Musical-Premiere von "Romeo und Julia": Ex-Rosenstolz-Mitglied Peter Plate schenkt Kiel die Songs

von Portrait von Lina Wemhöner Lina Wemhöner
Veröffentlicht am 15. August 2014

Die größte Liebesgeschichte aller Zeiten und das direkt in der schönsten Stadt am Meer – „Romeo und Julia“ in meiner Heimatstadt Kiel. Am Samstag, 16. August 2014, ist Shakespeares tragische Erzählung erstmals als Musical an der Kieler Förde zu erleben. Traumhafte Szenerien in einer traumhaften Kulisse. Was kann einen Zuschauer mehr begeistern? Momentan: Gar nichts, denn bereits vor der Uraufführung geht die Produktion auf Erfolgskurs, wie der NDR berichtet. Sämtliche der  geplanten 16 Open-Air-Veranstaltungen sind ausverkauft, lediglich wenige Restkarten sind noch erhältlich, und auch die am 1. September eingeschobene Zusatzveranstaltung verfügt nur noch über Restplätze. Für alle die, die keine Karten ergattern konnten, gibt es die Möglichkeit beim Public Viewing die Hauptdarsteller Fabian Buch als Romeo und Maxine Kazis als Julia in der Neuinszenierung des Klassikers zu begleiten. Daniel Karasek, Regisseur und Intendant des Kieler Theaters, verwirklicht dieses moderne Musical.

Eine Geschichte, die jeder kennt und die jeden berührt. Sehnsucht, Verlorenheit, die Suche nach Liebe, Loslassen, Verlieren und der unausweichliche Tod. Ein Werk – geschaffen für das Theater, aber auch für die Musik. Das Autorenteam Peter Plate und Ulf Leo Sommer haben sich der Herausforderung angenommen und ein vielschichtiges Album zum Musical geschaffen. Für die beiden, die seit über zwei Jahrzehnten zu den erfolgreichsten Textautoren und Komponisten zählen (unter anderem auch als Autoren und Produzenten der Band Rosenstolz), war es – nach eigenem Wortlaut – eine „Herzensangelegenheit“:

„Wir wollten schon immer ein Musical machen, haben viel darüber nachgedacht… nun ist es uns einfach in die Arme gelaufen.“

Da ich bereits jetzt schon die Chance erhalten haben, das Album zum Musical (VÖ: 22.08.2014) zu durchstöbern, will ich euch einen ersten Einblick ganz sicher nicht vorenthalten. Entstanden sind die Songs jenseits aller Musical-Klischees, denn sie erzählen uns eine Story, die mitten aus dem Leben gegriffen wurde. Die CD an sich ist keine reine Cast-Aufnahme, vielmehr ein Konzept-Album, das das Musical auch losgelöst von der Theaterbühne erlebbar macht.

„Ich schrei und ich schweig für die Liebe/Geh nochmal soweit für die Liebe/Ich sterb‘ und ich leb‘ für die Liebe“ („Für die Liebe“)

15 Songs, die berühren und mitten ins Herz greifen. Beide Hauptdarsteller des Musicals bezaubern durch ihre gefühlvollen Stimmen, glänzen durch Verletzlichkeit und Leidenschaft und offenbaren dem Zuhörer die Schwebe zwischen Sehnsucht und dem unendlichen Gefühl der Liebe:

„Ich könnte schreien, nur noch schreien. Und vor Glück nur noch weinen. Gäb es nur noch diese Nacht – mir egal!“

Neben zahlreichen melancholischen Stücken, wie etwa „Die Liebe kennt mich nicht“, „Für die Liebe“ oder „Vergiss mich nie“ als Final-Song, sind auch aufgeweckte Pop-Songs Bestandteile des Albums. Beispielsweise „Elektrisch“: Dieses Lied reißt jeden mit in ein undurchschaubares Gewimmel von Gefühlen, der ausgelassene Beat unterstützt diesen Eindruck und lässt uns tiefer in die Welt der Protagonisten eintauchen. Ekstatisch, wild und abgefahren wird dieser Song sogar zu einer mitreißenden Partynummer:

„Stell dich auf die Brücke Baby, niemals an die Wand. Da ist noch eine Lücke, Baby – gib mir deine Hand.“

Neben den Hauptdarstellern, die ihre Stücke selbst interpretieren, konnten auch hochkarätige Künstler gewonnen werden, die sich für das Projekt begeisterten. So singt die deutsche Schauspielerin Katharina Thalbach im Song „Señorita“ die Rolle der Amme und lässt dabei komödiantisches Talent erstrahlen. Als weitere Sänger brillieren Sopranistin Ruth Rosenfeld und der Entertainer Tim Fischer als Eltern Capulet in einem humorvollen Duett („Gutes Gefühl“) – sie werden ihre Tochter Julia reich verheiraten und machen ein gutes Geschäft damit:

„Und schwupps, sie heiratet schon…“

Aber auch Peter Plate selbst schlüpft für den Song „Natur“ in die Rolle des Pastors Lorenzo, der gern mit Pflanzen experimentiert und daraus Drogen herstellt. Lässig rappt er einen originalen Shakespeares-Text über die Erschaffung des Lebens.

„Romeo und Julia“ – eine Geschichte, die niemals verjährt, tausendmal erzählt wurde, aber immer wieder aktuell ist:

„Irgendwo schließt sich ganz leise ‘ne Tür/Und irgendwo schreit jemand laut: Bleib hier/Und dann machst du weiter/Vielleicht etwas leiser/Nichts ist für immer, keiner bleibt hier“ („Vergiss mich nie“)