei wichtig sehr viele Künstler mit internationalem Rang zu diesem Festival einzuladen. Es sollten vor allem Künstler sein, die noch nie hier waren und die hier auf lokale Projekte treffen. So kam es zum Beispiel damals zu Projekten wie Rhythm and Sound, Mouse on Mars, die wir damals noch als Band bezeichnet haben, später auch Kreidler und Bands wie Zoot Woman, Modeselektor oder Junior Boys. So hat sich das in den ersten Jahren entwickelt. Es hat sich später einiges geändert mit dem Umzug des Festivals auf die sehr schöne Galopprennbahn, die auf dem einzigen Hügel liegt, den die Stadt bietet und wirklich mitten im Naturschutzgebiet eine tolle Szenerie liefert. Wir haben das Gelände also zweckentfremdet, weil es für uns genauso gut funktioniert wie für Pferderennen. Wer einmal da war weiß das, weil die Wiese leicht abfällt und optimale Bedingungen bietet, um ein Konzert zu sehen. Da haben wir uns dann programmatisch deutlich erweitert und tatsächlich auch mit jungen bildenden Künstlern Projekte umgesetzt. Außerdem haben wir sehr viele Kooperationen mit Bildungsinstituten angestrebt wie zum Beispiel der KHM in Köln, dem Institut für Musik und Medien in Düsseldorf oder der Heinrich Heine Universität. Das ist unsere Idee - wirklich nicht NUR ein Musikfestival zu liefern.  

Der Name Open Source gibt schon viel preis über das Festivalkonzept. Seit letztem Jahr bietet ihr auch eine Plattform für andere Kunstformen auf dem Festivalgelände. Kannst du etwas zu den Open Squares erzählen und wie du auf die Idee gekommen bist?

Ich habe selber seit Mitte der neunziger Jahre sehr sehr viele Festivals in Europa erlebt und festgestellt, dass es eigentlich immer nach dem Schema F läuft. Es gibt eine bis fünf Bühnen mit unterschiedlichen Programmierungen und ansonsten werden die Flächen an die Sponsoren verteilt. Irgendwie war mir das für unser Format zu wenig und wir haben uns überlegt, dass wir die Flächen, die sonst ausschließlich für den Spirituosenhersteller-Truck vorbehalten waren, in eine Art Marktplatz umgestalten. Hier soll in Kooperation mit CREATIVE NRW eine Abbildung der momentanen Kultur- und Kreativwirtschaft in Nordrhein-Westfalen gezeigt werden. In einem kleinen Kuppelzelt bieten wir auf unserem Festival drei mal drei Meter Platz, der für euch da ist, um eure Ideen, euer Start Up, euer Angebot oder eure Veranstaltung unserem Publikum zu präsentieren. Das wurde bis jetzt von kleinen Modelabels, Konferenzen und anderen Kulturinstituten wahrgenommen, die ihr Programm präsentiert haben und dort auch entsprechend Zeit mit den Besuchern hatten. Man konnte Fragen stellen, man war ansprechbar und das hat sich super entwickelt. Wir merken, dass das unser Publikum als Baustein eigentlich schon fast erwartet, weil es da auch viel zu erleben und Neues zu entdecken gibt. Ein Grund ist natürlich auch das Publikum vom OSF, da ca. die Hälfte aus dem Kölner und Düsseldorfer Raum kommt und vielleicht nochmal 30% aus dem Rest von NRW. Die übrigen 20% kommen aus dem Rest Deutschlands und dem Ausland. Wenn man eine Idee an den Mann bringen möchte, hat man also theoretisch die Möglichkeit auf so einer Fläche ein paar tausend Leute zu erreichen und das wird auch ganz gerne genutzt.


Apropos Erwartungen. Passend zum 10 jährigen Jubiläum letztes Jahr war das OSF zum ersten Mal ausverkauft. Konntest du aufgrund dessen entspannter dem diesjährigen Festival entgegen schauen oder hast du jetzt einfach noch mehr Leistungsdruck?

Es hat die Lage auf jeden Fall erst mal ein bisschen entspannt, weil sehr viele Leute natürlich am letzte Tag darauf spekuliert haben noch Tickets zu bekommen. Die wurden enttäuscht und werden sich dieses Jahr vermutlich früher um eine Karte kümmern. Das hat dem Format sehr gut getan nach zehn Jahren ausverkauft zu sein. Wir haben uns trotzdem nicht ausgeruht, sondern hatten eigentlich so früh wie nie unsere Headliner stehen, nämlich Bilderbuch und Hot Chip, die die Hauptacts auf der Main Stage sein werden. Da waren wir sehr froh, dass wir das noch vor Weihnachten kommunizieren konnten. Das trägt auch dazu bei, dass der Vorverkauf für 2016 zu diesem Zeitpunkt so gut läuft wie nie zuvor. Also wir gehen schon stark davon aus, dass wir auch dieses Jahr im Vorfeld wieder ausverkauft sein werden.  

Hast du das Gefühl, dass das Festival inzwischen schon so eine Art Eigenleben entwickelt hat und wie siehst du die zukünftigen Entwicklungen bezüglich der Besucherzahl und der Kommerzialität?

