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Woher komme ich?

von Portrait von Ayse Sapan Ayse Sapan
Veröffentlicht am 8. August 2016

Wer bin ich?

 


Meine Eltern kommen aus der Türkei, dem südöstlichen Teil Anatoliens und sind alevitische Kurden. Ich bin aber in Deutschland geboren und hier aufgewachsen. Auch ich fahre jedes Jahr, für ein paar Wochen in die Türkei um meine Verwandten zu sehen und dort meine Ferien zu verbringen.
Und jedes Jahr, werde ich in der Türkei als Ausländer angesehen. "Oh die Deutschen" kommen, sagen meine Verwandten dann. Wenn ich in den Supermarkt gehe, werde ich an der Kasse gefragt ob ich den aus dem Ausland sei. Sie sehen mich nicht als einer ihrer an.
Bin ich Deutsch? Aber ich bin doch eine von ihnen? Oder etwa nicht ?!
Bin ich den wirklich Deutsch?
Naja... ich bin Deutsche mit Migrationshintergrund.
Warum kann ich nicht einfach beides sein? Warum kann ich mich nicht als Deutsche, Kurde, Türke, Mensch vorstellen?

In der Vorlesung werde ich angesprochen und man kommt ins Gespräch, dann werde ich gefragt: „Hey woher kommst du?“
Ich antworte frech: “Was denkst du den woher ich komme?“
Die Person schaut mich an und versucht zu raten, aus welchem Land ich den wohl komme: „Spanien? Frankreich? Italien? Persien? Lateinamerika?“.
Nein, Nein und nochmals nein.
Das passiert mir nicht zum ersten Mal. Oft werde ich angesprochen woher ich den stamme, denn ich sehe nicht türkisch oder kurdisch aus, auch nicht deutsch. Ich verurteile keinen der aus Interesse fragt. Doch, verurteile ich die, welche mich zu einer Person formen wollen und mich Etikettieren.
 



Identitätsproblem



So, nenne ich den inneren Konflikt. Man wird nirgendwo als Ganzes akzeptiert. Überall ist man der 50/50 Mensch.
Doch warum wird erwartet, dass es einfach sein muss, das eine, das andere oder beides zu sein. Wenn man sich selber nicht als das eine, das andere oder beides identifizieren kann. Es herrscht eine innere Ungewissheit, ausgelöst von kulturellen Unterschieden und den sozialen Aufteilungen außerhalb.
Zuhause ist alles kurdisch-türkisch, draußen ist alles deutsch und manchmal ein Mix aus allem. Man lernt beide Kulturen, jedoch lernt man nie damit richtig umzugehen. Es prallen Unterschiedliche Welten aufeinander und ein einziges Individuum, muss damit fertig und den Anforderungen aller Gerecht werde. Dies führt zu einem Identitätsproblem, welche die Person in einer Ungewissheit und Unzufriedenheit aufbaut.


Was nun ?


Das Leben in 2 verschiedenen Welten, kann belastend sein. Viele der Jugendlichen, wissen nicht damit umzugehen. Oder sie sehen es nicht als Problem. Dies führt zu einer Generation von Jugendlichen mit Frustration, mit sehr vielen Identitätsproblemen oder Missverständen in beiden Kulturen.
Ich denke es ist schwierig zu akzeptieren, dass es nicht wichtig ist ob ich nun Deutsche, Araber, Türke oder Kurde bin. Doch dies ist der Schlüssel zur eigenen Erkenntnis, dem inneren Frieden und dem besseren Miteinander.
Ich stelle, noch einmal, die Frage:“ Warum kann ich nicht sein, was ich sein will? - Ich kann!
Denn nicht woher wir kommen oder woher meine Eltern stammen definiert uns, sondern was wir machen und wer wir sind.

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