"Affäre Wulff": Glaeseker der siamesische Zwilling des Ex-Bundespräsidenten

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 15. November 2012

"Affäre Wulff" von den Bild-Reportern Martin Heidemann und Nikolaus Harbusch, mit neuen Details zum ehemaligen Wulff-Sprecher Glaeseker, wird von Ulrich Wickert als "deutsches Sittengemälde" bezeichnet. Der "Tagesthemen"-Mann lobt das Buch als "Lehrbuch der Recherche", es erinnere ihn an den Marlene-Dietrich-Film "Der Blaue Engel" und damit auch an "Professor Unrat" von Heinrich Mann - die Doppelmoral des Bildungsbürgers ist das Hauptthema der Geschichten. Das passt, denkt der Leser jetzt vielleicht. Tatsächlich deckt "Affäre Wulff" neue pikante Details über den sogenannten siamesischen Zwilling Wulffs, wie der Ex-Bundespräsident ihn nannte, auf. Olaf Glaeseker, ein guter Freund Wulffs. Ehemals guter Freund muss man sagen, denn der Verrat unter Freunden muss eine große Enttäuschung für Glaeseker gewesen sein.

Der ehemals Vertraute Christian Wulffs, Olaf Glaeseker, aus seinem Amt entlassen, wusste laut den Buchautoren von vielen Einzelheiten überhaupt nichts. Wie Welt berichtet, soll er weder von den Mallorca Urlauben, noch von dem skandalösen Anruf Wulffs, die auf der Mailbox des Bild Chefredakteurs Kai Diekmann landete. Das Vertrauen war zerstört zwischen Glaeseker und Wulff - und letztlich belastete der Ex-Bundespräsident seinen Freund auch noch schwer in einer Vernehmung. Kurz zuvor hatte er Glaeseker noch nett zu einem Barbecue eingeladen, als sei alles in Ordnung zwischen den beiden. Was für ein Spiel wurde da nur gespielt.

Autor Heidemann betont in einem Focus Interview zudem, in "Affäre Wulff" haben er und Harbusch genaustens belegen können, wann Wulff gelogen habe. So meinte der Ex-Bundespräsident laut Heidemann beispielsweise, die Upgrades bei seinen Privatflügen habe er sich durch Bonus Meilen erkaufen können, die er seit den 80er Jahren sammelte. Heidemann meint in dem Interview, das betreffende Miles-and-More Programm biete die Lufthansa allerdings erst seit 1993 an und die damit verbundene Kreditkarte erst seit 1999.

Für die Recherchearbeit, die einige brisante Details überhaupt erst ins Licht der Öffentlichkeit gebracht hat, erhielten die Journalisten Harbusch und Heidemann im Mai den Henri-Nannen-Preis.