Wir haben nicht vor das Festival großartig zu vergrößern. Wir haben noch etwas Kapazitäten auf dem Gelände. Wenn wir ein bisschen anders aufbauen, können wir da noch etwas mehr zulassen aber wir haben auch nicht vor das deutlich zu vergrößern. Da ist, was das angeht, eher der Leitspruch vom Haldern Festival mein Vorbild, nämlich „Die Zukunft ist klein“. Das heißt jetzt nicht, dass wir das nächste Haldern werden, weil wir programmatisch auch anders aufgestellt sind aber trotzdem ist das eher der Weg. Ich sehe so viele Mega-Events und Riesensachen, die irgendwie immer mehr Kompromisse machen und da denke ich, dass wir mit Schärfe und Profil alles ganz richtig machen.


Seit dem ersten Festival, bei dem auch Zoot Woman dabei waren, hattet ihr wirklich jedes Jahr internationale Künstler auf der Main-Stage. Wie habt ihr es geschafft die ins Boot zu holen?

Das ist ein sehr unromantischer Prozess. Man schreibt blumige Emails an englische Agenturen, in denen steht, wie toll das Format ist, mit wie viel Liebe das produziert wird, wie viel Detailreichtum da drin steckt und was wir glauben für den Künstler im Großraum NRW tun zu können. Dazu schicken wir noch Fotos und Mood-Clips. In den Antworten steht dann nicht einmal mehr „Hi Philipp“ oder „Thank you for your request“, sondern ein einfaches „make offer“. Am Ende geht’s im knallharten, englandgesteuerten internationalen Popzirkus vor allem um Geld und um den richtigen Zeitpunkt. Natürlich müssen die Bedingungen stimmen, dass zum Beispiel eine Band gerade auf Achse ist. Die Flüge sind ja auch nicht mehr so teuer. Oft fliegen die Bands von England nach Düsseldorf und die Crew kommt mit dem Bus hinterher. Das ist mittlerweile schon so eingespielt und da herrscht ein unheimlich großer Konkurrenzdruck auf europäischer Ebene. Natürlich entscheidet am Ende auch immer der Ruf des Festivals. Wenn sich ein Veranstalter den, durch was auch immer, bei den Agenturen versaut hat, dann wird’s natürlich schwieriger, weil die Chancen entsprechend weniger werden. Aber da ist bei uns eher das Gegenteil der Fall. Wir haben schon eine ziemlich gute Mundpropaganda und werden auch im Ausland wahrgenommen. Zum Beispiel hatten wir 2015 erstmalig eine ausländische Journalistengruppe auf dem Gelände mit Redakteuren aus London, Los Angeles, Rom und Barcelona. Die haben berichtet, sich das angeguckt und waren auch ziemlich begeistert. Ich denke, dass unser Ruf sehr gut ist aber trotzdem hilft es nichts. Man muss vor allem finanziell im internationalen Zirkus bestehen können. Der weitere Teil des Programms besteht dann darin zu gucken welche anderen Bands noch zu den Headlinern passen. Das ist das, was so richtig Spaß macht, wo man wirklich inhaltlich ran gehen und sich Gedanken machen kann. Welche Stimmung erzeugt eine bestimmte Band? Was setze ich dem gegenüber? Was mache ich davor? Wie baue ich die Dramaturgie an so einer Bühne auf? Das kann ich aber immer erst dann entscheiden, wenn die ein zwei größeren Namen feststehen, weil das natürlich die musikalische Farbe vom Festival hauptsächlich trägt. Erst danach kann man entscheiden, wie man so drumherum baut, um ein rundes Format an jeder Bühne anbieten zu können.  

Das drumherum Bauen schließt auch die Young Talent Stage ein, die ja überhaupt nicht konsumorientiert funktioniert. Daran merkt man auch, dass dir die Förderung lokaler Bands sehr am Herzen liegt. Kannst du uns zum Abschluss deine Geheimtipps lokaler Bands verraten, von denen du glaubst, dass sie das Potenzial für die Main Stage haben?

Ich glaube ein ganz heißer Tipp sind Oracles. Vielleicht sind die auch schon gar nicht mehr so geheim wie man meint, aber da habe ich große Hoffnung. Eine Band die jetzt zwar nicht mehr als NRW-Projekt gilt, weil der Sebastian nach Berlin gezogen ist, aber die jetzt gerade in unserem Projektraum „Elektro Müller“ zu Gast waren, das ist die Wilde Jagd. Eine tolle Band, die wirklich auch eine große Bühne bespielen kann. Und derzeitiger Förderpreisträger der Stadt Düsseldorf, bei dem ich in der Jury sitze und die auch bei uns auf dem Festival gespielt haben, ist eine Formation, die Mogelbaum heißt. Die ist auch sehr zukunftsträchtig denke ich.

Ich danke dir für deine Prognose sowie das offene Gespräch und wünsche ein erfolgreiches Open Source Festival 2016!

In Kooperation mit dem Open Source Festival verlosen wir 2x2 Gästelistenplätze für das diesjährige Festival am 9.7.2016!

Gewinnspiel


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